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Drei deutsche Unis und das dunkle Universum
Redaktion / idw / Universität
Heidelberg
astronews.com
11. Juli 2006
Astronomen in Heidelberg,
Bonn und München wollen in den kommenden Jahren gemeinsam versuchen, hinter das
Geheimnis von Dunkler Materie und Dunkler Energie zu kommen. Die Kooperation wird
durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen eines so genannten transregionalen Sonderforschungsbereich mit dem Thema "Das Dunkle Universum"
unterstützt.
Im äußeren Bereich der Spiralgalaxie NGC 4526 wurde 1994 eine Supernova vom
Typ Ia beobachtet. Supernovae von diesem Typ haben den
Astronomen verraten, dass sich die Expansion des Universums
beschleunigt - ein Effekt, den man auf die Dunkle Energie zurückführt. Foto: NASA, ESA,
The Hubble Key Project Team und The High-Z Supernova Search Team |
Die Entschlüsselung Dunkler Materie und Dunkler Energie, die gemeinsam mehr
als 95 Prozent der Energiedichte unseres Universums ausmachen, ist ein
wesentliches Ziel moderner theoretischer und experimenteller physikalischer
Forschung. Aus einer Vielzahl von Messungen schließt man indirekt auf die
Existenz Dunkler Materie. Sie trägt bis zu einem Viertel zur Energiedichte des
Universums bei, aber man kennt ihre physikalische Natur und Zusammensetzung
bisher nicht. Bekannt sind heute nur die etwa fünf Prozent von so genannter baryonischer Materie,
die direkten Beobachtungen und Messungen zugänglich sind.
Der Hauptteil der Energiedichte des Universums besteht aus der gleichmäßig im
Weltall verteilten Dunklen Energie. Aus Messungen des Lichts entfernter
Sternexplosionen lässt sich folgern, dass unser Universum sich gegenwärtig
beschleunigt ausdehnt. In der theoretischen Beschreibung sucht man die Ursache
entweder in einer so genannten kosmologischen Konstanten in den Einsteinschen
Feldgleichungen oder in einer zeitabhängigen Beschreibung. Die Antwort auf die
Frage, ob die Dunkle Energie statischer oder dynamischer Natur ist, hat
fundamentale Bedeutung für die Physik. Sie betrifft nicht nur die Grundlagen von
Kosmologie und Astrophysik, sondern auch die der Teilchenphysik.
Der nunmehr bewilligte SFB-Transregio an den Universitäten Heidelberg, Bonn und
München wird die dort bereits vorhandene Forschung über Dunkle Materie und
Dunkle Energie aufgreifen, bündeln und weiterentwickeln. Vor allem wird auch die
mögliche Wechselwirkung von Dunkler Materie - der mit hoher Wahrscheinlichkeit
bisher unbekannte Elementarteilchen zuzuordnen sind - und Dunkler Energie zum
Thema der Initiative. Von besonderer Bedeutung sind dabei neben den
theoretischen Entwicklungen auch neue Messungen, mit denen sich beispielsweise
der Anteil Dunkler Energie als Funktion der Zeit bestimmen lässt. Diese werden
in die Arbeit des SFB einfließen. Auch die Möglichkeit eines gemeinsamen
Ursprungs von Dunkler Materie und Dunkler Energie wird Gegenstand der
Untersuchungen sein.
Aus der Zusammenarbeit von Wissenschaftlern an drei deutschen Universitäten, die
bisher schon auf Teilgebieten der vorgeschlagenen Initiative gearbeitet haben,
ergibt sich die Chance zu einer international führenden Stellung auf dem in den
kommenden Jahren weiter expandierenden Forschungsfeld Dunkler Materie und
Dunkler Energie. Sie soll im Rahmen dieses Transregios in 15 Teilprojekten
erarbeitet werden. Die Teilprojekte gliedern sich in drei Themenbereiche:
Ursprung Dunkler Energie und Dunkler Materie, Zeitentwicklung Dunkler Energie
sowie Zusammenhänge zwischen Dunkler Materie und Dunkler Energie.
Die Bedeutung dieses Forschungsgebietes wird auch dadurch deutlich, dass die
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gleichzeitig an der Universität Hamburg
einen neuen Sonderforschungsbereich zum verwandten Thema "Teilchen, Strings und
frühes Universum: Struktur von Materie und Raum-Zeit" bewilligt hat. Es wird
damit gerechnet, dass sich beide Sonderforschungsbereiche gegenseitig
befruchten.
Die DFG hat den Universitäten Heidelberg, Bonn und München für den neuen
Sonderforschungsbereich in der Physik etwa 6,5 Millionen Euro für zunächst vier
Jahre bewilligt. Die Laufzeit kann nach internationaler fachlicher Begutachtung
auf zunächst acht, höchstens 12 Jahre verlängert werden. Der weitaus größte
Anteil der Mittel fließt in 31 zeitlich befristete Wissenschaftler- und
Doktorandenstellen. Die Sprecheruniversität ist Heidelberg, mit dem
theoretischen Physiker Prof. Christof Wetterich vom Institut für Theoretische
Physik als Sprecher für die ersten vier Jahre.
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