Sonnenmission bis 2008 gesichert
Redaktion / idw / AIP
astronews.com
22. März 2006
Auf der Sonne ist zur Zeit nicht viel los. Eine ideale
Gelegenheit also für alle Sonnenforscher, sich einmal selbst in die Sonne zu
legen und auf aktivere Zeiten zu warten? Weit gefehlt: Unser Zentralgestirn hat
den Wissenschaftlern auch jetzt einiges zu bieten. So verlängerte die NASA
jetzt die RHESSI-Mission, die die Ursache von solaren Eruptionen untersuchen
soll.
Die NASA-Sonde RHESSI (künsterlische
Darstellung). Bild: NASA |
Der 11-jährige Zyklus der Sonnenaktivität befindet sich derzeit im Minimum. Es
gibt also wenige Sonnenflecken und Eruptionen. Wer aber denkt, dass Astronomen,
die sich mit der Erforschung der Sonne befassen, nun eine lange Urlaubszeit von
etwa vier Jahren einlegen, hat sich geirrt. Denn schon eine einzige aktive
Region bietet sehr viele komplexe Phänomene, die jetzt sehr gut beobachtet
werden können. "Gerade im Minimum finden nicht selten die interessantesten
Ereignisse statt", erläutert Sonnenforscher Alexander Warmuth vom
Astrophysikalischen Institut Potsdam. "Wir können sie besser analysieren, weil
unsere Beobachtungen nicht durch andere, gleichzeitig stattfindende Prozesse
gestört werden. Außerdem haben sich in den letzten, sehr aktiven Jahren viele
Daten angesammelt, die jetzt ausgewertet werden müssen".
Eine gute Möglichkeit zur Gewinnung von Sonnendaten bietet RHESSI, eine
Weltraummission der NASA, an der die Sonnenforscher des Astrophysikalischen
Instituts Potsdam beteiligt sind. Und hier gibt es Grund zur Freude, denn die
NASA hat die RHESSI-Mission bei ihrer Evaluierung, bei der über die
Zukunft aller derzeit laufenden Missionen entschieden wird, mit der höchsten
Punktzahl bewertet. Damit ist die Mission bis April 2008 abgesichert, und die
Sonnenforscher des AIP werden dabei sein.
Das Röntgen-Weltraumspektroskop RHESSI, das im Februar 2002 gestartet
wurde (astronews.com berichtete), soll die physikalischen Grundlagen der Partikelbeschleunigung in
Sonneneruptionen, den so genannten Flares, erforschen. Flares sind
Strahlungsausbrüche, bei denen in weniger als einer Stunde soviel Energie
freigesetzt wird, dass man damit den Gesamtbedarf der Menschheit für 100.000
Jahre decken könnte. Mit Hilfe von Spektren und Bildern im Röntgenbereich lassen
sich Rückschlüsse auf die Teilchenbeschleunigung auf der Sonne anstellen. Das
ist für das Verständnis der Sonnenflares von entscheidender Bedeutung, da dabei
ein Großteil der freiwerdenden Energie in hochenergetische Teilchen wie
Elektronen und Protonen gesteckt wird.
Die praktische Relevanz der Forschung liegt in der Untersuchung der
Sonnenaktivität und deren Einfluss auf den Menschen und die Erde. Dieses als
"Weltraumwetter" bezeichnete Forschungsgebiet befasst sich insbesondere mit den
Auswirkungen der Sonnenaktivität auf technische Systeme wie etwa Navigations-
und Kommunikationssatelliten oder Stromnetze. Die zunehmende Abhängigkeit
unserer technisierten Gesellschaft von solchen Einrichtungen wird die Bedeutung
der Sonnenforschung in Zukunft weiter erhöhen.
RHESSI steht für Reuven Ramaty High Energy Solar Spectroscopic Imager.
Die Mission hieß ursprünglich nur HESSI, wurde aber nach dem Start umbenannt um
Reuven Ramaty zu ehren, der an der Entwicklung des HESSI-Projekts wesentlichen
Einfluss hatte und im Jahr 2001 verstarb.
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