Plutos neue Monde bestätigt
von Stefan
Deiters
astronews.com
23. Februar 2006
Jetzt besteht kein Zweifel mehr: Der Planet Pluto
hat nicht nur einen, sondern drei Monde. Das Weltraumteleskop Hubble
visierte vor einer Woche den neunten Planeten an und bestätigte dabei einen
Befund aus dem vergangenen Jahr. Bei den beiden neuen Monden scheint es sich
nicht um eingefangene Asteroiden zu handeln. Sie sind vermutlich gemeinsam mit
Charon durch eine gewaltige Kollision entstanden.
Pluto mit seinen Monden am 15.
Februar 2006. Foto: NASA, ESA, H. Weaver
(Johns Hopkins University/Applied Physics
Laboratory), A. Stern
(Southwest Research Institute) und das HST Pluto
Companion Search Team
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Mit Spannung haben Astronomen auf die neuen Beobachtungen des Hubble-Weltraumteleskops
gewartet, die am Mittwoch vergangener Woche bestätigen sollten, was man nach
ersten Daten aus dem Mai 2005 schon vermutet hatte: der neunte Planet Pluto hat
neben Charon noch zwei weitere Monde.
Hubble schaute bei seinen
Beobachtungen deutlich gründlicher hin als im vergangenen Jahr. Dadurch hoffen
die Astronomen, mehr über die Eigenschaften der beiden Monde S/2005 P 1 und
S/2005 P 2 zu erfahren und auch zu klären, ob es noch weitere bislang
unentdeckte Trabanten des Pluto gibt. Wirkliche Zweifel hatten die Astronomen
an der Existenz der Monde nicht mehr, sie waren aber trotzdem erleichtert, als
Hubble die beiden Monde tatsächlich in etwa dort aufspürte, wo sie nach
ihren Berechnungen sein sollten. Die Hubble-Beobachtungen bestätigen
somit erneut, dass es sich bei den Objekten im so genannten Kuiper-Gürtel jenseits der
Neptunbahn um deutlich komplexere Systeme handeln kann als man zunächst
angenommen hat.
Die beiden Monde umkreisen Pluto in derselben Ebene wie der wesentlich
größere Mond Charon, der 1978 entdeckt wurde. Dies deutet nach Ansicht der
Astronomen darauf hin, dass die beiden Monde nicht etwa von Pluto eingefangen
wurden, sondern vielmehr zusammen mit Charon entstanden sind - in einer
vermuteten gewaltigen Kollision zweier Pluto-großer Kuiper-Gürtel-Objekte vor
rund vier Milliarden Jahren.
Die Astronomen um Hal Weaver von der Johns Hopkins University und Alan Stern
vom Southwest Research Institute haben Hubble aber nicht nur dazu benutzt, um
die Existenz der beiden neuen Monde zu bestätigen. Sie suchten auch gezielt nach
weiteren Monde ähnlicher Größe innerhalb der Bahn der neuen Monde, die sie aber nicht fanden. S/2005 P 1 und S/2005 P 2 sind rund 60.000 bzw. 45.000 Kilometer von Pluto
entfernt.
Die Entstehung des Pluto-Charon-Systems könnte Ähnlichkeit mit der Entstehung
des Systems von Erde und Mond haben: Auch der Mond ist nach allgemein
akzeptierter Ansicht durch die Kollision eines Mars-großen Objektes mit der Erde
entstanden. Die Trümmer sammelten sich in einer Umlaufbahn um
den Planeten und ballten sich schließlich zum Mond zusammen. Eine Antwort auf
die Frage, warum im Falle von Pluto drei Monde entstanden sind und nicht nur
einer wie bei der Erde, dürfte somit interessante Erkenntnisse über die
Entstehung von Satellitensystemen um Planeten liefern.
Hubble soll in einer Woche noch einmal auf Pluto gerichtet werden. Die
Astronomen hoffen dann mehr über die Farbe, Form und Größe der neuen Monde zu erfahren.
Auch das könnte helfen, das Rätsel um ihre Entstehung zu lösen.
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