Aufbruch zu Pluto und Charon
von Stefan
Deiters
astronews.com
17. Januar 2006
Heute könnte es soweit sein: Zum ersten Mal soll eine Sonde
starten, die den äußersten Planeten unseres Sonnensystems und die Objekte des so
genannten Kuiper-Gürtels jenseits der Neptun-Bahn erkunden soll. Gelingt der
Start von New Horizons bis spätestens Anfang Februar, würde ein
Swing-by-Manöver an Jupiter fünf Jahre Reisezeit sparen. New Horizons
würde dann den Pluto Mitte 2015 erreichen.
New Horizons soll Pluto, Charon und den Kuiper-Gürtel erkunden. Bild:
Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory / Southwest
Research Institute (JHUAPL/SwRI) |
Die Mission, die heute in Florida starten soll, hat eine lange Vorgeschichte.
Eine Mission zum eisigen neunten Planeten unseres Sonnensystems und den Objekten
des Kuiper-Gürtels stand schon lange auf dem Wunschzettel der Astronomen und
sollte ursprünglich in Form der Mission Pluto-Kuiper-Express auch durchgeführt
werden. Doch fehlgeschlagene NASA-Marsmissionen und Geldsorgen führten
schließlich dazu, dass Pluto-Kuiper-Express gestrichen wurde (astronews.com
berichtete).
Doch so leicht wollten die Forscher nicht aufgeben: Pluto, so eines ihrer
Argumente, entfernt sich derzeit immer weiter von der Sonne. Seine dünne
Atmosphäre wird kälter und kälter und wenn man mit einer Mission noch lange
wartet, ist fraglich, ob man von der tiefgefrorenen Atmosphäre überhaupt noch
etwas messen kann. Die Lobbyarbeit hatte Erfolg: Der Pluto-Kuiper-Express
wurde als New Horizons wiederbelebt und soll nun heute von Cape Canaveral
aus seine weite Reise an den Rand des Sonnensystems beginnen.
Die Sonde hat eine Größe von 0,7 mal 2,1 mal 2,7 Metern und ein Startgewicht von 478 Kilogramm. Darin sind 77 Kilogramm Treibstoff sowie 30
Kilogramm für wissenschaftliche Instrumente enthalten. Da in den äußeren
Regionen unseres Sonnensystems eine Energieversorgung durch Sonnensegel nicht
mehr möglich ist, wird New Horizons von einer nuklearen Brennstoffzelle
versorgt. Die Sonde wird mit einer Atlas 5-Rakete gestartet und wird die
schnellste Raumsonde sein, die je die Erde verlassen hat: Schon neun Stunden nach dem
Start wird sie Mondentfernung erreicht haben und bereits nach 13 Monaten den Jupiter.
Der Startzeitpunkt ist für die Mission äußerst kritisch: Gelingt der Start
bis zum 2. Februar kann die Sonde so an Jupiter vorbeifliegen, dass sie an dem
Gasriesen "Schwungholen" kann und so rund fünf Jahre Reisezeit einspart. Sie
würde Pluto und Charon dann Mitte 2015 erreichen. Zudem könnten die Instrumente
der Sonde beim Jupiter-Vorüberflug getestet werden. Gelingt der Start bis zum 2.
Februar nicht, könnte die Mission trotzdem noch bis zum 14. Februar starten,
allerdings würde New Horizons dann direkt zum Pluto fliegen und diesen,
ohne den Schwung vom Jupiter, frühestens 2019 erreichen.
New Horizons wird den Pluto und seinen Mond Charon in einer Weise untersuchen
können, die nur von einer Raumsonde aus möglich ist. Über fünf Monate sollen
detaillierte Messungen an Pluto und Charon durchgeführt werden. Die Sonde wird
nicht in einen Orbit um Pluto einschwenken, sondern den Planeten in einem
Abstand von rund 10.000 Kilometern und mit einer Geschwindigkeit von 14
Kilometern pro Sekunde passieren. An Charon soll New Horizons in einem
Abstand von 27.000 Kilometern vorüberfliegen. Für die folgenden Jahre ist eine
Erforschung weiterer Kuiper-Gürtel-Objekte geplant.
Für den größten Teil ihrer Reise wird New Horizons quasi abgeschaltet sein.
Nur die lebenswichtigen Instrumente bleiben angeschaltet. Einmal jährlich soll
ein Systemcheck und eventuelle Kurskorrekturen durchgeführt werden. Im
Schlafmodus sendet New Horizons lediglich ein wöchentliches Signal zur
Erde, um so dem Kontrollteam zu melden, dass alles in Ordnung ist. Die Mission
wird bis 2016 rund 700 Millionen Dollar gekostet haben.
Update: Der Start am 17. Januar wurde wegen zu starker Winde
verschoben, desgleichen am 18. Januar. Der Start erfolgte dann am 19. Januar um
20.00 Uhr MEZ. New Horizons ist auf dem Weg zum Pluto.
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