Erster Satellit vor dem Start
Redaktion / DLR
astronews.com
27. Dezember 2005 / Update: 28. Dezember 2005
Der erste Satellit des europäischen Navigationssystems
Galileo soll morgen, am 28. Dezember 2005, um 6:19 Uhr MEZ mit einer
Sojus-Rakete vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur aus starten. Ab Mitte
Januar 2006 wird er Navigationssignale zur Erde senden. Mit dem ersten der zwei
Testsatelliten, der den Namen GIOVE A trägt, startet die
Weltraumerprobung des europäischen Systems Galileo, das eine wesentlich
präzisere Navigation als das amerikanische GPS erlauben wird.
Der Satellit GIOVE A soll morgen in eine
Erdumlaufbahn starten. Bild: ESA |
Die Europäische Union (EU) und die Europäische Weltraumorganisation (ESA)
sowie ein privates Betreiberkonsortium investieren in den nächsten Jahren etwa
3,5 Milliarden Euro in den Aufbau des zivilen Navigationssystems, das ab 2011
aus 30 Satelliten bestehen soll. An der bis 2008 laufenden Entwicklung und
Erprobung des Systems beteiligt sich Deutschland mit rund 20 Prozent der
insgesamt 1,1 Milliarden Euro Gesamtkosten. Beim Deutschen Zentrums für Luft-
und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen wird für den Betrieb der 30 Satelliten
das deutsche Galileo-Kontrollzentrum eingerichtet, das zweite wird in
Italien sein.
Der Name "GIOVE" steht für "Galilei In-Orbit Validation Element". Er
würdigt die Errungenschaften von Galileo Galilei sowohl im Bereich der
Astronomie als auch in der Navigation. Galilei entdeckte 1610 die ersten vier
Monde des Jupiters. Gleichzeitig erkannte er, dass die Anordnung der vier Monde
zu dem Planeten als Uhr dienen kann, um überall auf der Erde den Längengrad zu
bestimmen. "GIOVE" ist zudem der italienische Name für "Jupiter".
Der erste Galileo-Satellit GIOVE A testet in einer Umlaufbahn von etwa
23.000 Kilometern Höhe, dem so genannten MEO (Medium Earth Orbit),
erstmals Schlüsseltechnologien wie Rubidium-Atomuhren und neue, speziell für
Galileo entwickelte Signalgeneratoren. Eines seiner Hauptziele ist die
Sicherung der Frequenzen, die Galileo von der Internationalen Fernmeldeunion
(ITU) zugeteilt wurden. Die Signale müssen bis Juni 2006 erfolgreich im All
ausgestrahlt werden, um diese Frequenzen für Galileo zu sichern.
Weiterhin werden mit GIOVE A neue Schlüsseltechnologien unter
Weltraumbedingungen, das heißt unter erhöhter Strahlungsintensität, sowie die
Ausstrahlung von zwei Navigationssignalen erprobt. Der nahezu würfelförmige
Satellit misst 1,3 mal 1,8 mal 1,65 Meter und hat ein Startgewicht von etwa 600
Kilogramm. Mit seinen zwei entfalteten Sonnenkollektorflächen erreicht er eine
Spannweite von 4,5 Metern. Sie sorgen für die benötigten 700 Watt Leistung. Die
Mission GIOVE A wird voraussichtlich zwei Jahre dauern.
Galileo ist das Satellitennavigationssystem Europas und im Gegensatz
zum amerikanischen GPS (Global Positioning System) zivil ausgerichtet. Es
wurde auf Initiative der Europäischen Kommission der EU ins Leben gerufen und
wird gemeinsam mit der ESA entwickelt. Nach erfolgreichem Abschluss der
Vorbereitungsphase im Jahr 2003 erreicht Galileo nun mit dem Start die
nächste wichtige Phase, die der Entwicklung und Erprobung. Für die Bewährung
unter Weltraumbedingungen wird eine aus mindestens vier Satelliten bestehende
Konstellation benötigt, um sowohl die genaue Position als auch die exakte Zeit
zu bestimmen. Eine entsprechende Anzahl von Bodenstationen vervollständigt das
System. Diese Phase wird Ende 2008 abgeschlossen sein.
In der anschließenden, etwa zweijährigen Errichtungsphase werden weitere 26
Satelliten gestartet und die benötigte Bodeninfrastruktur errichtet. Diese soll
Ende 2010 abgeschlossen sein, um ab 2011 den regulären Betrieb von Galileo
aufzunehmen. Den Nutzer werden dann mit hoher Präzision von den Signalen des
europäischen Galileo-Systems geleitet.
Update: Der Start am 28. Dezember 2005 ist erfolgreich verlaufen.
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