Wieder Startverbot für Shuttle-Flotte
von Stefan
Deiters
astronews.com
28. Juli 2005
Die Freude über den geglückten Start der amerikanischen Raumfähre
Discovery währte nur kurz: Während des Starts löste sich offenbar ein
größeres Stück Isolierschaum vom externen Tank der Fähre, kollidierte aber nach
Auswertung der Bilder nicht mit dem Orbiter. Bis zur Klärung des Vorfalls
verhängte die NASA ein Startverbot für die Shuttle-Flotte.
Ein Stück Isolierung des externen Tanks hat sich
während des Starts gelöst. Es hat aber offenbar das Space Shuttle
nicht getroffen.
Foto:
NASA |
Die NASA hatte sich sicherlich andere Schlagzeilen gewünscht: Die Raumfähre
Discovery, die heute an die Internationale Raumstation ISS andocken soll,
ist noch keine 48 Stunden im All, da verhängte die amerikanische
Raumfahrtbehörde wieder ein Startverbot über die Shuttle-Flotte. Die
Hoffnung der NASA und ihrer internationalen Partner, dass mit der Wiederaufnahme
der Flüge der Raumfähren der Bau der Internationalen Raumstation nun zügig
weitergehen kann, scheint sich also nicht zu erfüllen.
Das Startverbot für die Raumfähren wurde im Rahmen eines Pressegesprächs vom
Shuttle-Programm-Manager Bill Parsons ausgesprochen. Dieser berichtete
von einem Stück Isolierschaum, das sich in den ersten Minuten des Fluges von
einem Bereich des externen Tanks gelöst hatte, den die Techniker Protuberance
Air Load (PAL) Ramp nennen.
"Wir haben nicht erwartet, dass sich hier etwas
löst", so Parsons. "Die PAL Ramp ist ein Bereich des Tanks, den wir hätten
untersuchen müssen. Wir hatten aber bisher nur sehr wenig Probleme mit diesem
Bereich, so dass wir entschieden haben, dass es sicher ist, ohne Veränderungen
zu fliegen. Jetzt ist klar, dass das falsch war. Die Raumfähre wurde von dem
Stück Isolierschaum aber nicht getroffen. Bis wir wissen, was genau passiert
ist, werden wir nicht wieder starten. Ich weiß nicht, wann der nächste Start
sein wird. Dieses ist ja ein Testflug und der hat nun gezeigt, dass wir mit
unserer Arbeit noch nicht fertig sind."
Die Raumfähre Columbia war im Januar 2003 nach Ergebnissen des
Untersuchungsberichtes beim Start von einem Stück Isolierschaum getroffen
worden, das sich vom externen Tank gelöst hatte. Dadurch wurde das
Hitzeschutzschild der Fähre an einer kritischen Stelle geschwächt, durch die
beim Landeanflug heißes Plasma in den Flügel der Raumfähre eindringen konnte,
was schließlich zum Auseinanderbrechen der Columbia führte.
Die NASA
hatte daher versucht, durch Modifikationen am externen Tank die
Wahrscheinlichkeit solcher Ereignisse zu reduzieren - offenbar hat sie aber
zumindest einen kritischen Bereich falsch eingeschätzt. Auch die zahlreichen
Kameras, die den Startvorgang vom Boden und von der Raumfähre aus beobachten,
waren eine direkte Folge des Untersuchungsberichtes.
Die Discovery soll heute an die Internationale Raumstation ISS
andocken. Im Laufe der nächsten Tage wird auch weiteres Videomaterial zur Erde
überspielt, mit dessen Hilfe die Raumfähre nach möglichen Beschädigungen
abgesucht werden soll, die eine sichere Rückkehr zur Erde gefährden könnten.
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