Ein Planet um Fomalhaut?
von Stefan
Deiters
astronews.com
24. Juni 2005
Das Hubble-Weltraumteleskop hat um den 25 Lichtjahre entfernten Stern
Fomalhaut eine eigentümliche Staubscheibe ausgemacht: Das Zentrum der Scheibe
liegt über zwei Milliarden Kilometer von Fomalhaut selbst entfernt. Die
Astronomen deuten dies als einen Hinweis auf einen bislang unentdeckten
Planeten, der die Scheibe aus Gas und Staub stört.
Hubbles Blick auf die Staubscheibe um Fomalhaut (Punkt in der
Bildmitte). Bild: NASA, ESA, P. Kalas und J. Graham
(University of California, Berkeley) und M. Clampin (NASA's
Goddard Space Flight Center)
So stellt sich ein Künstler das System mit dem vermuteten
Planeten vor. Bild: NASA, ESA und A. Feild (STScI) |
15 astronomische Einheiten, also die 15-fache Entfernung der Erde von der Sonne
- so weit ist das Zentrum der Staubscheibe um den Stern Fomalhaut, oder auch HD
216956, von dem Stern entfernt, um den sich die Scheibe dreht. Eigentlich würde
man erwarten dass das Zentrum der Staubscheibe dort zu finden ist, wo auch der
Stern ist. Die wahrscheinlichste Erklärung für dieses Phänomen ist nach Ansicht
der Astronomen ein bislang unentdeckter Planet, der die Staubscheibe durch seine
Anziehungskraft beeinflusst und in einer elliptischen Bahn um die ferne Sonne kreist.
Diese Unregelmäßigkeit in der Staubscheibe war schon zuvor aus Beobachtungen mit
verschiedenen Teleskopen indirekt geschlossen worden, doch dank Hubbles hohem
Auflösungsvermögens ist es nun möglich, diese Abweichung sogar direkt
zu sehen. Das verstärkt den Verdacht, dass um Fomalhaut ein bislang unbekannter
Planet kreist. Ein Objekt größer als ein Planet, etwa ein Brauner
Zwerg, hätte nämlich auf den Hubble-Bildern zu erkennen sein müssen. "Unsere neuen
Hubble-Bilder bestätigen die frühere Vermutung, dass ein Planet den Ring um
Fomalhaut stört", so Paul Kalas von der Universität von Kalifornien in Berkeley.
Der Ring ähnelt in etwa dem Kuiper-Gürtel unseres Sonnensystems, einem großen
Reservoir von eisigen Objekten, die von der Entstehung des Sonnensystems
übrig geblieben sind.
Die Hubble-Beobachtungen erlauben damit einen Blick in die Jugendzeit eines
Planetensystems, in der gerade entstandene Planeten die noch vorhandenen Reste
von der Entstehung des Systems aus dem Weg räumen. Manche dieser eisigen Brocken werden ins
Innere des Planetensystems abgelenkt, kollidieren eventuell mit erdähnlichen
Planeten, die sie auf diese Weise mit Wasser versorgen. Andere Teile sammeln sich in den äußeren Bereichen des Systems und
bilden so etwas wie unseren Kuiper-Gürtel oder aber die Oortsche Wolke.
Für einen Planeten gibt es außer des eigentümlichen Zentrums noch weitere
Hinweise in den Hubble-Bildern: So ist der
innere Rand des Rings schärfer als der äußere Rand. Ein deutlicher Hinweise darauf, dass irgendetwas Material nach außen ablenkt. Außerdem ist der
Ring mit 25 Astronomischen Einheiten relativ schmal. Wenn es kein Objekt geben
würde, was den Ring zusammenhält, müsste er nach Ansicht der Astronomen deutlich
ausgedehnter sein. "Dieser Ring hat Ähnlichkeit mit dem, was Cassini bei den
Saturnringen beobachtet: Auch dort gibt es so genannte Hirtenmonde, die das
Ringmaterial zusammenhalten", so Kalas.
Der vermutete Planet dürfte Fomalhaut in einer Entfernung von 50 bis 70
Astronomischen Einheiten umrunden und damit im Inneren des Rings liegen, der 133
Astronomische Einheiten von Fomalhaut entfernt ist. Da Hubble den Planeten nicht
direkt sehen konnte, war es den Forschern nicht möglich, seine Masse zu
bestimmen. Sie wollen aber versuchen, die Masse aus Computersimulationen des
Ringsystems zu bestimmen.
Der Stern Fomalhaut ist 200 Millionen Jahre alt und damit im Vergleich zu
unserer 4,5 Milliarden Jahre alten Sonne recht jung. Der Ring um den Stern ist
allerdings im Verhältnis zu früher beobachteten Staubscheiben etwa um den Stern
Beta Pictoris oder AU Microscopii etwa zehn Mal älter. Es sollten also um
Fomalhaut schon Planeten entstanden sein.
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