Neuer Blick auf Whirlpool-Galaxie und
Adler-Nebel
von Stefan
Deiters
astronews.com
9. Mai 2005
Das Hubble-Weltraumteleskop beging unlängst seinen 15. Geburtstag und das
Space Telescope Science Institut feierte dies mit der Veröffentlichung
von zwei der
detailreichsten Aufnahmen, die Hubble je gemacht hat. Sie zeigen mit der
Whirlpool-Galaxie M51 und dem Adler-Nebel zwei bekannte und doch ganz
unterschiedliche Objekte. Aber es gibt eine Verbindung.
Hubbles Blick auf Whirlpool-Galaxie M51. Foto:
NASA, ESA, S. Beckwith (STScI) und The Hubble Heritage Team (STScI/AURA) [Gesamtansicht]
Der Adler-Nebel. Foto: NASA, ESA, und The Hubble Heritage
Team (STScI/AURA) [Großansicht] |
Die Erwartungen an das Hubble-Weltraumteleskop bei seinem Start Ende
April 1990 waren groß: Astronomen versprachen sich einen ganz neuen Blick ins
All, auf entfernte Galaxien, Schwarze Löcher und den Anfang des Universums. Und
Hubble hat nicht enttäuscht. Nach anfänglichen Problemen entwickelte sich
das Weltraumteleskop zu einem der wertvollsten Instrumente der Wissenschaftler
und liefert noch heute Tag für Tag Daten, die Forscher und interessierte
Öffentlichkeit faszinieren.
Und Hubble erlangte während der letzten 15
Jahre fast schon Kultstatus. Zuletzt wurde das deutlich, als die NASA
ankündigte, dass Teleskop in zwei Jahren zum Absturz bringen zu wollen, da die
Shuttle-Missionen zur Wartung als zu gefährlich und zu aufwendig
betrachtet wurden (astronews.com berichtete). Selten wurde um das Ausrangieren
eines wissenschaftlichen Instrumentes so viel Aufhebens gemacht und der neue
NASA-Chef hat unlängst signalisiert, dass die Entscheidung seines Vorgängers
nicht unumkehrbar sein muss.
Das Bild von M51 entstand im Januar 2005 und zeigt eine typische Spiralgalaxie:
In den beiden gebogenen Spiralarmen, die aus Sternen und Staub bestehen, werden
ständig neue, junge Sterne in Sternhaufen geboren. Im Zentrum der Galaxie
befindet sich ein gelblich leuchtender dichter Kern. Hier finden sich eher die
älteren Sterne.
Einige Astronomen nehmen an, dass die Spiralstruktur von M51 aus
einem besonderen Grund so ausgeprägt ist: Die kleinere Galaxie NGC 5195, die
rechts im Bild (siehe dazu Gesamtansicht) zu sehen ist, scheint die große Galaxie zu stören. Auf den ersten
Blick scheint es sogar so, als würde die kleinere Galaxie an einem der Spiralarme
zerren. Ein Trugschluss: NGC 5195 befindet sich hinter M51. Ihr Vorüberflug
stört die Scheibe der größeren Galaxie, wodurch mehr Gas komprimiert und so
Sternentstehung angeregt wird. Daher erscheinen die Spiralarme so brillant. M51 ist rund 31 Millionen Lichtjahre von der Erde
entfernt und liegt im Sternbild Jagdhunde.
Wie Sternentstehung im Detail aussehen kann, ist auf dem Bild aus dem Adler-Nebel
zu sehen: Bei dem 9,5 Lichtjahre langen dunklen Objekt handelt es sich um kaltes Gas und
Staub. Der Adler-Nebel ist ein Sternentstehungsgebiet und neue Sonnen entstehen
in Wolken aus kaltem Wasserstoffgas. Doch ungestört ist die Sternentstehung hier
nicht: Junge Sonnen sorgen durch ihre intensive Strahlung für mysteriöse
Formationen im Gas.
Das dunkle Gebilde könnte, so glauben die Forscher, eine
Brutstätte für neue Sterne sein, die allerdings am oberen Ende durch intensive
Ultraviolett-Strahlung wieder zerstört wird. Die kleinen Ausbuchtungen und
Finger in der Mitte der dunklen Wolke sind Beispiele dafür, wie eine Region
aussehen könnte, in der gerade ein Stern entsteht. Sie mögen klein erscheinen,
haben aber jeweils eine Größe die etwa dem Durchmesser unseres Sonnensystems
entspricht.
Und selbst die intensive Strahlung der jungen Sterne, die an dem Turm aus kaltem
Gas und Staub nagt, könnte Ursache für weitere Sternentstehung sein: Im oberen,
hell erleuchteten Ende lassen sich lange fingerartige Strukturen erkennen. Die
Wissenschaftler glauben, dass die Strahlung das Gas hier so erhitzt hat, dass
eine Schockwelle entstanden ist, die Material komprimiert und so wiederum
Sternentstehung angeregt hat. Das Bild entstand im November 2004.
Die zum Jubiläum veröffentlichten Bilder der Advanced Camera für Surveys
gehören zu den größten und schärfsten Bildern, die Hubble je aufgenommen hat.
Sie sind 20 Mal größer als die Aufnahmen, die für gewöhnlich mit einer typischen
Digitalkamera gemacht werden und könnten auf die Größe einer Reklametafel
vergrößert werden, ohne an Brillanz zu verlieren. Hubble wurde am 25. April 1990
ins All ausgesetzt und hat seit Inbetriebnahme über 700.000 Bilder von
kosmischen Objekten gemacht.
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