Aktivierung des MARSIS-Radars Anfang Mai
Redaktion
astronews.com
9. Februar 2005
Seit
über einem Jahr kreist die europäische Sonde Mars Express um den roten
Planeten und hat bereits unzählige eindrucksvolle Bilder und eine Flut von
wissenschaftlichen Daten zur Erde gefunkt. Dabei konnte ein Instrument an Bord
bislang noch gar nicht in Betrieb gehen: das Radarinstrument MARSIS. Ab Anfang
Mai soll es aber nun nach Wasservorkommen auf dem Mars fahnden.
Mars Express. Bild: ESA |
Die Europäische Weltraumorganisation hat grünes Licht für das MARSIS-Radar
gegeben, das sich an Bord der Raumsonde Mars Express befindet. Die Aktivierung
soll Anfang Mai 2005 erfolgen. Wenn diese Operation erfolgreich verläuft, wird
das Radar-System endlich damit beginnen können, nach unterirdischen
Wasservorkommen zu suchen und Studien zur Ionosphäre des Mars durchzuführen. Die Entscheidung, das MARSIS-Radar
zu aktivieren, wurde nach einer intensiven achtmonatigen Vorlaufzeit getroffen,
in der auf beiden Seiten des Atlantiks Computersimulationen und technische
Untersuchungen durchgeführt wurden, um mögliche Probleme beim Ausfahren
des Instrumentes und mögliche Folgen für das Raumfahrzeug und seine
wissenschaftlichen Geräte zu vermeiden.
Die drei MARSIS-Radarausleger sollten ursprünglich schon im April 2004 zum
Abschluss der Inbetriebnahmephase der Instrumente von Mars Express aktiviert
werden. Diese Ausleger bestehen aus zwei 20 Meter langen Hohlzylindern von je
2,5 Zentimeter Durchmesser sowie einem weiteren sieben Meter langen Ausleger. Da kein
zufrieden stellender Bodentest für die Aktivierung unter Flugbedingungen
durchgeführt werden konnte, war man bezüglich der Leistungsüberprüfung der
Ausleger auf Computersimulationen angewiesen.
Aktualisierte
Computersimulationen, die der kalifornische Hersteller kurz
vor der geplanten Freigabe vorgenommen hatte, ergaben, dass ein sogenannter "Whiplash-Effekt"
auftreten könnte, bevor die Ausleger in ihrer endgültigen, geraden Position
arretiert werden. Dies hätte zur Folge gehabt, dass die Ausleger das Raumfahrzeug treffen, wenn auch mit relativ niedriger Energie.
Gemäß einer Empfehlung des Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA, das das
Auslegersystem für das italienische MARSIS-Radarinstrument beigesteuert hatte,
und des wissenschaftlichen Teams von Mars Express entschied die ESA, das
Ausfahren der Radarausleger sofort zurückzustellen, bis ein umfassendes
Verständnis für die dynamischen Abläufe erreicht ist. Das JPL führte sodann ein
umfassendes Untersuchungsprogramm durch, das aus Simulationen, theoretischen
Studien und Tests an vergleichbaren Auslegern bestand.
Die letztgenannten Tests
befassten sich mit den potenziellen Materialalterungseffekten an den Auslegern.
Während des gesamten Programms fand eine enge Kooperation zwischen dem JPL und
den Experten aus Europa, von der ESA und dem ehemaligen Hauptlieferanten des
Raumfahrzeugs, der französischen Astrium SAS, statt. Im Januar wurde eine
unabhängige Ingenieurkommission mit Experten aus ESA und Industrie einberufen,
mit der Aufgabe, die Ergebnisse und Empfehlungen zum "Ob und wie" der
Vorgehensweise beim Ausfahren der Radarausleger zu diskutieren.
Während ihrer letzten Sitzung am 25. Januar hat die ESA-Kommission die
Empfehlung ausgesprochen, die MARSIS-Ausleger zu aktivieren. Begründet wurde
diese Entscheidung mit den Ergebnissen der Analysen, welche die möglichen
Zusammenstoß-Szenarien, die Stärke der Aufprallenergie, die
Materialbeschaffenheit und die physikalischen Bedingungen im Weltraum aufgezeigt
hatten. Die Kommission kam zu dem Ergebnis, dass das Risiko eines Aufpralls auf
das Raumfahrzeug zwar nicht auszuschließen, die Aufprallenergie aber klein und
die Wahrscheinlichkeit eines schweren Schadens sehr gering sein würde.
Ein möglicher Schadensfall besteht darin, dass ein Antennenausleger während
der Aktivierung entweder von selbst oder durch das Raumfahrzeug blockiert wird.
Auch wenn es Möglichkeiten gibt, ein solche Blockade zu beheben, müsste das MARSIS-Radarsystem dann im schlimmsten Fall als teilweise oder vollständig
verloren angesehen werden. Die Analysen ergaben jedoch, dass die Kontrollsysteme
von Mars Express mit einer solchen Konfiguration umgehen und somit die
Konsequenzen für andere wissenschaftliche Geräte auf ein Minimum reduzieren
können.
Die ESA-Kommission hat empfohlen, die Aktivierung für die am 2. Mai
beginnende Kalenderwoche vorzusehen. Sollten die verbleibenden Vorbereitungen
allerdings schneller als geplant verlaufen, wäre es eventuell möglich, die
Aktivierung bereits in der am 25. April beginnenden Kalenderwoche zu starten.
Eine frühzeitigere Aktivierung ist aus wissenschaftlicher Sicht wünschenswert,
da die Umlaufbahn des Mars Express dann schon im Mai 2005 Radarvermessungen der
wissenschaftlich interessantesten Mars-Regionen erlauben würde.
Verläuft die Aktivierung erfolgreich, wird das MARSIS-System
in der Lage sein, endlich die Geheimnisse der unterirdischen Beschaffenheit des
Mars zu lüften, und zwar mindestens bis zum 30. November 2005, dem offiziellen
Endtermin für die Mars Express-Aktivitäten, und darüber hinaus, falls die
Mission verlängert wird.
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