Auf
Teilchenjagd in Namibia
Redaktion
astronews.com
30. September 2004
Die
ersten wissenschaftlichen Ergebnisse liegen bereits vor, nun wurden die vier HESS-Teleskope in Namibia
auch offiziell für den wissenschaftlichen Betrieb freigegeben: Die Anlage
soll das elektromagnetische Spektrum des Himmels über der Südlichen Hemisphäre
nach Quellen von Teilchen höchster Energien absuchen und so astronomische und
astrophysikalische Grundlagenforschung in diesem Gebiet ermöglichen.
HESS - ein neues Fenster in das Hochenergie-Universum. Vier
12-Meter-Großteleskope suchen vom Gamsberg in Namibia aus den
Himmel über der Südlichen Hemisphäre nach Quellen der
energiereichsten Teilchen im Universum ab. Bild:
Max-Planck-Institut für Kernphysik |
Ein neues Cluster von Großteleskopen, das Quellen von energiereichen Teilchen
mit mehr als 100 Giga-Elektronenvolt (GeV), wie Supernova-Überreste und andere
exotische Objekte, erfassen soll, wurde am Dienstag durch den Premierminister der
Republik Namibia, Dr. Theo-Ben Gurirab, offiziell auf der Farm Göllschau in
Namibia eröffnet. An der Zeremonie nahmen zahlreiche hochrangige Gäste aus
Namibia, Südafrika, Frankreich und Deutschland teil.
Mit dem vom
Max-Planck-Institut für Kernphysik koordinierten internationalen
Gemeinschaftsprojekt, das auf Technologien aus der Teilchenphysik aufbaut,
erhält das noch junge Forschungsgebiet der TeV-Astronomie ein leistungsfähiges
Instrument, mit dem man möglicherweise auch erstmals "Dunkle Materie" im All
nachweisen kann. Mit der Einweihung der vier Teleskope ist die erste Phase von
H.E.S.S. abgeschlossen; das Großprojekt kann seine wissenschaftliche Arbeit zum
Nutzen der weltweiten Astronomie-Gemeinde beginnen.
H.E.S.S., die Abkürzung für ein "High Energy Stereoscopic System",
soll das elektromagnetische Spektrum des Himmels über der Südlichen Hemisphäre
nach Quellen von Teilchen höchster Energien absuchen und astronomische und
astrophysikalische Grundlagenforschung in diesem Gebiet ermöglichen. H.E.S.S ist
ein großes Kooperationsprojekt zwischen vielen europäischen und afrikanischen
Institutionen. Das Teleskop wurde in enger Kooperation mit der University of
Namibia verwirklicht und soll die internationale Zusammenarbeit in der
Grundlagenforschung sowie die Heranbildung eines eigenen wissenschaftlichen und
technischen Nachwuchses im südlichen Afrika unterstützen.
Das Projekt basiert auf einem Vorschlag des Max-Planck-Instituts für
Kernphysik in Heidelberg; seine Infrastruktur sowie die größeren Komponenten der
insgesamt vier Teleskope wurden von der Max-Planck-Gesellschaft sowie dem
Max-Planck-Institut für Kernphysik - in enger Zusammenarbeit mit Forschergruppen
an den Universitäten Hamburg, Bochum, der Humboldt-Universität Berlin sowie der
Landessternwarte Heidelberg und mit Unterstützung des BMBF im Rahmen des
Förderschwerpunkts "Astroteilchenphysik" - bereitgestellt.
Insgesamt haben
Max-Planck-Gesellschaft und Bundesforschungsministerium zusammen 6,3 Millionen Euro
aufgewendet und tragen damit rund drei Viertel der Gesamtkosten von 7,9 Millionen Euro
(inklusive Infrastruktur). Wichtige technische Komponenten steuerten die
französischen Kooperationspartner bei. Auch die anderen internationalen Partner
aus Europa und dem südlichen Afrika leisteten wertvolle Beiträge zu diesem
Projekt.
Das neue Forschungsinstrument besteht in der Anfangsphase aus einem Cluster von
vier miteinander vernetzten optischen Großteleskopen, das später noch erweitert
werden kann. Das Projekt ist für eine Dauer von vorerst 10 bis 15 Jahren
ausgelegt. Namibische Unternehmen haben die technische Infrastruktur in enger
Kooperation auf höchstem technischen Niveau realisiert.
Erste Beobachtungen wurden bereits in den Jahren 2002 und 2003 - während der
schrittweisen Inbetriebnahme der Teleskope - durchgeführt und haben bereits zu
wichtigen Erkenntnissen geführt. Diese wurden als wissenschaftliche Highlights
auf den diesjährigen Konferenzen in der Astroteilchenphysik eingestuft. Dazu
gehört die Entdeckung einer Quelle für höchstenergetische Gamma-Strahlung im
Zentrum unserer Milchstraße, höchstwahrscheinlich Überrest einer vor 10.000
Jahren explodierten Supernova (astronews.com berichtete).
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