Wiedersehen
mit Cassiopeia A
von Stefan
Deiters
astronews.com
31. August 2004
Vor
fast genau fünf Jahren berichtete astronews.com über die ersten Bilder, die das
NASA-Röntgenteleskop
Chandra kurz nach der Inbetriebnahme zur Erde sandte: Sie zeigten den
Supernova-Überrest Cassiopeia A. Jetzt hat Chandra die Reste des
explodierten Sterns noch einmal unter die Lupe genommen und rund 200 Mal mehr
Daten über Cassiopeia A zur Erde gefunkt als beim "First Light" vor fünf Jahren.
Die neue
Chandra-Aufnahme von Cassiopeia A. Der grünliche Ring hat einen
Durchmesser von zehn Lichtjahren und zeigt, wie weit sich die
Schockwelle seit der Explosion ausgedehnt hat. Foto: NASA / CXC /
GSFC / U. Hwang et al. [Großansicht] |
Das kürzlich veröffentlichte Bild von Cassiopeia A, das auf Beobachtungen des
NASA-Röntgenteleskop Chandra aus der ersten Jahreshälfte basiert, enthält rund
200 Mal mehr Daten als das "First Light"-Bild, das vor fast genau fünf Jahren
entstand. Die neue Aufnahme deutet darauf hin, dass die gewaltige Explosion, die
durch den Kollaps eines massereichen Sterns verursacht wurde, weitaus
komplizierter abgelaufen ist, als vermutet. "Obwohl dieser junge
Supernova-Überrest viele Jahre lang intensiv studiert wurde, ist die neue Chandra-Aufnahme
trotzdem die detailreichste Beobachtung, die je von den Überresten eines
explodierten Sterns gemacht wurden", erläutert Martin Laming vom Naval
Research Laboratory in Washington, der zum Beobachterteam gehörte. "Es ist
eine wahre Goldgrube, die Astronomen noch viele Jahre beschäftigen wird."
Das Bild basiert auf einer Beobachtung von einer Millionen Sekunden (also
11,5 Tagen). Die Forscher konnten in den verschiedenen Aufnahmen zwei Jet-ähnliche Strukturen
ausmachen, die bis in eine
Entfernung von rund zehn Lichtjahren vom Zentrum der Explosion reichen (einer
dieser Jets ist in der linken oberen Bildhälfte zu sehen). Außerdem
entdeckten die Forscher Eisenwolken, die sich offenbar seit der Explosion vor
rund 340 Jahren unvermischt erhalten haben. "Das Vorhandensein dieser beiden
Jets könnte darauf hindeuten, dass Jets deutlich häufiger bei normalen
Supernova-Explosionen vorkommen, als Astronomen bislang vermutet haben", so Una
Hwang vom Goddard Space Flight Center der NASA, der die Beobachtungen
leitete.
Röntgenspektren zeigen, dass die Jets reich an Silizium-Atomen sind und fast
überhaupt keine Eisen-Atome enthalten. Allerdings finden sich fingerförmige
Regionen, die nahezu rechtwinklig zu den Jets liegen (bläulich, links unten) und die fast nur aus
Eisengas bestehen. Dieses Eisen wurde im heißen Zentrum des Sterns erzeugt. Aus
der Tatsache, dass sich in den Jets wenig Eisen findet, folgern die Astronomen,
dass der Jet recht bald nach der Explosion
entstanden sein muss, da er andernfalls deutlich mehr Eisen hätte enthalten
müssen.
Ein weiteres Überbleibsel der Explosion ist leicht zu übersehen: Im Zentrum
des Nebels findet sich ein Neutronenstern, der sich allerdings nicht - wie etwa
sein Pendant im Krebs-Nebel oder der Vela-Pulsar - schnell um seine eigene Achse
dreht und auch nicht von einer magnetisierten Wolke aus Elektronen umgeben ist.
Der Neutronenstern im Zentrum von Cassiopeia A ist sehr unauffällig.
Chandra wurde von der US-Raumfähre Columbia im Juli 1999 ausgesetzt
und hat am 19. August 1999 die ersten Beobachtungen von Cassiopeia A gemacht,
die dann am 26. August 1999 veröffentlicht wurden (astronews.com berichtete).
Die Mission des Weltraumteleskops sollte ursprünglich fünf Jahre dauern, wurde
aber schon vor einem Jahr von der NASA für fünf weitere Jahre verlängert.
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