Supernova
als Sternenkatapult
von Rainer Kayser
10.
August 2004
Einer internationalen Gruppe von Astronomen ist es erstmals gelungen den
Geburtsort eines so genannten Mikroquasars zu bestimmen: LSI +61 303
wurde durch eine Supernova-Explosion vor 1,7 Millionen Jahren aus dem
Sternhaufen IC 1805 herauskatapultiert. Sternhaufen und Mikroquasar sind
rund 7.500 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Künstlerische Darstellung eines Mikroquasars.
Bild:
ESA, NASA, Felix Mirabel |
Vor 1,7 Millionen Jahren explodierte im Sternhaufen IC 1805 ein Stern.
Die Wucht dieser Supernova katapultierte den bei der Explosion
entstehenden Mikroquasar mit hoher Geschwindigkeit aus dem Sternhaufen
heraus. Zu diesem Schluss kam ein internationales Team von Astronomen
nach genauen Beobachtungen des 150 Lichtjahre von IC 1805 entfernt
gelegenen Mikroquasars LSI +61 303. Es ist das erste Mal, dass sich der
Geburtsort eines mit hoher Geschwindigkeit durchs All rasenden
Mikroquasars aufspüren ließ.
"Sowohl der Mikroquasar als auch der
Sternhaufen sind 7.500 Lichtjahre von uns entfernt, außerdem ähnelt die
chemische Zusammensetzung des normalen Sterns in dem Mikroquasar den
anderen Sternen in IC 1805", erläutert Felix Mirabel vom Institut für
Astronomie and Weltraumphysik in Argentinien, einer der beteiligten
Forscher. "Deshalb sind wir uns sicher, dass dieser Sternhaufen der
Geburtsort des Mikroquasars ist."
Als Mikroquasar bezeichnen Astronomen enge Paare aus einem Neutronenstern
oder Schwarzen Loch und einem normalen Stern. Der Neutronenstern oder das
Schwarze Loch entreißen mit ihrer enormen Schwerkraft dem normalen Stern
Materie, die sich in einer schnell rotierenden Scheibe ansammelt. Durch starke
Magnetfelder wird ein Teil dieser Materie über den Polen des Neutronensterns
oder Schwarzen Lochs in eng gebündelten Plasmastrahlen ins All geschossen.
Neutronensterne und Schwarze Löcher entstehen bei der Explosion sehr
massereicher Sterne am Ende ihres Lebens. Während die Explosion die äußeren
Teile des Sterns zerfetzt, kollabiert das Sterneninnere zu einem extrem kompakten
Objekt. Da die Explosion nicht kugelsymmetrisch verläuft, erhält der
Sternenüberrest einen "Kick", der ihn durchs All katapultiert. "Die Untersuchung
von Systemen wie diesem erlaubt es uns, die physikalischen Prozesse bei einer
Supernova-Explosion besser zu verstehen", so Mirabel.
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