Wird
Earthguard 1 die Erde überwachen?
Redaktion
astronews.com
13. Juli 2004
Für
Astronomen ist es nur eine Frage der Zeit: Irgendwann wird wieder ein gewaltiger
Asteroid auf der Erde einschlagen. Doch wie kann man verhindern, dass unsere
Zivilisation einer solchen Katastrophe zum Opfer fällt? Bei der europäischen
Weltraumagentur ESA werden daher zur Zeit sechs mögliche Missionen diskutiert,
durch die man mehr über gefährliche Asteroiden herausfinden will - darunter auch
die deutsche Mission Earthguard 1.
Permanente Asteroidengefahr: die ESA will mit einer Mission mehr
über die potentielle Bedrohung durch Asteroiden lernen.
Bild:
NASA /Don Davis |
Als vor etwa 65 Millionen Jahren ein rund 12 bis 15 Kilometer großer Brocken
aus dem Weltall mit einer Geschwindigkeit von etwa 20 Kilometern pro Sekunde im
Golf von Mexiko einschlug, führte dies zu einer dramatischen Klimaveränderung
auf der Erde, da sich durch den aufgewirbelten Staub die Atmosphäre verdunkelte
und die Temperaturen sanken. Viele Lebewesen überlebten diese globale
Umweltkatastrophe nicht und starben komplett aus. Damals ging das Zeitalter der
Saurier zu Ende und das der Säugetiere begann. Letztlich verdanken wir Menschen
unsere Existenz also einer großen irdischen Katastrophe, ausgelöst durch den
Einschlag eines kosmischen Objekts von gewaltigem Ausmaß.
Kann ein solches Ereignis erneut die Erde und auch die Existenz der
Menschheit bedrohen? Dieser Frage gehen zahlreiche Wissenschaftler in der Welt
intensiv nach. Auch die europäische Weltraumorganisation ESA beschäftigt sich
damit seit geraumer Zeit. Zur Klärung der Frage hat sie im Januar 2002
europäische Weltraumingenieure und Forscher aufgefordert, Konzepte für
Weltraummissionen zur Entdeckung und Erkundung von potentiell gefährlichen
erdnahen Asteroiden und Kometen zu erarbeiten. In einem internationalen
Wettbewerb sollen die besten Ideen herausgefiltert werden.
Unter den sechs Projektskizzen, die im Sommer 2002 von der ESA ausgewählt und
weiter gefördert wurden (astronews.com berichtete), ist einer aus Deutschland,
der vom Berliner DLR-Institut für Planetenforschung in Zusammenarbeit mit der
Firma Kayser-Threde aus München ausgearbeitet wurde. Mit dem Weltraum-Teleskop
Earthguard 1 sollen potentiell gefährliche erdnahe Objekte frühzeitig
entdeckt und erfasst werden. Aus seiner Umlaufbahn um die Sonne würde
Earthguard 1 in der Lage sein, Objekte zu entdecken, die von der Erde aus
nicht sichtbar sind. Mit Hilfe seiner raffinierten Detektoren und Software würde
Earthguard 1 die Bewegungen von Asteroiden und Kometen gegen den
Hintergrund der Fixsterne automatisch erkennen können.
Neben dem deutschen Vorschlag gibt es zwei weitere für Weltraum-Teleskope. Die
anderen drei Konzepte befassen sich mit der genauen Erkundung von ausgewählten
erdnahen Asteroiden durch Rendezvous-Missionen.
Bei der Entwicklung von Planeten und kleinen Körpern des Sonnensystems haben
Kollisionen eine zentrale Rolle gespielt. Einschläge von Asteroiden und Kometen
haben während der gesamten Geschichte der Erde entscheidend zur Bildung und zum
Aufbau ihrer Oberfläche beigetragen. Vielleicht haben wir dem Transport
organischer Moleküle durch Asteroiden und Kometen sogar die Entstehung von Leben
auf der Erde - und damit unsere Existenz - zu verdanken.
Dieser Prozess geht aber weiter. Heute ist die Einschlagsrate allerdings viel
geringer als in der frühen Entwicklungsphase unseres Planeten. Dennoch "regnen"
heute rund einhunderttausend Tonnen Material aus Gestein und Metall pro Jahr auf
die Erde hinab, zumeist ohne große Gefahr für die Menschen: die kleineren
Teilchen von wenigen Millimetern Größe verglühen in der dichteren Erdatmosphäre
aufgrund der großen Reibung und sind nachts als Sternschnuppen zu erkennen.
Größere Körper von mehreren Metern Durchmesser werden zwar zum größten Teil in
der Erdatmosphäre zerstört, feste Brocken können allerdings bis auf die
Erdoberfläche durchschlagen.
Doch Einschläge von Asteroiden, auch größeren, sind immer noch ein
natürliches Phänomen auf allen Planeten: und der nächste große Einschlag mit
globalen Auswirkungen auf die Erde ist nach Einschätzung der
Wissenschaftsgemeinde nur eine Frage der Zeit. Ein solcher Einschlag könnte
verheerende Folgen für unsere Zivilisation haben. Für die genaue Berechnung des
Risikos und für die Entwicklung potentieller Abwehrmaßnahmen wollen die
Wissenschaftler deshalb sehr viel mehr über die Anzahl und physikalischen
Eigenschaften dieser Körper lernen.
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