ASTEROIDEN
Sechs
Projekte gegen NEOs
von Stefan
Deiters
astronews.com
25. September 2002
Das
Ende der Dinosaurier ist vermutlich auf den Einschlag eines Asteroiden oder
Kometen auf der Erde zurückzuführen. Obwohl solche apokalyptischen Ereignisse
sehr selten sind, gibt es keinen plausiblen Grund, warum sich so ein Einschlag
nicht wiederholen sollte. Daher versucht die europäische Weltraumagentur ESA
aktiv, Forschungen zum Schutz der Erde gegen Asteroideneinschläge zu fördern.
Darstellung des inneren Sonnensystems. Die roten Punkte
symbolisieren NEOs, also Asteroiden, die der Erde nahe kommen
können. Darstellung: Minor Planet Center
[größere Ansicht] |
Erst vor wenigen Wochen machte ein Asteroid namens 2002 NT7 Schlagzeilen, dem
kurz nach seiner Entdeckung eine geringe Wahrscheinlichkeit zugerechnet wurde,
am 1. Februar 2019 die Erde zu treffen und damit eine globale Katastrophe
auszulösen. Glücklicherweise stellte sich nach weiteren Beobachtungen heraus,
dass die Bahn den Felsbrocken in diesem Jahrhundert an der Erde vorbeiführen
wird. Eine solche Entwarnung gab es bislang für jeden erdnahen Asteroiden, der
von Astronomen entdeckt wurde: Je genauer die Bahn eines dieser Objekte durch
immer mehr Daten bekannt war, desto geringer wurde die Wahrscheinlichkeit, dass
sie mit der Erde kollidierten. Bis heute hat man keinen Asteroiden entdeckt, der
mit der Erde in absehbarer Zeit kollidieren wird.
Trotzdem können Asteroiden - und hier vor allem die so genannten erdnahen
Objekte, near earth objects (NEO) - für das Leben auf der Erde eine
erhebliche Gefahr darstellen. Am häufigsten wird die Erde allerdings von kleinen
Felsbrocken getroffen, die einen Durchmesser von weniger als 50 Meter haben und
in der Atmosphäre verglühen. Man schätzt, dass rund 50.000 Fragmente von NEOs
jedes Jahr als Meteoriten auf die Erde niederregnen. Größere Brocken sind
hingegen relativ selten: Die Kollision mit einem NEO mit 50 Metern Durchmesser
erwarten Astronomen alle 100 bis 300 Jahre, die Kollision mit einem Brocken von
einem Kilometer Durchmesser nur alle 100 Millionen Jahre. Von diesen wurden
bislang 600 entdeckt, was nach Ansicht der Forscher gerade mal die Hälfte ist.
Doch wie bereitet man sich darauf vor, wenn tatsächlich einmal ein
"Planetenkiller" auf die Erde zusteuert? Die europäische Weltraumagentur ESA hat
zur Beantwortung dieser Frage ein neues Projekt gestartet, in dessen Rahmen
Ideen gesucht werden, wie man der Asteroidengefahr am besten begegnen könnte. An
erster Stelle steht dabei die Erforschung dieser Objekte, denn erst durch
genauere Kenntnisse der NEOs ist auch eine wirkungsvolle Abwehr möglich. Nun hat
die ESA die sechs interessantesten Vorschläge ausgewählt, von denen nach
weiterer Prüfung einer oder vielleicht auch mehrere verwirklicht werden sollen:
Das Projekt "Don Quijote" besteht aus zwei Raumsonden: eine namens "Hidalgo"
soll direkt auf einen Asteroiden geschossen werden, während eine zweite Sonde
"Sancho" den Einschlag beobachtet. So sollen Informationen über die innere
Struktur des Asteroiden gesammelt aber auch ermittelt werden, ob eventuell eine
Ablenkung eines NEOs möglich wäre. Das zweite Projekt "Earthguard 1" soll aus
einem heliozentrischen Orbit nach NEOs suchen, während "ISHTAR" das Innere eines
Asteroiden mit Hilfe von Radartomographie erkunden soll.
Im Rahmen des Projektes "SIMONE" könnte eine Flotte kleiner und günstiger
Raumsonden zu verschiedenen NEOs aufbrechen, um möglichst viel über die Familie
dieser Asteroiden zu erfahren. Die letzten beiden Projekte beschäftigen sich mit
der Entdeckung der gefährlichsten NEOs sowie mit der detaillierten
Auskundschaftung der physikalischen Parameter der NEOs vom Weltraum aus.
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