Welche Informationen müssen zukünftige Missionen zu Asteroiden liefern,
um dadurch auch Entscheidungshilfen in der Hand zu haben, wie auf eine
mögliche Gefährdung durch einen Asteroiden zu reagieren ist? Diese Frage
diskutierten Wissenschaftler vom 3. bis 6. September bei einem Workshop im
amerikanischen Arlington. Im Gegensatz zu Erdbeben oder Vulkanausbrüchen,
deren Gefahren schon seit Jahrhunderten bekannt sind, ist die Gefährdung
des Lebens auf der Erde durch einen Asteroideneinschlag erst in den
letzten Jahren deutlich geworden. Im Gegensatz zu den irdischen
Naturkatastrophen wären Asteroideneinschläge allerdings vermeidbar, wenn
man die gefährlichen Kandidaten früh genug erkennt und von ihrer
mörderischen Bahn abbringt.
Astronomen haben bislang Größe und Orbits von rund 1.500 Asteroiden
recht genau bestimmt. Von insgesamt 1.000 vermuteten Asteroiden mit einem
Durchmesser von mehr als einem Kilometer wurden 600 ausgemacht.
Felsbrocken ab dieser Größe gelten als regelrechte Killer: Ein Einschlag
würde auf der Erde für beträchtliche Verwüstungen globalen Ausmaßes
sorgen. Bis 2008 wollen die Forscher 90 Prozent dieser potentiell
gefährlichen Asteroiden aufgespürt haben. Bis heute wurde noch kein
Asteroid entdeckt, der sich auf direktem Kollisionskurs mit der Erde
befindet.
Doch wie sollte man vorgehen, wenn man plötzlich einen solchen
Felsbrocken im All ausmacht? Bei der Diskussion dieser Frage wiesen viele
Fachleute auf die Unsicherheit hin, die es bis heute über die
Oberflächenbeschaffenheit von Asteroiden gibt. So deuten mehr und mehr
Beobachtungen darauf hin, dass Asteroiden mit einem Durchmesser von mehr
als einigen hundert Metern ein sehr komplexes Innenleben haben und mehr
lockere Konglomerate sein dürften, was beispielsweise die Wirkung einer
Explosion verringern würde. Zur Überraschung der Forscher zeigte sich
auch, dass etwa ein Sechstel aller Asteroiden, die einmal in Erdnähe
kommen, über einen Mond verfügt, was es deutlich schwieriger macht, den
Orbit des Felsbrockens zu ändern.
Interessanterweise ähneln die Forschungen, die nötig sind, um etwas über
die Frühgeschichte unseres Sonnensystems und den Aufbau der Asteroiden zu
erfahren, den Untersuchungen, die man benötigt, um herauszufinden, wie man
einen potentiell gefährlichen Felsbrocken am besten neutralisiert. Beide
Bereiche erfordern ein deutlich besseres Wissen über den inneren Aufbau
von Asteroiden. Und die Tagungsteilnehmer haben auch schon über gemeinsame
Experimente nachgedacht: So wurde eine großen aber leichter
Sonnenkollektor diskutiert, der durch sein gebündeltes Licht Material von
der Oberfläche eines Asteroiden verdampfen könnte. Diese Gase könnte man
untersuchen, um mehr über den Felsbrocken zu erfahren. Anderseits aber
könnte man auch den Schub messen, den das abströmende Material auf den
Asteroiden ausübt, um so herauszufinden, ob die Ablenkung von Asteroiden
mit Hilfe von Solarenergie eine möglich Option ist.
Da dichte Vorüberflüge von Asteroiden relativ häufig vorkommen, halten
manche Forscher die Weiterentwicklung von Antriebstechnologien für
erforderlich, die ein Raumschiff sehr schnell auf einen Rendezvouskurs mit
einem Asteroiden bringen könnte, um diesen zu untersuchen. Auch betonten
die Forscher die Notwendigkeit von bodengestützten
Asteroiden-Suchprogrammen, die möglicherweise auch durch ein
entsprechendes Weltraumteleskop ergänzt werden könnten.