Software aus
Braunschweig macht Raumfahrt sicherer
Redaktion
astronews.com
18. Juni 2004
Mehrere
Jahrzehnte Raumfahrt haben nicht nur Raketen und Satelliten immer
fortschrittlicher gemacht, sondern auch jede Menge Müll im erdnahen Weltraum
zurückgelassen. Müll, der ein Gefahr für Satelliten und bemannte
Raumfahrtmissionen darstellt. Eine an der TU Braunschweig im Rahmen einer
Doktorarbeit entwickelte Software kann helfen, die Gefahren gering zu halten.
Simulation der Position des derzeit beobachteten Weltraummülls.
Bild:
NASA |
Im Laufe der Raumfahrtaktivitäten der vergangenen 40 Jahre hat sich eine
beträchtliche Zahl künstlicher Objekte im erdnahen Weltraum angesammelt. Der so
genannte Weltraummüll besteht zum Beispiel aus Explosionstrümmern von Raketen,
ausgedienten Nutzlasten von unterschiedlichsten Missionen oder
Treibstoffpartikeln. So klein diese Objekte auch sein können - durch die teils
sehr hohen Geschwindigkeiten, mit denen sie auf Raumschiffe oder Satelliten
zurasen können, sind sie in der Lage, verheerende Schäden anzurichten und sogar
das Leben von Astronauten zu gefährden.
Bei der Planung von Raumfahrtmissionen müssen die Experten daher das
jeweilige Risiko durch Weltraummüll möglichst gut berechnen können. Sie
verlassen sich dabei zum einen auf Messdaten von Radarsystemen und Teleskopen,
die allerdings bisher nur ein eingeschränktes Blickfeld erfassen. Zum anderen
beziehen sie Computermodelle ein, die die Verteilung der Objekte simulieren -
was bisher jedoch nur im Einzelfall überprüft werden konnte. Dem Braunschweiger
Doktoranden Holger Krag ist es in seiner Dissertation gelungen, beide Verfahren
in Einklang zu bringen.
Damit hat er eine bislang nicht gekannte Präzision
erreicht und zur Sicherheit der Raumfahrt beigetragen. So konnten mehrere
bislang unbeobachtete Explosionen von Raumobjekten nachgewiesen werden. Den
dadurch verursachten Weltraummüll hatten die Experten bis dorthin unterschätzt.
Die von Krag entwickelte Software wird inzwischen von Weltraumagenturen,
Institutionen und Firmen angewendet, um Teleskope und Messverfahren zu
verbessern und um künftige Missionen zu planen.
"Holger Krag ist schon jetzt ein gefragter Experte im Bereich Weltraummüll",
so Prof. Peter Vörsmann vom Institut für Luft- und Raumfahrtsysteme der TU
Braunschweig. Krag war an verschiedenen Studien und Projekten des DLR und der
ESA beteiligt und vertrat die Bundesrepublik Deutschland als Delegierter beim
IADC (Inter-Agency Debris Coordination Committee), wo die
Raumfahrtagenturen Lösungen zum Weltraummüll abstimmen. Seit einem Jahr ist er
als Systemingenieur in der Luft- und Raumfahrtindustrie beschäftigt, wo er an
der Entwicklung des europäischen Satelliten-Navigationssystems Galileo
beteiligt ist.
Die Technische Universität Braunschweig ehrte ihren früheren
Doktoranden gestern mit dem mit 4.000 Euro dotierten Heinrich-Büssing-Preis der
Stiftung zur Förderung der Wissenschaften an der Carolo-Wilhelmina Braunschweig
für seine Doktorarbeit: "A Method for the Validation of Space Debris Models and
for the Analysis and Planning of Radar and Optical Surveys".
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