Sterne wie Sand am Meer
von Stefan
Deiters
astronews.com
13. April 2004
Auch im April demonstriert das Team des Hubble Heritage Projektes
wieder, welch einmaliges Instrument das Weltraumteleskop Hubble ist:
Auf der detailreichen Aufnahme der Spiralgalaxie NGC 300 sind unzählige
Sterne als individuelle Lichtpunkte auszumachen, obwohl das System rund
6,5 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt ist.

Hubbles Blick auf die Spiralgalaxie NGC 300 in 6,5 Millionen
Lichtjahren Entfernung. Foto: NASA / ESA / Hubble
Heritage Team (AURA/STScI) [Großansicht] |
Sterne wie Sand am Meer - das fällt einem beim Anblick des jüngsten Fotos ein,
das das Hubble Heritage Team unlängst veröffentlicht hat. Unzählige
Sterne lassen sich auf der Aufnahme als individuelle Lichtpunkte ausmachen,
obwohl die Spiralgalaxie NGC 300 rund 6,5 Millionen Lichtjahre von der Erde
entfernt ist - Hubbles exzellentes Auflösungsvermögen sei Dank.
NGC 300 ähnelt in ihrer Struktur dem Aufbau unserer Milchstraße. Sie gehört zur
nahen Sculptor-Galaxiengruppe, benannt nach dem südlichen Sternbild Sculptor -
deutsch Bildhauer - in dem sie zu finden ist. Mit einer Entfernung von 6,5
Millionen Lichtjahren ist NGC 300 eine der nächsten Nachbarn unserer
Milchstraße. Allerdings können in dieser Entfernung vom Boden aus nur die
hellsten Sterne der fernen Galaxie aufgelöst werden. Hubbles zehnmal
bessere Auflösung und die Advanced Camera for Surveys (ACS) liefern da
ein beeindruckend anderes Ergebnis.
Das hier gezeigte Bild entstand durch die Kombination mehrerer Aufnahmen, die im
blauen, grünen und infraroten Bereich des Lichtes gemacht wurden. Zu erkennen
sind junge blaue Sterne, die in Haufen in den Spiralarmen der Galaxie gerade
geboren worden sind. Ein Band von rötlichen Sternen markiert einen Bereich, in
dem ein Schleier aus Staub das Licht der dahinter liegenden Sterne teilweise
verdeckt. Etwa in der Bildmitte sieht man das helle Zentrum der Galaxie. Hier
kann auch das Auflösungsvermögen von ACS nicht mehr helfen - die Sterne liegen
zu dicht beieinander, um noch einzelne Punkte aufzulösen.
Die Aufnahmen entstanden im Juli und September 2002 und dienten den Astronomen
dazu, verschiedene traditionelle Methoden zur Entfernungsbestimmung von Galaxien
mit einer neuer Methode zu vergleichen. Für Astronomen ist die Bestimmung von
Entfernungen extrem wichtig, da sie ja auch eine entscheidende Rolle für die
zeitliche Einordnung dessen spielt, was man gerade beobachtet: Je weiter ein
Objekt entfernt ist, desto weiter schauen wir in die Vergangenheit.
Die neue Methode beruht auf der Beobachtung von jungen, hellen und extrem
massereichen Sternen, die auf der Aufnahme als die hellsten Sterne erkennbar
sind. Sie werden von den Wissenschaftlern blaue Überriesen genannt. Durch
Kombination von Informationen über die scheinbare Helligkeit der Sterne mit
anderen aus theoretischen Modellen bekannten Parametern wollen die Astronomen
auf die wirkliche Helligkeit der Riesensterne und damit auf ihre Entfernung
schließen.
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