Mars Express
findet Wasser, Opportunity landet in Krater
Redaktion
astronews.com
26. Januar 2004
Freitag war
ohne Zweifel der Tag der ESA: Während die NASA noch mit ihrem bockigen Lander
Spirit beschäftigt war, präsentierten die Europäer erste wissenschaftliche
Ergebnisse ihrer Mars Express-Mission, darunter den direkten Nachweis von
Wasser. Das Wochenende sicherte sich dann wieder die NASA: Sie landete
erfolgreich ihren zweiten Lander Opportunity und stellte den Kontakt zu
Spirit wieder her.
Der Südpol des Mars am 18. Januar 2004: Rechts die Ansicht im
optischen Bereich, das mittlere Bild zeigt das Vorkommen von
Kohlendioxid-Eis, das linke Bild Wasser-Eis. Foto:
ESA / Omega [Großansicht]
Das erste Farbfoto, das Opportunity von seiner Landestelle im
Meridiani Planum zur Erde sandte. Foto:
NASA / JPL |
Mars Express, der erste Marsorbiter der ESA, wird in zwei Tagen seine
endgültige Umlaufbahn erreichen, hat jedoch seit dem Einschalten seines ersten
Instruments am 5. Januar bereits beeindruckende Ergebnisse geliefert. "Ich habe
nicht damit gerechnet, heute - nur einen Monat nach der Einbringung des Orbiters
in die Marsumlaufbahn am 25. Dezember - so viele glückliche Wissenschaftler
versammeln zu können, die darauf brennen, ihre ersten Ergebnisse zu
präsentieren", sagte Prof. David Southwood, der Wissenschaftsdirektor der ESA.
Eines der Hauptziele der Mission Mars Express besteht darin, Wasser in
einem seiner chemischen Zustände aufzuspüren. Bei der ersten Kartierung der
Südpolkappe am 18. Januar hat das Instrument OMEGA, eine Kombination aus Kamera
und Infrarotspektrometer, bereits Wassereis und Kohlensäureeis entdeckt. Diese
Information wurde vom Instrument PFS, einem neuen hochauflösenden Spektrometer
von bisher unerreichter Genauigkeit, bestätigt. Die ersten PFS-Daten zeigen
außerdem, dass die Verteilung von Kohlenoxid in der nördlichen und der südlichen
Hemisphäre des Mars unterschiedlich ist.
Das Instrument MaRS, ein anspruchsvoller Funksender und -empfänger,
übermittelte am 21. Januar erfolgreich ein erstes Signal, das über eine
70-Meter-Antenne in Australien empfangen wurde, nachdem es von der Oberfläche
des Mars reflektiert und gestreut worden war. Diese neue Meßtechnik ermöglicht
die Bestimmung der chemischen Zusammensetzung der Atmosphäre, Ionosphäre und
Oberfläche des Mars.
Mit ASPERA, einem Instrument zur Analyse von Plasma und energiereichen
neutralen Atomen, soll die grundlegende Frage beantwortet werden, ob das Fehlen
von Wasser auf dem Mars auf die Erosion durch den Sonnenwind zurückzuführen ist.
Die ersten Ergebnisse zeigen Unterschiede zwischen dem Einwirkungsbereich des
Sonnenwinds und den auf der anderen Seite des Mars vorgenommenen Messungen. Ein
weiteres interessantes Experiment wurde während der ersten je am Mars
vorgenommenen Sternenverdunkelung mit dem Instrument SPICAM (Spektrometer für
den ultravioletten und den infraroten Bereich) durchgeführt: Es hat gleichzeitig
die Verteilung von Ozon und Wasserdampf gemessen, was noch nie versucht worden
war, und dabei herausgefunden, dass es dort, wo weniger Ozon ist, mehr
Wasserdampf gibt.
Die ESA hat außerdem atemberaubende Bilder präsentiert, die mit der
hochauflösenden Stereo-Kamera (HRSC) aufgenommen wurden. Sie zeigen rund 1,87
Millionen Quadratkilometer Marsoberfläche, was etwa 100 Gigabyte an
verarbeiteten Daten entspricht. Diese Kamera lieferte außerdem Aufnahmen vom
längsten (bis zu 4 000 km) und breitesten Gebiet, das je in solch hoher
Auflösung bei der Exploration des Sonnensystems abgebildet wurde. Das Ergebnis
ist ein spektakuläres, 24 Meter breites und 1,3 Meter hohes Bild. Deutschlands
Ministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn, die auch den ESA-Rat auf
Ministerebene leitet, sagte auf der Pressekonferenz: "Europa kann stolz sein auf
diese Mission: Mars Express ist ein riesiger Erfolg für das europäische
Weltraumprogramm."
Am Wochenende kamen dann auch wieder Erfolgsmeldungen vom
"Mars-Hauptquartier" der NASA am Jet Propulsion Laboratory in Pasadena:
Die Techniker hatten zunächst einen Fehler im Flash-Speicher des Rovers
Spirit als Ursache für die Probleme bei der Kommunikation mit dem Gefährt
ausgemacht. Unter Umgehung des Flash-Speichers gelang es den Fachleuten dann
wieder mit Spirit zu kommunizieren. Mittlerweile stellte sich heraus,
dass der Flash-Speicher selbst in Ordnung ist, es aber offenbar Probleme mit der
Datenmanagement-Software gibt. Die NASA ist aber optimistisch, dass der Rover
seine wissenschaftlichen Untersuchungen bald fortsetzen kann.
Der unbestrittene Star des Wochenendes war aber die Sonde Opportunity:
Sie landete gestern morgen wie vorgesehen auf der - von Spirit aus
gesehen - anderen Seite des Mars im Meridiani Planum und sandte schon wenig
später Bilder vom Landeplatz. Opportunity scheint in einem kleinen Krater
gelandet zu sein, der leichten Zugang zu Oberflächengestein und den tiefer
liegenden Gesteinsschichten bietet. Für die Forscher ein absoluter Glücksfall:
"Wenn es nur noch ein wenig besser wird", so Dr. Doug Ming vom JPL, "könnte ich
es nicht mehr aushalten." Opportunity wird noch für ein bis zwei Wochen
auf der Landeplattform bleiben, bis alles bereit für die erste Erkundungstour
ist.
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