Überraschungen im Gusev-Krater
Redaktion
astronews.com
21. Januar 2004
Das Mössbauer-Spektrometer MIMOS II der Johannes Gutenberg-Universität Mainz an
Bord des NASA-Rovers Spirit lieferte jetzt die ersten Daten von der
Marsoberfläche. Und diese sorgten für eine Überraschung: Vorläufige Analysen der
Bodenprobe zeigen das Vorhandensein des nicht witterungsbeständigen
Minerals Olivin sowie von diversen eisenhaltigen Mineralien.
Der Mars-Rover Spirit begann jetzt mit seinen Untersuchungen des
Marsgesteins. Bild: JPL/NASA |
Nachdem sich der NASA-Rover Spirit nun frei auf der Marsoberfläche
bewegen kann, wurde eine erste Marsbodenprobe eingehend untersucht. Dazu wurde
der Instrumentenarm des Rovers benutzt, um nacheinander drei Instrumente in
Messposition zu bringen. Alle drei Instrumente lieferten ausgezeichnete
Messdaten, die zur Zeit von Wissenschaftlern, insbesondere der Teams aus Mainz,
ausgewertet werden.
Das Mini-Spektrometer MIMOS II wurde am Institut für Anorganische und
Analytische Chemie der Universität Mainz unter der Leitung von Dr. Göstar
Klingelhöfer entwickelt und gefertigt. Es ermöglicht erstmals die direkte
Untersuchung und Bestimmung von eisenhaltigen Gesteins- und Bodenproben auf dem
Mars und erlaubt dadurch Rückschlüsse auf frühere mögliche Wasseraktivitäten auf
dem roten Planeten.
MIMOS II nutzt dazu eine spezielle Methode der nuklearen
Festkörperspektroskopie: die Mössbauer-Spektroskopie, die nach dem
Nobelpreisträger Rudolf Ludwig Mößbauer benannt ist. Das Gerät sendet mittels
einer radioaktiven Quelle Gamma-Strahlen aus, die auf das Untersuchungsmaterial
treffen und reflektiert werden. Die Differenz zwischen dem ausgesandten und dem
reflektierten Spektrum gibt Auskunft über die Zusammensetzung der eisenhaltigen
Mineralien auf dem Mars, die auch für die Farbe des Planeten verantwortlich
sind. Das miniaturisierte Mössbauer-Spektrometer MIMOS II ist an beiden
NASA-Missionen zum Mars beteiligt und befindet sich auch an Bord des vermissten
europäischen Landers Beagle 2.
Die vorläufige Analyse der Messergebnisse von MIMOS II zeigen für die erste
Bodenprobe die Existenz des Minerals Olivin, einem Mineral, das Magnesium,
Eisen und Silikat enthält, sowie zweier weiterer eisenhaltiger Komponenten, für
deren Zuordnungen eine genauere Datenauswertung erforderlich ist. Es sind noch
weitere Messungen an anderen Stellen notwendig, um die Entstehungsgeschichte des
Kraters Gusev entschlüsseln zu können und Hinweise auf möglicherweise früher
vorhandene Wasservorkommen zu finden.
Verwundert hat die Forscher, dass sie überhaupt Olivin an dieser Stelle
entdeckt haben, da das Mineral eigentlich recht schnell verwittern sollte. Eine
mögliche Erklärung wäre, dass die Oberflächenschicht hier extrem dünn ist und
das entdeckte Olivin in Wirklichkeit geschützt unter dieser Deckschicht zu
finden ist. Außerdem überraschte die Forscher die Tatsache, dass der untersuchte
Boden äußerst stabil zu sein scheint: Als man das Instrument, das zur Messung
direkt auf den Boden aufgelegt wurde, wieder entfernte, war keinerlei
Veränderung zu sehen: "Wir dachten, es würde die Teilchen zusammendrücken", so
Dr. Steve Squyres von der Cornell University, "aber es ist überhaupt
nichts passiert. Was hält die Körner nur zusammen?"
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