Raumtransporter
der Zukunft im Windkanal
Redaktion
astronews.com
21.
August 2003
Auch in Europa arbeitet man an einem wieder verwendbaren Raumtransporter,
durch den die Kosten für das Aussetzen von Satelliten drastisch reduziert
werden sollen. Ein sieben Meter langes Flugmodell wird derzeit gerade vom
Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt im Windkanal getestet. Ein
erster Freiflug ist im Frühsommer 2004 geplant.
Phoenix in der "Large Low-speed Facility“ der
Deutsch-Niederländischen Windkanäle (DNW). Bild: DLR |
Europas Zukunft und Wettbewerbsfähigkeit im Weltraum hängen wesentlich von
einem autonomen Zugang ins All und von der drastischen Reduzierung der
Transportkosten dorthin ab. Dabei spielen insbesondere wieder verwendbare
Transportsysteme eine wesentliche Rolle. Mit Phoenix wird nun erstmals
ein rund sieben Meter langes Flugmodell und damit eine maßstabgetreue
Nachbildung eines solchen wieder verwendbaren Transportsystems im
Deutsch-Niederländischen Windkanal (DNW), in der großen "Large Low-speed
Facility" (LLF) in Holland getestet. Der DNW-LLF wird zusammen mit neun
weiteren Windkanälen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie
des Niederländischen Luft- und Raumfahrtlaboratoriums (NLR) von der Stiftung
Deutsch-Niederländische Windkanäle (DNW) betrieben.
Entwickelt und gebaut wird das Flugmodell Phoenix von EADS Space
Transportation. Das Flugmodell dient als Vorläufer des möglichen zukünftigen
wieder verwendbaren Raumtransporters HOPPER. An den Forschungs- und
Entwicklungsarbeiten ist das DLR in mehreren Bereichen entscheidend beteiligt,
beispielsweise bei der Auslegung des Hubschrauber-Schleppflugverbandes, der
Auslegung, Versuchsbegleitung und Auswertung des Luftdatensystems und der
Erstellung eines modernen "Hardware-in-the-loop"-Simulators, mit dessen
Hilfe alle Bordsysteme des Phoenix am Boden unter realen Bedingungen
getestet werden können. Zudem werden die Sensordaten des Flugversuchs durch das
DLR ausgewertet und eine Systemidentifizierung vorgenommen.
Phoenix ist ein skaliertes, rund sieben Meter langes, flugfähiges
Modell. In der acht mal sechs Meter großen Messstrecke des LLF werden Messungen
zur Vorbereitung auf den für Frühsommer 2004 geplanten Freiflug des
vollausgerüsteten
Phoenix
durchgeführt. In diesem Flugversuch wird das Modell von einem Hubschrauber
auf eine Höhe von 2.400 Meter gebracht und abgeworfen. Nach dem gesteuerten
Gleitflug soll
Phoenix
vollautomatisch auf dem ausfahrbaren Fahrwerk landen. Der Versuch für die
automatische Landung des antrieblosen Flugdemonstrators findet im
nordschwedischen Vidsel statt.
Bei dem
Phoenix-Flugmodell, einer rund 1.000 Kilogramm schweren
Aluminiumkonstruktion, wurden die Trag- und Steuerflächen mit einer Spannweite
von 3,9 Metern so klein wie möglich gehalten, um die Reibungswiderstände und
damit die Hitzeentwicklung beim Eintritt in die Atmosphäre auf ein Minimum zu
reduzieren. Der Rumpf des
Phoenix
dient während der Testflüge als Stauraum für das Avionik-(Flugelektronik),
Navigations- und Datenübertragungssystem sowie für die Energieversorgung.
Im großen Windkanal des DNW findet die Ermittlung der aerodynamischen
Langsamflugeigenschaften von
Phoenix
statt. Dabei werden sechs Komponenten der aerodynamischen Kräfte für alle
im Landeanflug vorkommenden Anstell- und Schiebewinkelkombinationen gemessen.
Die zur Flugbahnsteuerung benötigten Klappen-, Ruder- und
Rumpfheck-Bremsklappen-Ausschläge werden mit den rechnergesteuerten
Stellaktuatoren variiert. Parallel zu den Kraftmessungen wird das
Flugdatenmesssystem von
Phoenix
mit Hilfe der Windkanal-Referenzgrößen für den Freiflug kalibriert. Diese
Kalibrierung wird vom DLR vorgenommen.
Bis Ende des ersten Quartals 2004 soll die Integration und technische
Systemprüfung abgeschlossen sein. Dazu gehören unter anderem Windkanalversuche,
Schleppversuche zum Austarieren des Traggeschirrs mit einem
Phoenix-Holzmodell sowie Rollversuche mit dem Flugmodell am Boden:
Ist die volle Funktionsfähigkeit des Systems überprüft, folgt die Flugerprobung
des Demonstrators als erste praktische Bewährungsprobe.
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DLR,
Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt |
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