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METEORITEN
Neuschwanstein-Zwilling in Bayern entdeckt
Redaktion
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28. Juli 2003

Am Abend des 6. April 2002 konnte man in Teilen des westlichen Österreichs und südlichen Bayerns eine helle Feuerkugel beobachten und fand drei Monate später sechs Kilometer von Neuschwanstein entfernt einen Steinmeteoriten mit einem Gewicht von 1,75 Kilogramm. Jetzt melden Meteoritenforscher die Entdeckung eines zweiten Brockens - das Hauptfragment fehlt allerdings nach wie vor.

Neuschwanstein-Zwilling

Das neu entdeckte Meteoriten-Bruchstück. Foto: DLR / Inst. für Weltraumsensorik und Planetenerkundung

Aufgrund präziser Berechnungen deutscher Planetenforscher konnte jetzt ein weiterer Meteorit in Süddeutschland gefunden werden. Der aus dem Weltraum stammende Körper ist etwa faustgroß, wiegt 1,63 Kilogramm und hat inzwischen Rostflecken. Das wissenschaftlich wertvolle extraterrestrische Stück ist Teil des großen, etwa 300 Kilogramm schweren Himmelskörpers, der am 6. April 2002 über dem südlichen Bayern mit einem lauten Donnerschlag und weithin sichtbar als Feuerkugel in die Erdatmosphäre eindrang.

Da dieses Ereignis von mehreren Spezial-Kameras des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Westeuropa fotografiert wurde, konnte das Einschlagsgebiet relativ genau berechnet werden. Bereits im Frühjahr 2002 lösten die DLR-Forscher eine systematische Suche nach Meteoritenstücken aus, in deren Folge am 14. Juli 2002 das erste Teilstück gefunden wurde. Es wurde auf den Namen "Neuschwanstein" getauft, da sein Fundort nur sechs Kilometer entfernt von dem bekannten süddeutschen Schloss lag (astronews.com berichtete).

Nach Berechnungen der DLR-Planetenforscher mussten von den ursprünglich 300 Kilogramm des Meteoriten mehrere Fragmente - insgesamt etwa 20 Kilogramm - den Absturz überstanden und den Boden erreicht haben. Die Einschlagstelle der Hauptmasse des Meteoriten konnte auf ein Gebiet von etwa einem Quadratkilometer eingegrenzt werden; sie liegt in Süddeutschland in der Nähe von Füssen, östlich von Hohenschwangau, in gebirgigem und schwer zugänglichem Gelände. Das neue Meteoritenfundstück, sozusagen ein "Neuschwanstein-Zwilling", schlug etwa ein Kilometer östlich vom vorhergesagten Zielpunkt der Hauptmasse des Meteoriten ein. Es wurde am 27. Mai 2003 von zwei jungen Männern aus Oberbayern entdeckt, die mehrere Wochen im Zielgebiet mit der Suche nach Meteoritentrümmern verbracht hatten.

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Das gefundene Teilstück prallte wahrscheinlich mit hoher Geschwindigkeit, etwa 250 Kilometer pro Stunde auf die Erdoberfläche und drang in den Untergrund ein. Es musste aus einer fünf Zentimeter tiefen Mulde geborgen werden. Da das Meteoritenstück mehr als ein Jahr im feuchten Bergwaldboden lag, hat das Fundstück inzwischen rostige Flecken, was auf eisenhaltiges Material hindeutet, wie beim ersten Fundstück bereits festgestellt wurde. Die DLR-Planetenforscher aus Berlin-Adlershof wollen das extraterrestrische Fundstück nun chemisch und petrologisch, also gesteinskundlich, mit dem zuvor aufgefundenen Meteoritenteilstück "Neuschwanstein" vergleichen.

Erste Untersuchungen, die bereits am Heidelberger Max-Planck-Institut für Kernphysik durchgeführt wurden, ergaben zweifelsfrei, dass beide Fundstücke verwandt sind und dass beide von dem Meteoriteneinschlag des 6. April 2002 stammen. Die räumliche Nähe beider Fundstellen bestätigt, dass die Flugbahnen der Meteoriten-Fragmente korrekt berechnet wurden. Die DLR-Forscher sind zuversichtlich, auch die Hauptmasse des Meteoriten auffinden zu können. Sie wird auf etwa sieben bis zehn Kilogramm geschätzt.

Mittlerweile sind die wissenschaftlichen Arbeiten am Neuschwanstein-Meteoriten, der vor über einem Jahr gefunden wurde, vorläufig abgeschlossen. Das extraterrestrische Fundstück kann nun im Rieskrater-Museum Nördlingen besichtigt werden.

siehe auch
Meteoriten: Neuschwanstein und Příbram: zwei ungleiche Brüder - 13. Mai 2003
Meteoriten: Teil der bayerischen Feuerkugel gefunden - 31. Juli 2002
Meteore: Fund im Garten war wohl kein Meteorit - 10. April 2002
Meteore: Feuerkugel über Bayern Teil eines Schwarms? - 19. April 2002
Links im WWW
Feuerkugelnetz, Seite des DLR
Rieskrater-Museum, Nördlingen
Arbeitskreis Meteore e.V.
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