Aufgrund präziser Berechnungen deutscher Planetenforscher konnte jetzt ein
weiterer Meteorit in Süddeutschland gefunden werden. Der aus dem Weltraum
stammende Körper ist etwa faustgroß, wiegt 1,63 Kilogramm und hat inzwischen
Rostflecken. Das wissenschaftlich wertvolle extraterrestrische Stück ist Teil
des großen, etwa 300 Kilogramm schweren Himmelskörpers, der am 6. April 2002
über dem südlichen Bayern mit einem lauten Donnerschlag und weithin sichtbar als
Feuerkugel in die Erdatmosphäre eindrang.
Da dieses Ereignis von mehreren Spezial-Kameras des Deutschen Zentrums für Luft-
und Raumfahrt (DLR) in Westeuropa fotografiert wurde, konnte das
Einschlagsgebiet relativ genau berechnet werden. Bereits im Frühjahr 2002 lösten
die DLR-Forscher eine systematische Suche nach Meteoritenstücken aus, in deren
Folge am 14. Juli 2002 das erste Teilstück gefunden wurde. Es wurde auf den
Namen "Neuschwanstein" getauft, da sein Fundort nur sechs Kilometer entfernt von
dem bekannten süddeutschen Schloss lag (astronews.com berichtete).
Nach Berechnungen der DLR-Planetenforscher mussten von den ursprünglich 300
Kilogramm des Meteoriten mehrere Fragmente - insgesamt etwa 20 Kilogramm - den
Absturz überstanden und den Boden erreicht haben. Die Einschlagstelle der
Hauptmasse des Meteoriten konnte auf ein Gebiet von etwa einem Quadratkilometer
eingegrenzt werden; sie liegt in Süddeutschland in der Nähe von Füssen, östlich
von Hohenschwangau, in gebirgigem und schwer zugänglichem Gelände. Das neue
Meteoritenfundstück, sozusagen ein "Neuschwanstein-Zwilling", schlug etwa ein
Kilometer östlich vom vorhergesagten Zielpunkt der Hauptmasse des Meteoriten
ein. Es wurde am 27. Mai 2003 von zwei jungen Männern aus Oberbayern entdeckt,
die mehrere Wochen im Zielgebiet mit der Suche nach Meteoritentrümmern verbracht
hatten.
Das gefundene Teilstück prallte wahrscheinlich mit hoher Geschwindigkeit, etwa
250 Kilometer pro Stunde auf die Erdoberfläche und drang in den Untergrund ein.
Es musste aus einer fünf Zentimeter tiefen Mulde geborgen werden. Da das
Meteoritenstück mehr als ein Jahr im feuchten Bergwaldboden lag, hat das
Fundstück inzwischen rostige Flecken, was auf eisenhaltiges Material hindeutet,
wie beim ersten Fundstück bereits festgestellt wurde. Die DLR-Planetenforscher
aus Berlin-Adlershof wollen das extraterrestrische Fundstück nun chemisch und
petrologisch, also gesteinskundlich, mit dem zuvor aufgefundenen
Meteoritenteilstück "Neuschwanstein" vergleichen.
Erste Untersuchungen, die bereits am Heidelberger Max-Planck-Institut für
Kernphysik durchgeführt wurden, ergaben zweifelsfrei, dass beide Fundstücke
verwandt sind und dass beide von dem
Meteoriteneinschlag des 6. April 2002 stammen.
Die räumliche Nähe beider Fundstellen bestätigt, dass die Flugbahnen der
Meteoriten-Fragmente korrekt berechnet wurden. Die DLR-Forscher sind zuversichtlich,
auch die Hauptmasse des Meteoriten auffinden zu können. Sie wird auf etwa sieben
bis zehn Kilogramm geschätzt.
Mittlerweile sind die wissenschaftlichen Arbeiten am Neuschwanstein-Meteoriten,
der vor über einem Jahr gefunden wurde, vorläufig abgeschlossen. Das
extraterrestrische Fundstück kann nun im Rieskrater-Museum Nördlingen besichtigt
werden.