Neue
Bodenstation für interplanetare Missionen
Redaktion
astronews.com
28. Juli 2003
Mit dem Start
von immer mehr europäischen Raumsonden zu Zielen in unserem Sonnensystem wird
auch der Aufbau eines eigenen unabhängigen Antennen-Netzwerks zur Überwachung
der Sonden immer wichtiger. Ein weiterer Schritt in diese
Richtung ist der Bau einer neuen Bodenstation in Spanien, für den jetzt eine
entsprechende Vereinbarung unterschrieben wurde.

Das Gelände für die geplante ESA-Bodenstation in Spanien.
Foto: ESA

Die neue ESA-Bodenstation in Westaustralien.
Foto:
ESA |
Die Funkverbindungen zwischen der Erde und den ESA-Raumsonden, etwa Mars
Express oder den noch zu startenden Sonden SMART-1, Rosetta
und Venus Express, dürften mit der Inbetriebnahme der neuen Bodenstation
im spanischen Cebreros (Avila) im September 2005 erheblich einfacher und
verlässlicher werden. Eine entsprechende Vereinbarung für den Bau dieser Station
wurde in der vergangenen Woche vom Generaldirektor der ESA, Jean-Jacques Dordain,
dem spanischen Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Fernando Diez Moreno
und seinem Kollegen im Ministerium für Wissenschaft und Technologie, Pedro
Morenés Eulate, in Madrid unterschrieben. Damit ist der Weg frei für die
Errichtung einer neuen Hochleistungs-Bahnverfolgungsstation in Cebreros.
Die Kommunikation mit Raumfahrzeugen über sehr große Distanzen und die
Fernsteuerung von Sonden und ihren Bordinstrumenten in bis zu 900 Millionen km
Entfernung (was mehr als sechsmal der Entfernung zwischen der Erde und der Sonne
entspricht) erfordern gewaltige, leistungsstarke Antennen. Über ihr
Kontrollzentrum ESOC in Darmstadt, das für den gesamten Raumflugbetrieb
zuständig ist, verfügt die ESA über eine langjährige Erfahrung beim Umgang mit
ausgedehnten Netzen von Bodenstationen und Antennen, zu denen eine
35-Meter-Antenne für interplanetare Missionen in New Norcia nördlich von Perth
in Australien gehört (astronews.com berichtete).
In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts haben die ESA und Spanien eine
Vereinbarung unterzeichnet, die die ESA zur Nutzung einer
Satellitenbahnverfolgungsstation in Villafranca del Castillo (Villanueva de la
Cañada, Madrid) ermächtigte. ESA/Villafranca hat sich seither zu einem der
spezialisiertesten Raumfahrzeugkontrollzentren der Welt entwickelt. Um das neue
Vorhaben zu unterstützen und der ESA einen weiteren Schritt hin zu einem echten
europäischen Netz für interplanetare Missionen zu ermöglichen, vermietet die
spanische Regierung ihr für eine Dauer von 75 Jahren zwei Grundstücke, die dem
Verteidigungsministerium gehören. Auf dem ersten Grundstück sollen die
Bahnverfolgungsanlage und die 35-Meter-Antenne errichtet werden, auf dem zweiten
der Eichturm, der zu Testzwecken die von Raumfahrzeugen ausgesandten Signale
simulieren soll. Die Bauarbeiten sollen im September dieses Jahres beginnen.
"Die neuen Kapazitäten der künftigen Antenne in Cebreros werden die Rolle der
ESA in Spanien erheblich stärken. Darüber hinaus ist, was die Funkbedingungen
betrifft, der Standort Cebreros ideal, was ihm ein bedeutendes
Wachstumspotential beschert", so der ESA-Direktor für Technische und
Betriebliche Unterstützung, Gaele Winters. Das Antennennetz in Spanien -
Cebreros, Villafranca del Castillo und Robledo (Robledo de Chavela, Madrid, im
Besitz der NASA/JPL) - wird dank des optimalen, weil funkfrequenzstörungsfreien
Umfelds bald eins der bedeutendsten Bahnverfolgungsstationsnetze der Welt sein
und einen wertvollen zusätzlichen Beitrag zum wissenschaftlichen und
technologischen Rahmen der europäischen Weltraumtätigkeiten liefern.
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