Blick zurück
auf Erde und Mond
Redaktion
astronews.com
18. Juli 2003
Zu den ersten von der ESA-Sonde Mars Express zur Erde gesandten Daten
gehört eine einzigartige Bildaufnahme unseres Heimatplaneten und seines
Trabanten. Diese Aufnahme und andere Daten, etwa die Bestimmung der wesentlichen
Bestandteile der Erde aus dem Weltraum, liefern den Beweis, dass die
Bordinstrumente der am 2. Juni gestarteten Sonde einwandfrei funktionieren. Der
ESA-Projektwissenschaftler für Mars Express, Agustin Chicarro, freute
sich denn auch über dieses "sehr gute Omen für die Mission."
Mars Express' Blick zurück auf Erde und Mond. Foto: ESA / DLR / Freie Universität Berlin |
Die in den letzten Wochen durchgeführten Routineüberprüfungen der
Mars-Express-Instrumente und des Landegeräts Beagle 2 verliefen
äußerst erfolgreich. "Wie bei allen Weltraummissionen sind kleine Probleme
aufgetreten, die jedoch nach sorgfältiger Prüfung behoben werden konnten.
Mars Express arbeitet fehlerfrei und setzt ihre Reise zum Roten Planeten
fort", so Chicarro.
Die Aufnahme von der Erde und dem Mond wurde am 3. Juli mit der
hochauflösenden Stereo-Kamera HRSC gemacht, als die Sonde 8 Millionen Kilometer
von der Erde entfernt war. Sie zeigt echte Farben: Der Pazifik erscheint in
Blau, die Wolken am Äquator und in mittleren bis nördlichen Breiten in Weiß bis
Hellgrau. Das Bild wurde vom Instrumententeam am Institut für Planetenerkundung
des DLR in Berlin durch Kombination eines Schwarzweiß-Schnappschusses der HRSC
in superhoher Auflösung mit den von den Sensoren für Blau, Grün und Rot des
Instruments erfassten Farbinformationen erstellt.
"Das Bild und die in den Daten enthaltenen Informationen zeigen, dass die
Kamera hervorragend funktioniert. Sie vermitteln einen guten Eindruck davon, was
wir erwarten können, wenn die Sonde ihre Marsumlaufbahn in Höhen von nur 250 bis
300 Kilometer erreicht haben wird, nämlich dreidimensionale, farbechte Bilder
mit sehr hoher Auflösung", kündigte der Hauptexperimentator für die HRSC,
Gerhard Neukum von der Freien Universität Berlin, an. Diese Kamera wird in der
Lage sein, Details in der Größenordnung von zwei Metern auf der Marsoberfläche
zu erkennen.
Mindestens ebenso eindrucksvoll wurde die Leistungsfähigkeit der
Mars-Express-Bordinstrumente mit den Daten des Spektrometers OMEGA
demonstriert. Nach der Ankunft der Sonde beim Mars soll dieses Instrument eine
genaue Karte der molekularen und mineralogischen Zusammensetzung des gesamten
Planeten erstellen und fünf Prozent der Marsoberfläche in hoher Auflösung
abbilden. Minerale und andere Elemente sollen dabei so genau erfasst werden wie
nie zuvor. Da der rote Planet noch zu weit entfernt ist, hat sich das OMEGA-Team
für sein Instrument einen besonderen Test ausgedacht: die Bestimmung der
Zusammensetzung der Erdoberfläche.
Wie erwartet, hat das Spektrometer auf Anhieb sämtliche größeren und
kleineren Bestandteile der Erdatmosphäre einwandfrei erkannt: Sauerstoff,
Wasser, Kohlendioxid, Ozon, Methan und vieles mehr. "Die anhand dieses Tests mit
der Erde nachgewiesene Empfindlichkeit von OMEGA lässt darauf schließen, dass
das Instrument selbst kleinste Wasservorkommen auf der Oberfläche und in der
Atmosphäre des Mars aufspüren wird", meinte der Hauptexperimentator für OMEGA,
Jean-Pierre Bibring vom Institut d’Astrophysique Spatiale in Orsay,
Frankreich.
Die Erprobung der Bordinstrumente der Sonde soll bis zu deren für Dezember
erwartete Ankunft beim Mars fortgesetzt werden. Die Wissenschaftler sind
einstimmig der Auffassung, dass diese Instrumente unser Verständnis der
Morphologie und der Topographie der Marsoberfläche, der geologischen Strukturen,
der sowohl vergangenen als auch gegenwärtigen Prozesse und schließlich der
geologischen Entwicklung des Mars erheblich verbessern werden. Mit ihren
Werkzeugen ist Mars Express außerdem in der Lage, die wichtige "Wasserfrage"
anzugehen, also herauszufinden, wie viel Wasser heute auf dem Mars zu finden ist
und wie viel es davon in der Vergangenheit gegeben hat. Letztendlich werden wir
dadurch in Erfahrung bringen können, ob auf dem roten Planeten jemals
Umgebungsbedingungen geherrscht haben, die die Entstehung von Leben ermöglicht
haben könnten.
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