PLANETARISCHE NEBEL
Alter Stern
versprüht Wasser
von Stefan
Deiters
astronews.com
20. Juni 2002
Mit Hilfe des
Radioteleskops Very Long Baseline Array (VLBA) haben amerikanische
Astronomen einen alten Stern entdeckt, der auf eigentümliche Weise
Wasserstrahlen ins Weltall versprüht - ganz wie ein außer Kontrolle geratener
Gartenschlauch. Die Forscher erhoffen sich von der Beobachtung neue Erkenntnisse
darüber, wie farbenprächtige Planetarischen Nebel eigentlich entstehen.
So stellt sich ein Künstler den Stern W43A vor. Bild:
Kirk Woellert / NSF
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Der Stern, den die amerikanischen Astronomen beobachteten, trägt den recht
unspektakulären Namen W43A und liegt in etwa 8.500 Lichtjahren Entfernung im
Sternbild Adler. W43A hat nach Ansicht der Forscher das Ende seines nuklearen
Lebens erreicht und ist nun gerade dabei, ein Planetarischer Nebel zu werden.
"Das große Rätsel bei der Entstehung solcher Planetarischer Nebel ist, warum
viele nicht symmetrisch sind, obwohl sie doch aus Material bestehen, das von
einem runden Objekt, nämlich dem Stern, ausgestoßen wurde", erläutert Phillip
Diamond, Direktor des MERLIN Radioobservatoriums in England, der das VLBA für
seine Forschungen nutzte. "Die sich drehenden Jets aus Wassermolekülen, die wir
bei diesem Stern gefunden haben, könnten ein Mechanismus sein, wie die
Strukturen in vielen Planetarischen Nebeln entstehen."
Unsere Sonne und ähnliche Sterne beginnen am Ende ihres normalen nuklearen
Lebens damit, ihre äußere Hülle ins All abzustoßen und selbst zu einem Weißen
Zwerg zu kollabieren. Die intensive Strahlung des Weißen Zwerges wird dann das
zuvor abgestoßene Gas zum Leuchten anregen und so einen Planetarischen Nebel
entstehen lassen. Diese Nebel gehören mit zu den farbenprächtigsten Objekten am
Himmel, wie erst kürzlich eine Aufnahme des Hubble-Weltraumteleskops
erneut gezeigt hat (astronews.com berichtete). Aber auch Hobbyastronomen können
eine ganze Reihe dieser farbenprächtigen Zeugnisse der Sternentwicklung mit
ihren Teleskopen aufspüren. Bis heute sind rund 1.600 von ihnen bekannt.
Besonders die Tatsache, dass viele Planetarische Nebel nicht symmetrisch
sind, beschäftigte die Astronomen. So wurde schon länger vorgeschlagen, dass die
Sterne eventuell gebündelte Strahlen aus Gas ins All ausstoßen, die die
Symmetrie stören und so für das unregelmäßige Aussehen sorgen. Von W43A war
bekannt, dass der Stern über so genannte Maser verfügte, das sind
Regionen, in denen Wassermoleküle für eine Verstärkung eine bestimmten
Radiostrahlung sorgen. Mit Hilfe des VLBA untersuchten die Forscher nun, wo
genau diese Maser liegen. Zu ihrer Überraschung stellte sich heraus, dass
sie in zwei gewundenen Linien angeordnet sind, die sich in entgegengesetzte
Richtung vom Stern wegbewegen und zwar mit einer Geschwindigkeit von rund
500.000 Kilometern pro Stunde.
Wie dieser gewundene Strahl entstanden ist, ist den Forschern bis jetzt
unklar. Um ein Jet entstehen zu lassen bedarf es nach den gängigen Theorien
einer rotierenden Scheibe in der Nähe des Sterns. Doch wie eine solche Scheiben
um einen alten Stern entstehen soll, darüber rätseln die Astronomen noch. Auf
jeden Fall scheinen sie im richtigen Moment geschaut zu haben: "Unsere Analyse
der Wasser-Jets zeigt, dass sie nur einige Jahrzehnte alt sind", erläutert
Hiroshi Imai vom japanischen Nationalobservatorium. "Wenn der Stern erst einmal
zu einem Weißen Zwerg geworden ist, wird die intensive Strahlung die
Wassermoleküle zerstören und Beobachtungen wie unsere unmöglich machen."
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