Der Senat der Max-Planck-Gesellschaft hat vor kurzem beschlossen, in
Hannover ein Teilinstitut des Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik
in Golm bei Potsdam zu gründen. Das Teilinstitut soll experimentell
forschen und damit die Arbeit des theoretisch ausgerichteten Golmer
Hauptinstituts ergänzen. In enger Kooperation mit dem Laserzentrum und der
Universität Hannover will die Max-Planck-Gesellschaft mit dem neuen
Teilinstitut in der niedersächsischen Landeshauptstadt zukünftig ein
internationales Zentrum für Gravitationswellen-Astronomie betreiben.
GEO 600 Gelände.
Foto: GEO 600 / Universität Hannover |
Vor mehr als achtzig Jahren sagte Albert Einstein die Existenz von
Gravitationswellen voraus, aber erst heute steht die notwendige
Technologie zur Verfügung, um diese kleinen Krümmungen von Raum und Zeit
nachzuweisen und zur Beobachtung der dunklen Seite des Universums zu
nutzen. Die Max-Planck-Gesellschaft hat seit der Pionierzeit der
experimentellen Gravitationswellenforschung in den 1970er Jahren eine
internationale Spitzenstellung inne. Im Jahr 1994 errichtete das
Garchinger Max-Planck-Institut für Quantenoptik gemeinsam mit der
Universität Hannover zunächst eine experimentell arbeitende Außenstelle in
der niedersächsischen Landeshauptstadt. In enger Kooperation wurde dann
das Projekt GEO 600 zur experimentellen Erforschung von Gravitationswellen
gestartet. Der in diesem Rahmen gebaute Gravitationswellendetektor ist
zwar sechsmal kleiner als die in den USA und Italien entstehenden Anlagen.
Doch dank des Einsatzes modernster Technologie erreicht er eine mit den
größeren Anlagen vergleichbare Leistungsfähigkeit. Darüber hinaus wurde
der erste Testlauf bereits abgeschlossen.
Im Jahr 1994 wurde auch das Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in
Golm gegründet. Das Forschungsprogramm dieses theoretisch ausgerichteten
Instituts erstreckt sich über das gesamte Spektrum der Gravitationsphysik.
Die drei Abteilungen widmen sich vor allem den folgenden Themen:
Allgemeine Relativitätstheorie, astrophysikalische Anwendungen der
Relativitätstheorie und Quantengravitation sowie Vereinheitlichte
Theorien. Große Computersimulationen an institutseigenen Anlagen gehören
ebenso zum wissenschaftlichen Alltag wie die Zusammenarbeit mit anderen
Gruppen und die Teilnahme an mehreren internationalen Projekten, wie zum
Beispiel den oben erwähnten Gravitationswellendetektoren GEO 600 und LISA.
Darüber hinaus koordiniert das Institut ein EU-Netzwerk über die
theoretischen Grundlagen der Gravitationswellenastronomie und ist Partner
in zwei weiteren EU-Netzwerken zur Quantengravitation und Stringtheorie.
Die Universität Hannover ist weiterhin eng in das Forschungskonzept
eingebunden: Ein Kooperationsvertrag sieht vor, das Teilinstitut mit zwei
experimentellen Abteilungen auszustatten. Dabei bringt die
Max-Planck-Gesellschaft eine Abteilung unter der Leitung eines
hauptamtlichen Direktors ein, die Universität Hannover stellt mit Prof.
Karsten Danzmann, der an der Hochschule seit 1993 den Lehrstuhl für Atom-
und Molekülphysik innehat, den Leiter der zweiten Abteilung im Nebenamt.
Danzmann führt seit 1990 die Gravitationswellengruppe am Garchinger
Max-Planck-Institut für Quantenoptik. Als hauptverantwortlicher
Wissenschaftler von GEO 600 - das Projekt wird gemeinsam mit den
britischen Universitäten in Glasgow und Cardiff betrieben - koordinierte
er seit 1994 erfolgreich die Entwicklung und den Bau des
Gravitationswellendetektors. Außerdem ist der Forscher seit rund sieben
Jahren federführender Wissenschaftler des
LISA-Gravitationswellenexperiments und hat jetzt im Auftrag der
Europäischen Raumfahrtagentur ESA dessen Leitung übernommen. Das
Gemeinschaftsprojekt zwischen der ESA und der US-amerikanischen
Raumfahrtbehörde NASA soll im Jahr 2011 gestartet werden.
|