Vor rund eineinhalb Jahren erschreckte ein Meteoriteneinschlag die Menschen in Teilen von Kanada und Alaska.
Schon wenig später wurde deutlich, dass dieser Brocken aus dem All ein
wertvoller Bote aus der Vergangenheit des Sonnensystems ist (astronews.com
berichtete). Dies unterstützen auch die ersten organischen Analysen des
Meteoriten, die unlängst vorgestellt wurden.
Eine
Probe des Tagish Lake-Meteoriten. Foto: Universität
Calgary |
Schon seit dem Frühjahr 2000 war bekannt, dass es sich bei diesem nach seinem
Fundort Tagish Lake genannten Meteoriten
um ein Exemplar einer seltenen Gruppe von Meteoriten handelte, die viele unterschiedliche Kohlenstoffverbindungen enthalten
- einige davon gelten auch als Grundbausteine für Leben. Für der Forscher gilt
der Tagish
Lake-Meteorite inzwischen als der ursprünglichste bislang untersuchte
Vertreter dieser Boten aus dem All.
Bei einer chemischen Analyse an der Universität von Arizona wurden insgesamt
4,5 Gramm aus dem gut abgeschirmten Inneren des Meteoriten gründlich
untersucht. Die Forscher fanden organische Bestandteile die denen in anderen
Meteoriten dieser Art gleichen, aber auch eindeutige Unterschiede. Besonders
auffällig sei das fast vollständige Fehlen von Aminosäuren, die in anderen
Meteoriten zahlreich entdeckt wurden.
In einer Beitrag für das Onlinemagazin Science Express und in einer
angekündigten Veröffentlichung im renommierten Wissenschaftsmagazin Science
deuten die Forscher diese Ergebnisse als Beweis dafür, dass sich in dem
Meteoriten Material erhalten hat, das in der Frühphase des Sonnensystems
vorhanden war. So fanden sie eingeschlossen in blasenförmigen
Kohlenstoffstrukturen (in so genannten Buckyballs oder Fullerenen)
die Edelgase Helium und Argon in genau dem Verhältnis, wie sie in der Gaswolle
vorgekommen sein müssen, aus der sich die Planeten gebildet haben. So könnte man
es hier mit einer ersten Stufe bei der Bildung von komplexen
Kohlenstoffstrukturen zu tun haben.
"Die Chemie, die wir hier vorfinden unterscheidet sich von der jedes anderen
Meteoriten", erläutert die Chemikerin Sandra Pizzarello von der Universität von
Arizona. "Sie ist sehr einfach, wenn man sie etwa mit dem bekannten Murchison
Meteoriten vergleicht, der 1969 in Australien gefunden wurde. Der enthält
nämlich diverse Aminosäuren und eine Vielzahl anderer organischer Bestandteile
und dürfte vermutlich eine andere Linie in der chemischen Entwicklung
repräsentieren. Aber auch der Tagish Lake Meteorit enthält Bestandteile,
die mit Biomolekülen identisch sind." Wichtig sei, so die Forscher, dass der
Meteorit viele der organischer Bestandteile enthält, die man auch in anderen
Meteoriten findet, aber in einer anderen Verteilung, besonders was Aminosäuren
und anderer Säuren betrifft.
"Manche waren sehr enttäuscht, dass wir keine Aminosäuren gefunden haben, aber
wissenschaftlich ist das sehr aufregend", so Pizzarello. "Dieser Meteorit zeigt,
wie komplex die Geschichte der organischen Bestandteile im Weltraum ist." Im
Tagish Lake Meteoriten konnten die Forscher vor allem die sehr einfachen
Verbindungen nachweisen, während beispielsweise in Murchison deutlich
komplexere Verbindungen vorhanden waren. "Zusammenfassend kann man sagen, dass
der Tagish Lake Meteorit eine einfachere und ursprünglichere Phase der
Entwicklung repräsentiert, die wir hier erstmalig untersuchen können."