Die Analysen dürften, so zumindest die Hoffnung der Forscher, zusammen mit
anderen Untersuchungen neue Informationen über die ersten Momente unseres
Sonnensystems liefern. Der Chemiker Michael Lipschutz von der amerikanischen
Prudue Universität und sein Doktorand Jon Friedrich analysierten insgesamt 45
verschiedene chemische Elemente des Meteoriten, der am 18. Januar diesen Jahres
im nordwestlichen Kanada niederging.
Schon seit dem Frühjahr war bekannt, dass es sich bei diesem nach seinem
Fundort Tagish Lake genannten Meteoriten
um ein Exemplar einer seltenen Gruppe von Meteoriten handelte, die viele unterschiedliche Kohlenstoffverbindungen enthalten.
Einige dieser Verbindungen gelten auch als Grundbausteine für Leben. Die
detaillierten Untersuchungen zeigten allerdings, dass einige Eigenschaften des Tagish
Lake-Meteoriten sich deutlich von denen der anderen Vertreter dieser Gruppe
unterschieden: "Dieser Meteorit ist einmalig und stellt eine ganz neue Art
von planetarischem Material dar", erläutert Lipschutz, der schon seit
über 30 Jahren Meteoriten untersucht. "Die chemische Zusammensetzung
spricht dafür, dass dieser Meteorit aus anderen Teilen des Sonnensystems
gekommen ist, als die anderen Meteoriten dieses Typs, die wir früher untersucht
haben."
Die Zusammensetzung des Gesteinsbrockens platziert den Tagish Lake-Meteoriten
genau zwischen zwei Untergruppen, deutet aber darauf hin, dass er mehr zu jener
Gruppe von Meteoriten gehört, die als wichtiger Maßstab für die chemische
Entwicklung im Sonnensystem gelten, da ihre Zusammensetzung der der äußeren
Oberfläche der Sonne gleicht. "Der Tagish Lake-Meteorit ist in der
Tat eine Probe aus dem Material, aus dem sich die Planeten einmal gebildet
haben", so Lipschutz. "Es ist das erste Mal, dass wir davon Material
haben."
Die Ergebnisse von Lipschutz und Friedrich müssen jetzt mit den
Erkenntnissen anderer Gruppen kombiniert werden. Denn obwohl der Meteorit die
Forscher schon jetzt begeistert, muss die ganze Tragweite des Meteoriten nach
Lipschutz Worten "erst vollständig verstanden werden".