Manchmal müssen Astronomen auch etwa kriminalistischen
Spürsinn beweisen: Zum Beispiel wenn sie den genauen Zeitpunkt einer
Galaxienkollision ermitteln wollen. Im Falle der kleinen Galaxie M82, die
mit ihrem großen Nachbarn M81 zusammenstieß, hatten sie dabei einen
prominenten Helfer: das Hubble-Weltraumteleskop.
Hubble-Aufnahme
der Galaxie M82 (rechts) im Vergleich mit einer Aufnahme von der
Erde. Foto: NASA, ESA, R. de Grijs (IoA, Cambridge), N.
A. Sharp (NOAO,NSF) |
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M82 ist eine kleine,
recht nahe Galaxie in rund 12 Millionen Lichtjahren Entfernung von der Erde. Im
Grunde genommen war diese Galaxie nichts besonders, bis sie mit ihrem großen
Nachbarn M81 zusammenstieß und sich dabei einiges veränderte. Durch diese
Kollision wurde ein heftiger Sternentstehungsausbruch angeregt und das Studium
der Sterne aus dieser Zeit hilft nun den Astronomen heute, den Zeitpunkt der
Kollision zu bestimmen.
Dazu hat das Hubble-Weltraumteleskop
rund 100 junge und sehr leuchtstarke Sternhaufen im zentralen Bereich von M82
genauer unter die Lupe genommen. Da die Entstehung der Sterne in diesen
Sternhaufen erst durch die Kollision der beiden Galaxien möglich wurde, kann
man aus ihrem Alter auch ermitteln, wann genau die Kollision stattfand. Die
Wissenschaftler folgerten aus den Hubble-Bildern, dass die folgenreiche
Begegnung von M81 und M82 vor rund 600 Millionen Jahren begann und etwa 100
Millionen Jahre gedauert haben muss.
Aus diesen Beobachtungen erhoffen sich die Forscher auch neue Hinweise zum Studium einer
früheren Epoche des Universums als Galaxienzusammenstöße deutlich häufiger
waren als heute. Die Folgen sind bei M82 zu sehen. Die Astronomen gehen davon
aus, dass in M82 vor der Kollision nicht in diesem Umfang Sterne entstanden
sind. "Die letzte Wechselwirkung zwischen M82 und M81 fand vor rund 600
Millionen Jahren statt und hatte dramatische Folgen für die bis dahin recht
ruhige Scheibengalaxie", erläutert Richard de Grijs von der Universität
in Cambridge, der das Team leitete, das M82 untersucht hat. "Die Kollision
verursachte eine konzentrierten Sternentstehungsausbruch. Die Sternentstehung,
die wir noch heute beobachten, könnte sich durch Material erklären, das bei der
Kollision weggeschleudert wurde und nun wieder langsam auf M82 niederregnet."
Die Sternentstehung vor 600 Millionen Jahren fand nach Ansicht der
Astronomen in großen "Super-Sternhaufen" statt. "Wir glauben,
dass es sich bei diesen Haufen im junge Kugelsternhaufen handelt", so de
Grijs. Bisher wurden nur sehr alte Kugelsternhaufen, also kugelförmige
Ansammlungen von bis zu einer Millionen Sternen im Halo unserer Milchstraße
gefunden. Manche gingen sogar davon aus, dass sich diese Kugelsternhaufen nur im
frühen Universum bilden konnten. "Unsere - und auch andere mit Hubble
durchgeführten - Beobachtungen - unterstützen die Theorie, dass
Kugelsternhaufen tatsächlich auch noch heute entstehen. Und das ist unserer
Meinung nach einer der wichtigsten Beiträge des Weltraumteleskops zur
Astrophysik."