Wenn man mit modernen Teleskopen in die Anfangszeit
unseres Universums zurückblickt, gehören die sogenannten Seyfert-Galaxien
zu den hellsten Objekten. Als Grund hierfür wird ein Schwarzes
Loch im Zentrum dieser Galaxien angenommen, das - so fanden
amerikanische Forscher heraus - auch für eine Phase heftiger
Sternentstehung verantwortlich sein könnte.
Seyfert-Galaxien gehören neben den Quasaren zu den
hellsten Objekten im entfernten Universum. Man vermutet in ihrem
Zentrum ein supermassereiches Schwarzes Loch, das ständig Gas und
Sterne verschlingt und dabei Unmengen von Energie abstrahlt. Dies
sorgt für ein charakteristisches Aussehen der Seyfert-Galaxien
besondern im Röntgenbereich des Spektrums. Manchmal jedoch scheint
die Strahlung, die aus der zentralen Region der Galaxien stammt,
verdeckt zu sein: Astronomen unterscheiden deswegen zwischen Seyfert
1 und Seyfert 2-Galaxien. Letztere zeigen eine weniger
deutliche Abstrahlung.
Diese beiden unterschiedlichen Galaxientypen haben sich die
Wissenschaftler bisher auf eine recht simple Weise erklärt: Ob man
eine Seyfert 1-Galaxie oder eine Seyfert 2-Galaxie
sieht, hängt einfach davon ab, aus welchem Winkel man das entfernte
Objekt betrachtet und ob etwa irgendwelche die Galaxien umgebenden
Staubringe den direkten Blick behindern. Nach Untersuchung von
insgesamt 14 Seyfert-Galaxien glauben nun Nancy Levenson und
ihre Kollegen von der Johns Hopkins Universität, dass auch noch ein
anderer Faktor ein Rolle spielen könnte.
Die Wissenschaftler hatten nämlich etwas Merkwürdiges
festgestellt: Die von ihnen untersuchten Galaxien wiesen auch
gewisse Eigenschaften von sogenannten Starburst-Galaxien auf, die ähnlich hell werden können wie Seyfert-Galaxien,
bei denen die Strahlung jedoch nicht aus dem Zentrum, sondern aus
einer Region stammt, wo gerade neue Sterne geboren werden.
Durch Analyse der Röntgenstrahlung der Galaxien kamen die
Astronomen zu einer interessanten Schlussfolgerung: Die Galaxien
hatten sowohl Gebiete mit starker Sternentstehung als auch ein
zentrales Schwarzes Loch - eine Erkenntnis, die die Theorien über
Galaxienentstehung beeinflussen dürfte: "Irgendetwas muss das
Material in den Sternentstehungsregionen dazu bringen, sich zu
verdichten und mit der Bildung von Sternen zu beginnen",
erläutert Levenson. "In Seyfert-Galaxien könnte die
Gravitation des Schwarzen Loches dies unterstützen."
Außerdem waren die untersuchten Galaxien gerade bei oder kurz
vor einer Kollision mit einer anderen Galaxie - ein Ereignis was
viele Astronomen auch mit einer erhöhten Sternentstehung in
Verbindung bringen. Die Sternentstehung könnte ferner ein neuer
Schlüssel zur Unterscheidung von Seyfert 1 und Seyfert 2-Galaxien
sein: So könnte die Region in der Sterne entstehen zunächst den
Blick auf das Zentrum der Galaxie verdecken, man hätte also eine Seyfert
2-Galaxie vor sich. Wenn die massereichen Sterne in gewaltigen
Supernova-Explosionen sterben, würden sie quasi den Blick
freimachen und es entstünde eine Seyfert 1-Galaxie.
So könnte es also sein, dass es zwischen den bislang immer als
unterschiedliche Phänomen betrachteten Starburst-Galaxien
und den Seyfert-Galaxien einen wichtigen Zusammenhang gibt.
Die Verbindung könnte sogar noch weiter gehen: So ist es möglich,
dass das Material das bei den Supernova-Explosion weggeschleudert
wird, wiederum das zentrale Schwarze Loch "füttert". Da
zwischen dem direkten Einflussbereich des Schwarzen Lochs und den
Sternentstehungsregionen aber einige hundert Lichtjahre liegen,
dürfte es schwer werden, hier eine Verbindung zu beobachten. Die Seyfert-Galaxien
liegen immerhin zwischen 50 und 500 Millionen Lichtjahren von uns
entfernt.