Schwarzes Loch ist
nicht gleich Schwarzes Loch: Astronomen gehen nämlich derzeit davon aus, das es
im Prinzip zwei unterschiedliche Arten dieser mysteriösen Objekte geben muss.
Zum einen die sogenannten stellaren Schwarzen Löcher, die entstehen, wenn ein
massereicher Stern am Ende seines Lebens in einer Supernova explodiert, oder
aber die supermassereichen Schwarzen Löcher, die man im Zentrum vieler Galaxien
vermutet. Während die stellaren Schwarzen Löcher Massen aufweisen, die nur mit
wenigen Vielfachen der Masse unserer Sonne vergleichbar sind, sind die
supermassereichen Schwarzen Löcher wahre Monster: Sie enthalten eine Masse, die
vergleichbar mit dem Millionen bis zu Milliardenfachen der Masse unserer Sonne
ist, und vereinen diese in einer Region, die nicht größer ist als unser
Sonnensystem.
Diese supermassereichen Schwarzen Löcher werden für die hellen Kerne
mancher Galaxien verantwortlich gemacht: So vermutet man beispielsweise im
Inneren von Quasaren ein riesiges Schwarzes Loch, das durch seine gewaltige
Gravitationskraft Gas, Staub und ganze Sterne ansaugt und diese dabei auf
Millionen von Grad erhitzt. So entsteht eine starke Strahlung, die man als hellen
Galaxienkern - besonders auch im Röntgenbereich - beobachten kann.
"Neuere
Studien mit dem Hubble-Weltraumteleskop und anderen Teleskopen haben
gezeigt, dass massereiche dunkle Objekte sehr häufig im Zentrum von Galaxien
anzutreffen sind", erläutert Dr. Kazushi Iwasawa von Institut für
Astronomie an der Universität von Cambridge. "Diese dunklen Objekte sind
sehr wahrscheinlich Schwarze Löcher und mit der Zeit stellt sich nun heraus, dass
es sie offenbar in einer ganzen Reihe unterschiedlicher Größen gibt."
Zu dieser Erkenntnis beigetragen hat die Beobachtung der Galaxie NGC 4395, in
der die Cambridger Wissenschaftler mit Hilfe des japanischen Röntgensatelliten Advanced
Satellite for Cosmology and Astrophysics (ASCA) ein Schwarzes Loch mit einer
Masse von nur 10.000 bis 100.000 Massen unserer Sonne ausmachten. Früher hatte
man versucht, die starke Röntgenstrahlung dieser Galaxie durch eine Gruppe sehr
heller Sterne zu erklären, war jedoch nicht zu einem zufriedenstellenden
Ergebnis gelangt. Auch ein "herkömmliches" supermassereiches
Schwarzes Loch konnte die Beobachtungen nicht erklären. "Jetzt wissen wir,
dass es im Inneren von NGC 4395 eine Mini-Version der Schwarzen Löcher, die man
in den leuchtkräftigsten Galaxien findet", so Andrew Fabian, Professor in
Cambridge. "Alles ist gleich, nur kleiner."
Die Entdeckung des kleinerer supermassereichen Schwarzen Loches ist für die
Astronomen auch eine neue Herausforderung: Es gibt nämlich auch große Schwarze
Löcher, die nur für eine geringere Leuchtkraft sorgen, weil sie aus
irgendeinem Grund nicht so effektiv Materie ansaugen. "Wir wissen nicht,
wie viele Galaxien wie NGC 4395 es gibt", so Iwasawa. "Doch es wäre
nicht überraschend, wenn es viele wären."