Auf der ganzen Welt fahndet man nach einer besonderen Art
von Wellen, die Einstein in seiner Relativitätstheorie voraussagte: nach
Gravitationswellen. Rechtzeitig zur Eröffnung der Weltausstellung EXPO
will man nun auch ganz in der Nähe des Messegeländes versuchen, die
mysteriösen Wellen aufzuspüren.
"Mit unseren Laser-Ohren
lauschen wir dem Echo des Urknalls", beschreibt Professor Dr. Karsten
Danzmann sein internationales Forschungsvorhaben GEO 600, das als weltweites
EXPO-Projekt registriert ist. "Rechtzeitig
zur EXPO nehmen wir den Probebetrieb auf." Und Besucher der Weltausstellung können
diesen "Lauscherangriff" hautnah erleben. Die Messanlagen sind ganz in
der Nähe des EXPO-Geländes. "Wir möchten den EXPO-Gästen eine
unmittelbare Vorstellung von den Naturgesetzen geben und ihnen die Ordnung dieser Welt
näher bringen."
Der Nachweis von Gravitationswellen könnte, so die Hoffnung der
Wissenschaftler, mehr Licht in die Theorie über die Entstehung des
Universums oder aber über Schwarze Löcher bringen. "Wenn es uns
gelingt, Gravitationswellen zu messen, haben wir gute Chancen, zu
verstehen, wie unsere Welt entstanden ist", so Danzmann. "Da die Frequenz dieser Wellen der des Schalls gleichen,
könnten wir das Universum buchstäblich hören, wenn unsere Ohren empfindlich
genug wären."
Die Ereignisse, die nach Einsteins Theorie Gravitationswellen erzeugen,
dürften spektakulär sein: Zum Beispiel sollen sie bei der Kollision von
Sternen entstehen. Die Wellen breiten sich aus und verformen kurzzeitig
jede Materie im All - auch die Erde. Und hier setzt nun GEO 600 an: In der
Anlage wird ein Laserstrahl in zwei
Teilstrahlen aufgespalten, die durch zwei 600 Meter lange luftleere
Rohre unter der Erdoberfläche geschickt werden. Wird die Anlage von einer
Gravitationswelle durchlaufen, müsste man - so die Hoffnung - einen
Unterschied zwischen den beiden Laserstrahlen registrieren können.
Neben modernster Messtechnik baut man in Hannover auch auf die Zusammenarbeit mit drei weiteren Detektoren in den USA, Italien
und Japan. Die Messstrecken dieser Anlagen reichen von 300 Metern bis zu
vier Kilometern und bilden ein weltumspannendes Netzwerk. Danzmann: "Das Zeitalter der Gravitationswellenastronomie kann
beginnen".