Kosmologen gelang ein entscheidender Schritt zum Verständnis
der Entstehungsgeschichte unseres Universums: Sie machten ein
"Kinderfoto" des Weltalls. Das Bild zeigt das Universum als es
nur einen Bruchteils seines heutigen Alters hatte und nur etwa ein Tausendstel seiner
jetzigen Größe.
Das Universum vor etwa 14 Milliarden Jahren Foto:
BOOMERANG |
Die Aufnahme gelang im Rahmen des Projektes BOOMERANG, was für Balloon
Observations of Millimetric Extragalactic Radiation and Geophysics
steht. Dabei wurde Ende 1998 in der Antarktis ein extrem empfindliches
Teleskop mittels eines Heißluftballons auf eine Höhe von 37 Kilometern gebracht,
von wo es etwa drei Prozent des Himmels beobachtete.In seiner Kindheit sah das Universum deutlich anders aus als heute:
Während jetzt Galaxien und riesige Galaxienhaufen das Aussehen des
Weltalls bestimmen, war es vor etwa 12 bis 15 Milliarden Jahren
unglaublich heiß, dicht und sehr regelmäßig. Die intensive Strahlung
jener Zeit ist heute immer noch als kosmische
Mikrowellen-Hintergrundstrahlung zu messen. Interessant für die
Wissenschaftler ist nun, ob es in dieser Hintergrundstrahlung leichte
Variationen gab, aus denen später vielleicht einmal Galaxien werden
könnten. Solche Variationen waren vom NASA-Satelliten COBE Anfang der
90er Jahre entdeckt worden.
Mit Hilfe von BOOMERANG gelang es nun, eine scharfe Aufnahme dieser
Hintergrundstrahlung zu machen: Sie zeigt viele kleine Gebiete mit leicht
unterschiedlichen Temperaturen. Die Temperaturdifferenz beträgt
allerdings nur winzige Bruchteile eines Grads Celsius. Solche Strukturen
waren von Kosmologen mit Hilfe ihrer Modelle vorhergesagt worden.
"Die Strukturen in diesen Bildern waren eher da als Sterne oder
Galaxien im Universum", erläutert Andrew Lange, Leiter des US-Teams
die Bedeutung der Arbeiten, die die Forscher in der aktuellen Ausgabe der
Zeitschrift Nature veröffentlichten. "Es ist ein unglaublicher Triumph der modernen Kosmologie, dass sie
ihre grundsätzliche Form so gut vorhersagen konnte."
Das Bild ist für die Kosmologen ein wahre Fundgrube, stellt es doch
die genauste Messung der Eigenschaften der Raumzeit dar, die bis heute
gemacht wurde. Eine der großen Fragen der Kosmologie ist nämlich, ob unser
gesamtes Universum in sich gekrümmt ist oder aber eine flache Geometrie
aufweist. Die Daten deuten nun darauf hin, dass es flach ist. Dies
wiederum stimmt mit der Voraussage des sogenannten Inflationsmodells
überein, nach der sich das ganze Universum in einer unvorstellbar kurzen
Zeit ausdehnt hat und dabei den Raum quasi streckte, bis er flach
war.