Das Schicksal des NASA Compton Gamma-Ray Observatory ist
besiegelt: Im Sommer soll die Sonde, die neun Jahre lang das Weltall nach
Gammastrahlen-Quellen abgesucht hat, kontrolliert zum Absturz gebracht
werden. Reste von Compton werden vermutlich in den Pazifik
stürzen.
Das Compton Gamma-Ray Observatory hat in seiner neunjährigen
Betriebszeit mehr als 400 Gammastrahlen-Quellen entdeckt - zehnmal
mehr, als vor dem Start der Sonde bekannt waren. Darüber hinaus zeichnete
das Teleskop 2.500 Gamma-Ray-Bursts auf, auch von diesen waren zuvor nur
300 entdeckt worden.
Ursprünglich war das 17 Tonnen-Teleskop, das im April 1991 mit dem
Space-Shuttle Atlantis in eine Erdumlaufbahn gebracht wurde, für
eine Betriebszeit von zwei bis fünf Jahren ausgelegt worden. Doch Compton
arbeitete weiter und das Ende der Mission wurde erst durch den Ausfall
eines von insgesamt drei Kreiseln an Bord eingeläutet, den die Sonde zur
Orientierung benötigt. Die wissenschaftlichen Instrumente sind bis heute funktionsfähig.
"Die NASA muss für einen kontrollierten Wiedereintritt in die
Erdatmosphäre sorgen und die Sonde über einem unbewohnten Pazifikstück
zum Absturz bringen", erläuterte Dr. Ed Weiler vom NASA
Hauptquartier. "Schon vor dem Start hatte die NASA entschieden, dass
man das Observatorium wegen seiner Größe kontrolliert zum Absturz
bringen muss. Das war immer der Plan."
Das Problem dabei ist, dass Compton zu groß ist, um komplett in
der Erdatmosphäre zu verglühen. Es dürfte den NASA-Offiziellen daher
nicht leicht gefallen sein, den noch komplett funktionsfähigen Satelliten
zu opfern. Doch will die NASA sichergehen und das Risiko für Menschen
beim Wiedereintritt so gering wie möglich halten: Daher soll der Absturz
eingeleitet werden, bevor noch ein weiterer Kreisel ausfällt.
Um den Wiedereintritt einzuleiten, werden die Triebwerke der Sonde auf
Gegenschub geschaltet, so dass sich ihre Geschwindigkeit verringert und
sie so in einem niedrigeren Orbit einschwenkt. Das Absturzgebiet wird etwa
25 Kilometer breit und 1300 Kilometer lang sein und rund 4000 Kilometer
südöstlich von Hawaii liegen.