Nach nächtelangem Beobachten eines kleinen Stückchen
Himmels hatte man ihn entdeckt: RD J030117+002025, den am weitesten
entfernten Quasar, der je aufgespürt wurde. Das Licht des Objektes, das
nun mit Hilfe zweier Teleskope aufgespürt wurde, benötigte 13 Milliarden
Jahre um die Erde zu erreichen.
Der neuentdeckte Quasar ist nur als schwacher roter Punkt in
der Bildmitte dieser Aufnahme zu sehen. Foto: JPL |
Das Gebiet am Himmel, das Dr. Daniel Stern vom NASA Jet Propulsion
Laboratory und sein Team untersuchten, war winzig: Die
beobachtete Fläche war noch wesentlich kleiner als der Bereich, den ein
Pfennig am ausgestreckten Arm überdecken würde. Viele
Beobachtungsnächte am Hale Telescope des Palomar Observatoriums in
Kalifornien und am Mayall Telescope auf dem Kitt Peak in Arizona
waren nötig, um jenen kleinen Punkt auszumachen, der die Astronomen bald
in seinen Bann zog.
Quasare sind extrem leuchtstarke Objekte, die in der frühen
Entwicklungsphase unseres Universums häufiger vorkamen: Sie haben in etwa
die Größe unseres Sonnensystems, geben aber bis zum 10.000fachen der
Energie ab, die unsere gesamte Galaxie abstrahlt. Vermutlich handelt es
sich bei Quasaren um sehr massereiche Schwarze Löcher und die Energie
entsteht durch das Verschlucken der umliegenden Materie.
Ihren Namen verdanken Quasare der Tatsache, dass sie zunächst einmal
aussehen wie ein Stern und daher "quasistellare Objekte" genannt
wurden. Um einen Quasar von einem Stern zu unterscheiden, muss man sich
genau ansehen, was für eine Art von Licht das Objekt ausstrahlt:
"Sobald wir das Spektrum sahen", erläutert Stern, "wussten
wir, das wir es mit etwas ganz besonderem zu tun hatten. Das Spektrum
verriet uns, dass das ein wahrer Methusalem war und es sich wohl um eine
der ältesten Strukturen im Universum handelte."
Die Entfernung solcher Objekte bestimmen Astronomen mit Hilfe der
Rotverschiebung. Die Geschwindigkeit mit der sich eine entfernte Galaxie
oder auch ein Quasar von uns wegbewegt hängt unmittelbar von ihrer
Entfernung ab: Je weiter ein Objekt entfernt ist, desto größer erscheint
uns sein Geschwindigkeit und das Licht, das wir von ihm entfangen ist
immer weiter in den roten Bereich des Spektrums verschoben. Einer
Rotverschiebung von 5,5 - wie sie bei dem nun entdeckten Quasar gemessen
wurde - bedeutet, dass sein Licht in etwa 13 Milliarden Jahre benötigte,
um zu uns zu gelangen. Zu dieser Zeit war das Universum noch relativ jung.
Die Entdeckung soweit entfernter Objekte hat für die Astronomen einen
unschätzbaren Wert: Mit ihrer Hilfe hoffen die Wissenschaftler eines der
großen kosmologischen Rätsel lösen zu können, nämlich wie sich das
Universum von seiner anfänglich Gleichförmigkeit in das verwandelte, was
wir heute vorfinden: eine klumpige aus Galaxien und Galaxienhaufen
bestehende Struktur. "Quasare in dieser Entfernung zu finden, ist wie
ein Blitzlicht am Rande des Universums", so Stern. "Da sie -
verglichen mit einer normalen Galaxie - so leuchtkräftig sind, erlauben
sie uns alles zu studieren, was sich zwischen uns und dem Quasar
entwickelt hat."