In der heutigen Zeit präsentiert sich unsere Muttergalaxie -
die Milchstraße - als relativ ruhiger Ort. Das war offenbar
nicht immer so: Mit Hilfe des europäischen Infrarot-Weltraumteleskops ISO gelang
Astronomen ein Blick in die Vergangenheit, als in den Galaxien
ununterbrochen neue Sterne entstanden sind. Die Ergebnisse werden zur Zeit
bei einem Workshop diskutiert.
Die neuen Erkenntnisse stammen aus der Auswertung des sogenannten ISO Deep
Survey, einer sehr detaillierten Himmelsdurchmusterung, mit deren
Hilfe auch die schwächsten und am weitesten entfernten Objekte im
Infraroten beobachtet werden sollten. Beobachtungen in weit entfernten
Regionen des Universums stellen aber auch immer einen
Blick in die Vergangenheit dar und so konnte man im ISO Deep Survey
in gewisser Weise sehen wie es in den Galaxien in unserer Umgebung vor rund zehn
Milliarden Jahren zugegangen sein muss. Ein Ziel der Untersuchung war es zu klären, ob
alle Galaxien in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, oder ob im
Universum immer irgendwo Galaxien gebildet werden.
Schon eine erste Durchsicht der Daten brachte vor rund einem Jahr erste
Hinweise zur Lösung dieser Frage: So entdeckten die Astronomen, dass es
unter den weit entfernten - also jungen - Galaxien relativ viele gab, die
eine Phase heftiger Sternentstehung durchliefen. Außerdem fand man
Hinweise darauf, dass in dieser frühen Phase der Galaxien deutlich mehr
Sterne entstanden sind, als man bisher angenommen hatte. Im Vergleich zu
den Abschätzungen, die man aus Beobachtungen im optischen Bereich
gewonnen hatte, sollten es gar drei- bis viermal mehr Sterne sein.
"Heute können wir unsere ersten Schätzungen von vor einem Jahr
nur bestätigen", kommentiert der italienische Astronom Dario Fadda.
"Wir haben über tausend weit entfernte junge Galaxien entdeckt, in
denen viele neue Sterne geboren werden. Daher sehen wir Galaxien, die sich
gerade sehr schnell entwickeln."
Auch ein anderes Team konnte diese Ergebnisse mit einem anderen
ISO-Instrument im Kern bestätigen. "Mittlerweile können wir sicher
sein, dass im jungen Universum viel mehr Sterne entstanden sind, als
wir bisher angenommen haben", meint Hervé Dole von französischen
Institut d'Astrophysique Spatiale. Die meisten Sterne, so der Astronom,
seien wirklich in der Frühphase des Universums entstanden. "Danach
nahm die Häufigkeit mit der Sterne entstehen sehr schnell ab."
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ISO,
Infrarot-Observatorium der ESA
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