Das Weltall - unendliche Weiten und weitgehend leerer Raum. Da sollte
Umweltverschmutzung eigentlich kein Thema sein, denkt man. Doch genau darum geht es bei
einem Treffen der Internationalen Astronomischen Union (IAU), das nächste Woche
in Wien beginnt. Die Astronomen wollen über Maßnahmen zur "Erhaltung des astronomischen
Himmels" diskutieren.
In gewisser Weise ist es paradox: Astronomen, in Sachen Weltraumfahrt immer an der
Spitze des Fortschritts, sehen ihre Wissenschaft durch jüngste Entwicklungen in der
Raumfahrt zunehmend bedroht. "Da Astronomen sehr empfindliche Instrumente zum Studium
sehr lichtschwacher und weit entfernter Objekte benutzen müssen, sind sie die ersten, die
die Verschlechterung der Umweltbedingungen im Weltraum zu spüren bekommen,"
erläutert IAU-Generalsekretär Dr. Johannes Andersen. "Aber sie werden nicht lange
allein bleiben."
Drei Dinge sind es, die die Arbeit der Astronomie zunehmend schwerer machen: Im
Weltraum selbst drohen Konflikte mit Telekommunikationssatelliten, die immer größere
Wellenlängenbereiche einfordern, und so die Zukunft der Radioastronomie und die
Verständigung mit Forschungssatelliten gefährden. Darüber hinaus ist der zunehmende
Weltraummüll eine Bedrohung für wissenschaftliche Missionen und erschwert Beobachtungen
mit bodengestützten Teleskopen.
Zweites Ärgernis aus Astronomensicht sind Projekte, bei denen große Spiegel in einen
Umlaufbahn gebracht werden sollen, um Städte zu erleuchten oder schlicht Werbung zu
machen. Abhängig von Umlaufbahn, Größe und Reflektionsvermögen dieser Flugkörper
könnten sie sämtliche astronomischen Beobachtungen unmöglich machen. Als dritten Punkt
kritisieren die Wissenschaftler die zunehmende "Lichtverschmutzung" auf der
Erde. Die meisten Regionen auf unserem Planeten sind daher für astronomische
Beobachtungen bereits nicht mehr geeignet.
Bei dem IAU-Symposium in Wien treffen sich nun Experten aus aller Welt, um zunächst
eine Bestandsaufnahme des heutigen Zustands zu machen. Daraus wollen die Astronomen dann
Vorschläge ausarbeiten, die an die zur gleichen Zeit stattfindende UNO-Konferenz UNISPACE
III (Third United Nations Global Conference on the Exploration and Peaceful Use of Outer
Space) weitergeleitet werden sollen. Eine gute Adresse, müßten doch die nötigen
globalen Maßnahmen von der UNO beschlossen werden.
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