Beim Zusammenstellen eines Katalogs von Spiralgalaxien machten Astronomen der
Ohio State University eine bemerkenswerte Entdeckung: Weitaus mehr Galaxien als bisher
angenommen sind sogenannte "Balkengalaxien". Dieser "Balken" im
Zentrum einer Galaxie gilt als Indiz für einen zurückliegenden Zusammenstoß oder eine
nahe Begegnung zweier Galaxien.

Galaxie NGC 613 aus dem "Bright Spiral Galaxy Survey" der Ohio State University:
Mehr Balkengalaxien als erwartet. Foto Ohio State University |
Die Sache war irgendwie verzwickt: Rund 30 Prozent aller Galaxien rund um die
Milchstraße wiesen - durch ein optisches Teleskop - betrachtet einen sogenannten
"Balken" auf. Doch nach ausgeklügelten theoretischen Modellen zur
Galaxienentwicklung sollten es deutlich mehr sein. "Astronomen, die die Dynamik der
galaktischen Entwicklung modellierten, wunderten sich schon lange, warum wir so wenig
dieser Balkengalaxien beobachten", meinte Paul Eskridge von der Ohio State
University.
Balkengalaxien unterscheiden sich von normalen Spiralgalaxien auf eine besondere Weise:
Die Spiralarme dieser Galaxien scheinen ihren Ursprung nicht im kreisförmigen Zentrum der
Galaxie zu haben, sondern am Ende einer balkenförmigen Struktur. Gedeutet wird das als
Folge einer Kollision von zwei Galaxien oder eines sehr nahen Vorbeifluges.
Die vermißten Balkengalaxien scheinen nun gefunden: Astronomen der Ohio State
University stellten einen Katalog mit 200 Spiralgalaxien zusammen - sowohl mit Aufnahmen
im sichtbaren Bereich des Lichtes als auch im Infrarot-Bereich. Das Ergebnis: 30 Prozent
der Galaxien zeigten im Infraroten eine Balkenstruktur, die im sichtbaren Licht nicht zu
erkennen war.
Daß die Wissenschaftler weit mehr Balkengalaxien im Infraroten fanden überrascht
nicht: Staub in den zentralen Bereichen von Galaxien kann die innere Struktur im
sichtbaren Bereich des Lichtes nahezu unsichtbar machen. Beobachtungen im Infraroten sind
hier jedoch weiterhin möglich. Zudem sind viele der heute sichtbaren Sterne sehr helle
und junge Sterne, die aber nur einen kleinen Teil der tatsächlich vorhandenen Sterne
einer Galaxie ausmachen dürften. Die älteren und kühleren Sterne strahlen die meiste
Energie im infraroten Bereich ab und sind so ideale Beobachtungsobjekte für
Infrarot-Beobachtungen. "Infrarot-Beobachtungen geben uns die Möglichkeit Dinge
über Galaxien zu erfahren, die wir vorher nicht sehen konnten", meinte Jay Frogel,
ein weiterer Astronom aus Ohio. "Wir bekommen so ein viel deutlicheres Bild, wie
Galaxien wirklich aussehen."
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