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Aktive Sonnenfleckenregion erhöht Risiko für Sonnensturm
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
5.
Dezember 2025
In den vergangenen Tagen ist eine besonders große und aktive
Sonnenfleckenregionen auf der Sonnenscheibe sichtbar geworden. Ihre Größe ist
vergleichbar mit der der Sonnenfleckenregion, die 1859 zum stärksten Sonnensturm
der letzten Jahrhunderte führte. Ein solcher Sturm wäre nun auch in den nächsten
Tagen möglich, weshalb Fachleute die Sonne genau im Blick behalten.

Aufnahme des Satelliten GEOS-19 der großen
Sonnenfleckenregionen vom 3. Dezember 2025. Am 28. November
2025 hat ein riesiger Sonnenfleckenkomplex begonnen, den
südöstlichen Sonnenrand zu passieren (helle Region in der
linken unteren Hälfte des Bildes). Er besteht aus drei aktiven
Regionen: AR 4298, 4294 und 4296.
Bild: NOAA SWPC [Großansicht] |
Am vergangenen Wochenende sind am östlichen Sonnenhorizont mehrere besonders
aktive Sonnenfleckenregionen erschienen. Zusammengenommen erreichen sie eine
Größe, die mit der jener Sonnenfleckenregion vergleichbar ist, die der britische
Astronom Richard Carrington am 1. September 1859 beobachtete und die zum
stärksten Sonnensturm der letzten Jahrhunderte führte. Das Deutsche Zentrum für
Luft- und Raumfahrt (DLR) beobachtet die Situation mit besonderer
Aufmerksamkeit. Änderungen in der Sonnenaktivität und mögliche Auswirkungen auf
das Weltraumwetter werden in Echtzeit analysiert, um Frühwarnungen und nötige
Schutzmaßnahmen rechtzeitig zu ermöglichen.
Die sogenannten "aktiven Regionen" sind durch intensive, komplexe
Magnetfelder gekennzeichnet und gelten in der Sonnenphysik als Hauptquellen von
starken Sonneneruptionen – etwa Flares und koronalen Massenauswürfen. Mit dem
Auftauchen der aktiven Regionen AR 4294, 4296 und 4298 und ihrer vergleichbaren
Größe zur Carrington-Region steigen die Chancen auf Sonneneruptionen merklich.
Derzeit bewegen sich die Sonnenflecken von der Erde aus betrachtet auf die Mitte
der Sonnenscheibe zu. Sollten in den kommenden Tagen starke Eruptionen
auftreten, könnten diese – je nach Ausrichtung und Stärke – zumindest teilweise
auf die Erde gerichtet sein.
Dabei sähe der Ablauf typischerweise so aus: Zuerst kommt es zu einem hellen
Sonnenflare mit starker Röntgen- und UV-Strahlung, der vor allem die Ionosphäre
beeinflusst. Ein bis zwei Tage später könnte eine Plasmawolke folgen, die das
Erdmagnetfeld streifen oder treffen könnte – mit der Gefahr eines
geomagnetischen Sturms. Dann könnten bei klarem Himmel auch in Deutschland
Polarlichter sichtbar werden.
Ein Beispiel dafür, wie gravierend solche Sonnenstürme sein können, liefert
das Carrington-Ereignis von 1859: Beim Nachzeichnen von Sonnenflecken entdeckt
der Hobbyastronom Richard Carrington eine gewaltige Eruption auf der Sonne. Etwa
20 Stunden später traf der daraus resultierende geomagnetische Sturm die Erde –
bis heute das stärkste wissenschaftlich beobachtete Weltraumwetterereignis.
Polarlichter, die normalerweise auf die hohen nördlichen und südlichen Breiten
begrenzt sind, wurden weltweit – selbst in Regionen nahe des Äquators –
beobachtet. In Mitteleuropa und Nordamerika kam es zu massiven Störungen der
damals vorhandenen Telegrafensysteme; in einigen Fällen sorgten induzierte
Spannungen sogar für Brände. Heute ist unsere Infrastruktur deutlich
empfindlicher: Satelliten, Navigation (GPS), Kommunikation, Stromnetze und viele
weitere Technologien könnten bei einem extrem starken Sturm empfindlich gestört
werden.
Das umfangreiche Spektrum der am Weltraumwetter beteiligten Vorgänge wird am
DLR-Institut für Solar-Terrestrische Physik in Neustrelitz in
Mecklenburg-Vorpommern erforscht. Hier wird der Bogen gespannt von der
Grundlagenforschung an den physikalischen Prozessen bis hin zu den
anwendungsorientierten Konzepten zur Reduzierung der Auswirkungen auf anfällige
Technologien. Das Ziel: durch zeitnahe, genaue und zuverlässige Beobachtungen
und Vorhersagen die nationalen Infrastrukturen zu schützen und betroffene
Industrien zu unterstützen.
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