Detaillierter Blick auf einen rekordverdächtigen
Strahlungsausbruch
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung astronews.com
11. März 2025
Als die Sonne am 22. Februar vergangenen Jahres in einem
explosiven Ausbruch gewaltige Strahlungsmengen ins All schleuderte, schaute die
neue indische Raumsonde Aditya-L1 genau zu – und fing so die ersten
Aufnahmen eines solchen Flares in der untersten Sonnenatmosphäre ein. Die Daten
könnten helfen, die Entstehung von Flares und ihre Ausbreitung besser zu
verstehen.

Der Strahlungsausbruch vom 22. Februar 2024
aufgenommen mit Hilfe der acht verschiedenen Filter des
Instrumentes SUIT (Bildausschnitt).
Bild: SUIT / Aditya-L1 [Großansicht] |
Unter den Sonnenspähern im Weltraum ist die Raumsonde Aidyta-L1
gewissermaßen das Nesthäkchen. Erst im September 2023 startete das
Sonnenobservatorium ins All und nahm wenig später seinen Beobachtungsposten am
erdnahen Gleichgewichtspunkt L1 zwischen Erde und Sonne ein. Nach anfänglicher
Inbetriebnahme der sieben Teleskope und wissenschaftlichen Instrumente an Bord
musste die Sonde nicht lange auf lohnende Beschäftigung warten: Bereits am 22.
Februar 2024 kam es auf der erdzugewandten Seite der Sonne zu einem gewaltigen
Strahlungsausbruch. Forschende ordnen den Flare der Kategorie X6.3 zu; er zählt
somit zur Klasse der energiereichsten Strahlungsausbrüche. Ausbrüche dieser Art
können auf der Erde den Betrieb von Satelliten, Stromnetzen und
Funkkommunikation beeinträchtigen.
Auch andere Weltraumobservatorien wie etwa die NASA-Sonde Solar Dynamics
Observatory (SDO) und die ESA-Sonde Solar Orbiter sowie
erdgebundenen Teleskope richteten ihren Blick auf das spektakuläre Ereignis.
Anders als ihre sonnenbeobachtenden Geschwister macht Aditya-L1 unter
anderem Aufnahmen der Sonne im langwelligen ultravioletten Licht mit
Wellenlängen zwischen 200 und 400 Nanometern. Dieses Licht entsteht vor allem
direkt oberhalb der sichtbaren Oberfläche der Sonne, der Photosphäre, und in der
angrenzenden unteren Atmosphäre, der Chromosphäre. Um es genauer einer
speziellen Schicht zuzuordnen, ist das Aditya-Instrument Solar Ultraviolet
Imaging Telescope (SUIT) mit elf Filtern ausgerüstet. Die Prozesse, die
sich bei einem heftigen Strahlungsausbruch in der unteren Chromosphäre
abspielen, waren Forschenden bisher nicht mit dieser Genauigkeit zugänglich.
"Dass Aditya-L1 gleich zu Beginn ihrer Forschungslaufbahn solch
einen starken Strahlungsausbruch miterleben konnte, ist ein großes Glück", so
Sami Solanki, Direktor am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS),
der an der Studie beteiligt war. "Zusammen mit den Beobachtungen anderer Sonden
und Teleskope entsteht so erstmals ein vollständiges Bild der Prozesse, die
während eines Flares in verschiedenen Schichten der Sonnenatmosphäre ablaufen",
fügt der Forscher hinzu. Der Strahlungsausbruch vom 22. Februar 2024 ging von
einer Region auf der Nordhalbkugel der Sonne inmitten einer Gruppe von
Sonnenflecken aus. Er dauerte etwa 35 Minuten an und erreichte seinen Höhepunkt
gegen 22.34 Uhr (UTC). In den SUIT-Aufnahmen zeigt sich in diesem Zeitraum dort
an zwei eng benachbarten Stellen ein helles Aufblitzen.
Für die aktuelle Studie wertete das Team auch Messungen des Aditya-Spektrometers
Solar Low Energy X-ray Spectrometer (SoLEXS) sowie Daten anderer
Raumsonden und bodengebundener Sonnenobservatorien aus. Auf diese Weise konnte
das Team nachverfolgen, wie sich die freigesetzte Energie durch die
verschiedenen Schichten der Sonnenatmosphäre ausbreitet. So zeigt sich
beispielsweise, dass das Aufblitzen in der unteren Sonnenatmosphäre direkt
einhergeht mit einem Temperaturanstieg in der äußeren Atmosphäre, der Korona.
Die Raumsonde Aditya-L1 ist ein Projekt der indischen
Weltraumorganisation ISRO. Das Konzept des Instruments Solar Ultraviolet
Imaging Telescope (SUIT) beruht auf einem Entwurf des MPS; das Instrument
wurde vom Inter-University Centre for Astronomy and Astrophysics im
indischen Prune entwickelt und gebaut.
Über die Ergebnisse der Beobachtungen berichtete das Team in einem
Fachartikel, der in der Zeitschrift The Astrophysical Journal Letters erschienen
ist.
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