Vulkanismus ursächlich für chaotisches Terrain?
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Jacobs University Bremen astronews.com
30. Juni 2021
Für die Entstehung der als "chaotisches Terrain"
bezeichneten Gebiete auf dem Mars, die von Kratern,
Rissen, Kämmen und Tälern durchzogen sind, wurde bislang Wasser verantwortlich
gemacht. Eine neue Studie kommt nun aber zu dem Schluss, dass vielmehr
magmatische Aktivität für diese eigentümliche Geländeform ursächlich ist.
Ansicht eines chaotischen Terrains auf dem
Mars. Bild: Erica
Luzzi/Murray Lab [Großansicht] |
Gebiete wie diese gibt es auf der Erde nicht: Sie sind durchzogen von
Kratern, Rissen, Kämmen, Tälern, großen und kleinen eckigen Blöcken. Daher auch
ihr Name "chaotisches Terrain". Auf dem Mars existiert chaotisches Terrain in
verschiedenen Regionen. Es erreicht Durchmesser von 20 bis über 700 Kilometer,
besteht vielfach aus kantigen Blöcken, die mehrere hundert Meter hoch sein
können und weist eine ganz charakteristische Geometrie auf. Entstanden ist das
Gebiet, so die am meisten verbreitete These, vor 3,7 bis 2,9 Milliarden Jahren
indem unter der Oberfläche befindliche Eisreservoirs durch Wärme plötzlich
schmolzen und große Mengen an Wasser freisetzten. Nach Abfluss des Wassers
kollabierte demnach die Oberfläche über den neu entstandenen Hohlräumen, die
Landschaft stürzte in sich zusammen.
"Wenn Wasser tatsächlich die dominierende Rolle bei der Entstehung gespielt
hatte, dann hätten wir in jedem chaotischen Terrain mehr Beweise für sein
Vorhandensein vor oder während des Kollaps finden müssen. In einigen chaotischen
Terrains fehlen jedoch wässrige Morphologien und Mineralien oder sie datieren
auf die Zeit nach dem Kollaps", sagt Erica Luzzi, die derzeit ihre Promotion
unter der Betreuung von Dr. Angelo Pio Rossi, Professor of Earth and Planetary
Research an der Jacobs University in Bremen, beendet.
Die Geologin stellte eine Verbindung her zu ganz ähnlichen
Oberflächenstrukturen auf dem Mond. Dabei geht es um Krater, die durch
magmatische Prozesse entstanden sind und später durch Bodenbruch kollabierten.
Im Labor des italienischen Consiglio Nazionale delle Ricerche stellte
Luzzi die Bedingungen auf dem Mars und den Mond nach. Sie reproduzierte einen
Prozess, der im Englischen als "piecemeal caldera collapse" bezeichnet wird.
Die an dem Experiment beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
bauten analoge Magmakammern, denen mehrfach Polyglyzerin zugefügt und wieder
entzogen wurden. Die Ergebnisse waren eindeutig: "Wir haben die gleichen
charakteristischen Brüche erzeugt, wie sie für chaotische Terrains typisch
sind." Es ist das erste Mal, dass die Entstehung dieser Marsregion in einem
analogen Experiment nachempfunden wurde. "Wir schließen nicht aus, dass Wasser
bei der Bildung des chaotischen Terrains eine Rolle gespielt hat", betont Luzzi.
"Unsere Hypothese ist, dass dies in einem späteren Stadium geschah als bislang
angenommen und dass eine intensive magmatische Aktivität ursächlich für das
chaotische Terrain war."
Über die Ergebnisse berichtet Luzzi und ihr Team in einem Fachartikel, der in der
Zeitschrift Geophysical Research Letters erschienen ist.
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