Keine bevorstehende Supernova in Henize 2-428
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Potsdam astronews.com
25. Juni 2020
Im Planetarischen Nebel Henize 2-428 im Sternbild Adler
umkreisen sich zwei Weiße Zwerge, die bei ihrer Kollision eine Supernova
auslösen dürften - so die Schlussfolgerung einer fünf Jahre alten Studie. Nun
haben sich Astronominnen und Astronomen das System noch einmal genauer angesehen
und geben Entwarnung: Mit einer Supernova ist hier nicht zu rechnen.
Künstlerische Darstellung der
verschmelzenden Zentralsterne im planetarischen
Nebel Henize 2-428.
Bild: Nicole Reindl [Großansicht] |
Supernova-Explosionen sind katastrophale Explosionen von Sternen im All,
wobei man verschiedene Typen unterscheidet. Eine Supernova vom Typ Ia oder
thermonukleare Supernova kann entstehen, wenn ein Weißer Zwerg, ein Sternrest
mit sehr hoher Dichte, zusätzliche Masse erhält. Die Zusatzmasse resultiert
entweder aus der Anlagerung von Material eines stellaren Begleiters oder aus der
Verschmelzung mit einem anderen Weißen Zwerg. Weil bei der Explosion immer die
gleiche Energiemenge freigesetzt wird, werden Supernovae-Typ-Ia häufig zur
Messung astronomischer Entfernungen verwendet.
Welche Vorläufersysteme zu dieser Art von Explosionen führen, ist allerdings
noch nicht vollständig geklärt, weshalb mit großem Aufwand nach solchen Systemen
gesucht wird. Als einzig sicherer Kandidat für ein Vorläufersystem einer
Supernova-Typ-Ia-Explosion galt bislang das Sternsystem Henize 2-428 im
Sternbild Adler, das aus einem Paar Weißer Zwergsterne besteht, die sich in
einem geringen Abstand alle vier Stunden umkreisen. Die beiden Sterne sind
tatsächlich so nah, dass sie sogar eine gemeinsame Hülle teilen.
Im Jahr 2015 behaupteten Wissenschaftler, die Gesamtmasse der beiden Sterne
beträgt etwa das 1,8-fache der Masse unserer Sonne. Bei dieser Masse könnte eine
Supernova-Typ-Ia-Explosion ausgelöst werden (astronews.com
berichtete). Eine sorgfältige Neuanalyse des Sternsystems durch ein
internationales Team von Astronominnen und Astromomen unter der Leitung von Dr.
Nicole Reindl vom Institut für Physik und Astronomie der Universität Potsdam
kommt nun zu einem völlig anderen Ergebnis. Sie zeigen, dass die Gesamtmasse des
Systems erheblich überschätzt wurde, und dass die Fusion der beiden Sterne keine
Supernova-Explosion hervorrufen wird.
"Bei der Analyse der Beobachtungen von Zentralsternen in Planetarischen
Nebeln muss man sehr vorsichtig sein", betont Reindl. "Nicht nur das Material
des umgebenden Nebels kann zu einer Verfälschung der Messergebnisse führen,
sondern auch das Gas, das sich zwischen uns und den Sternen befindet."
Planetarische Nebel sind die sich ausdehnenden, leuchtenden Schalen
ionisierten Gases, die Sterne am Ende ihres Lebens ausstoßen. Durch die
Modellierung dieser Nebelbeiträge und des interstellaren Gases konnte das Team
zeigen, dass die Gesamtmasse des Systems eine Sonnenmasse nur geringfügig
überschreitet, also viel zu niedrig ist, um eine Supernova-Ia-Explosion
hervorzurufen. Somit ist der Wettlauf um die Entdeckung eines definitiven
Supernova-Typ-Ia-Vorläufersystems wieder eröffnet.
Aus der Verschmelzung der beiden Sterne könnte stattdessen ein neuer Stern
mit einer exotischen atmosphärischen Zusammensetzung entstehen. "Solche
exotischen Sterne finden wir immer mal wieder, und sie sind nicht sehr gut
verstanden", erklärt Reindl. Das Team hofft nun, dass ihre Arbeit auch die
Untersuchung dieser Art von Sternen vorantreiben wird.
Über die neue Studie berichten Reindl und ihr Team in einem Fachartikel, der
in der Zeitschrift Astronomy & Astrophysics erschienen ist.
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