Zwölf neue Monde des Gasriesen entdeckt
von Stefan Deiters astronews.com
17. Juli 2018
Astronomen haben zwölf neue Monde von Jupiter entdeckt. Der
Gasriese galt bislang schon als Planet mit den meisten bekannten Monden und hat
mit nunmehr 79 erfassten Trabanten diese Stellung noch einmal deutlich
ausgebaut. Die Monde sind sehr klein und umkreisen den Planeten in großem
Abstand. Gesucht hatten die Astronomen eigentlich nach weit entfernteren
Objekten.
Jupiter hat zwölf Monde mehr. Die Bahnen der
Neuentdeckungen sind in der Grafik fett
darstellt.
Bild: Roberto Molar-Candanosa, Carnegie
Institution for Science [Großansicht] |
Eigentlich haben Scott Sheppard von der Carnegie Institution for Science
und sein Team nach etwas ganz anderem Ausschau gehalten, nämlich nach Objekten,
die weit jenseits der Neptunbahn um die Sonne kreisen. Schon 2014 hatten
Sheppard und sein Team das bislang entfernteste Objekt im Sonnensystem
aufgespürt und Anfang 2016 aus den Bahneigenschaften entfernter Brocken auf die
Existenz eines bislang unentdeckten neunten Planeten im Sonnensystem geschlossen
(astronews.com berichtete).
Nun waren die Astronomen auf den Spuren weiterer Objekte jenseits der Neptunbahn: "Jupiter befand sich einfach in dem Bereich des Himmels, in dem wir
nach äußerst weit entfernten Objekten im Sonnensystem gesucht haben", so Sheppard. "So konnten wir glücklicherweise auch nach neuen Monden um Jupiter
Ausschau halten, während wir nach Planeten am Rand des Sonnensystems suchten."
"Es bedurfte mehrere Beobachtungen, bis die Umlaufbahn um Jupiter bestätigt
war", unterstreicht Teammitglied Gareth Williams vom Minor Planet Center der
Internationalen Astronomischen Union. "Daher hat der ganze Prozess ein Jahr
gedauert." Insgesamt entdeckte das Team zwölf neue Mond um Jupiter, neun davon
bewegen sich in großer Entfernung und gegen die Umlaufrichtung des Gasriesen um
den Planeten. Sie lassen sich drei bekannten Untergruppen von Monden mit
gleicher Umlaufrichtung zuordnen und dürften
durch das Auseinanderbrechen von drei größeren Objekten entstanden sein. Sie
benötigen für einen Umlauf um Jupiter rund zwei Jahre.
Zwei der neuen Monde umrunden den Planeten deutlich näher und in
Umlaufrichtung von Jupiter. Sie benötigen etwas weniger als ein Jahr für einen
Umlauf und es dürfte sich um Fragmente einst größerer Monde handeln. "Unsere
andere Entdeckung ist ein wirklicher Sonderling", so Sheppard. "Er dürfte
außerdem der kleinste bekannte Mond Jupiters sein - mit einem Durchmesser von
weniger als einem Kilometer."
Das Team hat vorgeschlagen, den Sonderling "Valetudo" zu nennen, nach der
Urenkelin Jupiters und Göttin der Gesundheit und Hygiene. Valetudo umrundet
Jupiter in rund 1,5 Jahren auf einer recht langgezogenen Bahn, auf der der Mond die
Orbits der äußeren Jupitermonde kreuzt - Kollisionen nicht ausgeschlossen. "Dies
ist eine nicht stabile Konfiguration", so Sheppard. "Eine direkte Kollision
würde das Objekt schnell pulverisieren."
Die Entdeckung von Monden mit Durchmessern zwischen einem und drei Kilometern
in relativ großer Entfernung von Jupiter lässt interessante Rückschlüsse auf die
Entstehungsgeschichte des Jupitersystems zu: So dürften die Monde beispielsweise
erst entstanden sein, nachdem sich die Scheibe aus Gas und Staub, die es in der
Anfangszeit um den Planeten gegeben haben sollte, bereits aufgelöst hat.
Andernfalls hätte die "Bremswirkung" des Materials dafür gesorgt, dass die
winzigen Monde langsam in Richtung Jupiter gewandert wären.
Die meisten der Neuentdeckungen wurden mit dem 4-Meter-Blanco-Teleskop am Cerro
Tololo Inter-American Observatory gemacht und die Funde dann mit anderen
Teleskopen bestätigt.
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