Brillanter Sternhaufen als Testobjekt
von Stefan Deiters astronews.com
11. Juli 2018
Im Rahmen von Testbeobachtungen für ein neues System einer
Adaptiven Optik haben Astronomen auch RCW 38 anvisiert und so
Daten für eine neue spektakuläre Ansicht dieses rund 5500 Lichtjahre entfernten
Sternhaufens gewonnen. Das Bild zeigt die Sterne des Haufens eingebettet in hell
leuchtendes Gas und umgeben von dunklen Staubschwaden.

Die neue Ansicht des Sternhaufens RCW 38 und
des ihn umgebenden Nebels.
Bild: ESO/K. Muzic [Großansicht] |
Das neue Bild entstand mit der Nahinfrarotkamera HAWK-I, die am Yepun-Teleskop
des Very Large Telescope der europäischen Südsternwarte ESO montiert ist. Durch
Beobachtungen in Wellenlängen des nahen Infrarot werden deutlich mehr Details
dieser Region sichtbar, da man durch viele der Staubwolken hindurchschauen kann,
die den Blick im sichtbaren Bereich des Lichts versperren. RCW 38 enthält
Hunderte junger, massereicher Sterne und liegt rund 5500 Lichtjahre von der Erde
entfernt im Sternbild Segel des Schiffs.
Der Zentralbereich von RCW 38 erscheint auf der heute veröffentlichten
Ansicht als helle, bläuliche Region, in der sich zahlreiche sehr junge Sterne
und auch Protosterne befinden, die ihre Wachstumsphase noch nicht abgeschlossen
haben. Die intensive Strahlung, die diese heißen jungen Sonnen aussenden, regen
das sie umgebende Gas zum Leuchten an. Es hebt sich so eindrucksvoll von den
Schwaden aus kälterem kosmischen Staub ab, die sich in dieser Region befinden
und orange-rötlich leuchten.
Dadurch, dass man in infraroten Wellenlängen praktisch durch Staubwolken
hindurchschauen kann, unterscheidet sich diese Ansicht von RCW 38 deutlich von
Bildern der Region, die im sichtbaren Bereich des Lichts aufgenommen wurden. Auf
diesen sind merklich weniger Sterne auszumachen.
Die Daten für das Bild wurden im Rahmen einer Reihe von Testbeobachtungen
gewonnen, bei denen das Kamerasystem HAWK-I mit einem GRAAL genannten System
Adaptiver Optik getestet wurde. Mit Adaptiver Optik versuchen Astronomen, die
Luftunruhe der Atmosphäre, die die Beobachtungen von der Erdoberfläche
behindert, auszugleichen. Sie beobachten dazu einen Referenzstern in der Nähe
des eigentlichen interessierenden Objekts und verfolgen, wie sich dessen Bild
durch die Luftunruhe verändert. Entsprechend werden Korrekturspiegel
angesteuert, die dann für ein besseres Bild sorgen.
Da aber nicht immer ein geeigneter Referenzstern in der Nähe des eigentlichen
Beobachtungsziels zu finden ist, ging man dazu über, mithilfe eines Laserstrahls
einen künstlichen "Stern" in der Hochatmosphäre zu erzeugen. Beim neuen System
GRAAL, die Abkürzung steht für GRound layer Adaptive optics Assisted by
Lasers, werden sogar vier Laser für diesen Zweck genutzt.
Das Very Large Telescope der europäischen Südsternwarte ESO ist Teil
des Paranal-Observatoriums in der chilenischen Atacamawüste.
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