Trocknungsrisse im Mars-Matsch?
von Stefan Deiters astronews.com
23. Januar 2017
Der Marsrover Curiosity hat in den letzten Wochen
einen Geländebereich untersucht, bei dem es sich um getrockneten Matsch oder
Schlamm handeln könnte. Es wären die ersten Strukturen dieser Art, die der
Marsrover im Rahmen seiner Mission im Gale-Krater entdeckt hat. Der Fund würde
zu den bisherigen Theorien über das frühere Klima in der Region passen.
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Die Formation "Old Soaker" an einem Hang des
Zentralbergs des Gale-Kraters auf dem Mars.
Bild: NASA/JPL-Caltech/MSSS [Großansicht] |
Der Marsrover Curiosity untersuchte in den vergangenen Monaten immer
höher gelegene Regionen eines Hangs des Zentralbergs des Gale-Kraters auf dem
Mars. In letzter Zeit hatte Curiosity eine Struktur in Augenschein
genommen, die das Team "Old Soaker" getauft hat - einen Bereich mit eigentümlichen
Mustern auf der Oberfläche. Hier könnte, vor vielen Milliarden Jahren, einmal
Matsch oder Schlamm getrocknet sein. Die erkennbaren Strukturen wären dann durch
sogenannte Trocknungsrisse entstanden.
"Trocknungsrisse sind das wahrscheinlichste Szenario hier", so Team-Mitglied
Nathan Stein, Doktorand am California Institute of Technology, der die
Untersuchung von "Old Soaker" leitete. Wenn sich diese Analyse bestätigen
sollte, wären es die ersten Trocknungsrisse, die Curiosity im Rahmen
der Mission entdeckt hat.
Solche Risse, die wohl jeder auch auf der Erde schon einmal gesehen hat,
wären ein Hinweis darauf, dass es früher, als sich die untersuchten Sedimente
ablagerten, nach einer feuchteren Phase auch trockener Perioden gab. An älterem
Gestein in tiefergelegenen Bereichen hatte Curiosity bereits Hinweise
auf urzeitliche Seen gefunden, genau wie bei einem jüngeren Tonstein oberhalb
von "Old Soaker".
"Schon aus der Entfernung konnten wir ein Muster aus vier- und fünfseitigen
Polygonen erkennen, die anders aussahen, als Risse, die wir an anderen Stellen
mit Curiosity entdeckt hatten", so Stein. "Es ähnelt dem, was man
manchmal am Straßenrand sehen kann, wo Matsch trocknet und sich darin Risse
bilden."
Die Risse auf dem Mars sind allerdings deutlich älter: Sie dürften sich vor
mehr als drei Milliarden Jahren gebildet haben und wurden in der Folgezeit von
anderen Sedimentablagerungen verdeckt. Später hat die langsame Erosion durch
Winde dafür gesorgt, dass diese Schichten wieder freigelegt wurden. Dabei erwies
sich das Material, das sich in den Rissen befand, als widerstandsfähiger, als
das Material in der Umgebung, so dass das Muster der Risse heute in Form von
hervorstehenden Graten erkennbar ist.
Die Analyse des Material in den Rissen ist entscheidend, um Trocknungsrisse
von Rissen unterscheiden zu können, die sich erst durch den Druck darüberliegender Schichten in den Sedimenten gebildet haben. Im Bereich "Old
Soaker" findet sich Material, das darauf hindeutet, dass beide Szenarien hier
eine Rolle gespielt haben - also erst Trocknungsrisse und später dann Risse im
Untergrund.
"Wenn es sich tatsächlich um Trocknungsrisse handelt, passt das sehr gut zu
den anderen Beobachtungen, die wir seit vielen Monaten in den Hängen machen", so
Curiosity-Projektmanager Ashwin Vasavada vom Jet Propulsion
Laboratory der NASA. "Die urzeitlichen Seen haben sich im Laufe der Zeit in
Ausdehnung und Tiefe verändert und sind auch manchmal verschwunden. Wir finden
immer mehr Hinweise auf trockene Intervalle in einer Periode, in der es
überwiegend langlebige Seen gegeben hat."
Curiosity hat inzwischen ein neues, höhergelegenes Ziel
angesteuert, wo der Rover erneut eine Bohrung vornehmen soll. Derzeit
untersuchen Ingenieure noch Probleme mit der Mechanik des Bohrers, die in
letzter Zeit immer wieder aufgetaucht waren.
Curiosity war im August 2012 im Gale-Krater des Mars gelandet, um
herauszufinden, ob es vor langer Zeit, also vor Milliarden von Jahren, auf dem
Roten Planeten einmal Umweltbedingungen gab, die primitives Leben erlaubt
hätten. Dazu sollte der Rover vor allem geologisch interessante Ablagerungen
untersuchen, die man aus dem Orbit an den Hängen des Zentralbergs des
Gale-Kraters entdeckt hatte.
Entsprechende Hinweise fand Curiosity allerdings bereits bei ersten
Tests der Instrumente. Inzwischen untersucht der Rover die Hänge des
Zentralbergs und sammelt dort weitere Informationen, die etwas über die
Klimageschichte des Roten Planeten verraten könnten.
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