Urzeitliche Vulkanausbrüche unter Eis
von Stefan Deiters astronews.com
6. Mai 2016
Daten der NASA-Sonde Mars Reconnaissance Orbiter
deuten darauf hin, dass der Mars vor mehreren Milliarden Jahre von einer
ausgedehnten Eisschicht bedeckt war und darunter Vulkane ausgebrochen sind.
Durch Feuchtigkeit und Wärme könnten somit Umweltbedingungen geschaffen worden
sein, die die Existenz von primitiven Leben gefördert haben.
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Wissenschaftler haben in einer Region des
Mars typische Mineralien nachweisen können, die
auf einen Ausbruch eines Vulkans unter einer
Eisdecke hindeuten.
Bild: NASA/JPL-Caltech / JHUAPL / ASU [Großansicht] |
Für ihre jetzt vorgestellte Studie nutzte des Team um Sheridan Ackiss von der
Purdue University in West Lafayette im US-Bundesstaat Indiana Daten des
Compact Reconnaissance Imaging Spectrometer for Mars (CRISM) an Bord
der NASA-Sonde Mars Reconnaissance Orbiter. Damit untersuchten die
Forscher eine Sisyphi Montes genannte Region auf der Südhalbkugel des Mars. Sie
zeichnet sich durch eine Reihe von eigentümlichen Bergen mit einem flachen
Gipfel aus.
Wissenschaftler hat dies schon früher an die Form von Vulkanen auf der Erde
erinnert,
die unter Eis ausbrechen. "Gestein kann Geschichten erzählen", so Ackiss. "Die
Untersuchung dieses Gesteins kann Informationen darüber liefern, wie die Vulkane
entstanden sind und wie sie sich im Laufe der Zeit verändert haben. Mich hat
interessiert, welche Geschichte das Gestein auf diesen Vulkanen zu erzählen
hat."
Brechen auf der Erde Vulkane unter einer Eisdecke aus, führt der sich schnell
bildende Dampf bald zu Explosionen, durch die Löcher im Eis entstehen und Asche
weit in die Atmosphäre geschleudert wird. Genau dies war passiert, als im Jahr
2010 die Asche des Ausbruchs des Eyjafjallajökull auf Island für einige Tage den
Flugverkehr in Europa lahmlegte.
Bei solchen Eruptionen unter einem Gletscher entstehen in der Regel ganz
typische Mineralien wie Zeolithe, Sulfate und lehmartige Verbindungen. Und
genau diese haben die Wissenschaftler auf einigen der flachen Hügel in
der Region Sisyphi Montes gefunden. Mit CRISM gelang es die Zusammensetzung des
Gesteins in diesem Bereich mit einer Auflösung von 18 Metern pro Pixel zu
bestimmen. "Ohne die hohe Auflösung von CRISM hätten wir diese Entdeckung nicht
machen können", so Ackiss.
Die Region Sisyphi Montes erstrecken sich etwa von 55 bis 75 Grad südlicher
Breite. Die Erhebungen, die Vulkanen ähneln, die unter einer Eisdecke
ausgebrochen sind, befinden sich etwa 1.600 Kilometer von der Eiskappe am Südpol
des Mars entfernt, die gegenwärtig einen Durchmesser von 350 Kilometern hat.
Die Entdeckung könnte also bedeuten, dass die Eisschicht auf dem Roten
Planeten früher einmal deutlich ausgedehnter gewesen sein muss, als sie sich
heute präsentiert. Außerdem wäre es möglich, dass durch die Kombination von Wärme und Feuchtigkeit
damals
Umweltbedingungen entstanden sind, die Mikroorganismen günstige Überlebenschancen
geboten haben. Der Mars Reconnaissance Orbiter befindet sich seit 2006 im
Orbit des Mars.
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