Am Fuße eines Riesenvulkans
von Stefan Deiters astronews.com
12. Juli 2013
ESA und DLR haben kürzlich eine neue Aufnahme der Marssonde
Mars Express veröffentlicht. Zu sehen ist der südöstliche Rand des
Riesenvulkans Olympus Mons, des größten Vulkans im Sonnensystem. Der Abhang, der
an einem gewaltigen Steilhang endet, ist überzogen von unzähligen erstarrten
Lavaströmen.
Die südöstliche
Flanke des Vulkans Olympus Mons.
Bild: ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum) [Großansicht] |
Das in der vergangenen Woche von der europäischen Weltraumagentur ESA und dem
Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt veröffentlichte Bild entstand am 21.
Januar 2013 und zeigt den nordöstlichen Teil des größten Vulkans auf dem Mars,
der sich 22 Kilometer über die umgebende Ebene erhebt. Dieser Olympus Mons
genannte Gigant ist damit gleichzeitig der größte Vulkan im Sonnensystem und
mehr als doppelt so hoch wie der höchste Vulkan auf der Erde. Der Mauna Kea
bringt es, gemessen von seiner Basis auf dem Boden des Ozeans, gerade einmal auf
eine Höhe von zehn Kilometern.
Bei beiden Vulkanen handelt es sich um sogenannte Schildvulkane, deren Abhänge
nur eine geringe Steigung aufweisen und sich daher weit in die Ebene erstrecken.
Olympus Mons verfügt allerdings über einen markanten Steilhang, der ganz typisch
für die größeren Marsvulkane ist. Der um den gesamten Vulkan umlaufende
Steilhang kann dabei Höhen von bis zu neun Kilometern erreichen und entstand
vermutlich durch katastrophale Hangabrutschungen.
Überall auf dem Abhang sind erstarrte Lavaströme zu erkennen. Aus diesen ragen
einzelne Felsbrocken heraus, die entweder umgedreht oder hochgehoben wurden, als
der Hang des Vulkans abrutschte und sich dadurch der Steilhang bildete. Das
Netzwerk aus engen, sich teils überlappenden Lavaströmen deutet auf eine sehr
aktive vulkanische Vergangenheit hin.
Im Gegensatz zu den zahlreichen auf der Flanke und dem Steilhang sichtbaren
Formen, sieht die Ebene rund um den Vulkan schon fast langweilig aus: Es fallen
vor allem zwei Strukturen auf. So genannte Runzelrücken (im Englischen wrinkle
ridges), die durch abkühlende Lava entstanden sind und wie verwundene Seile
aussehen sowie ein Kanalsystem, das hufeisenförmig ausläuft. Es entstand
vermutlich auch durch Lava, wobei die Wissenschaftler nicht ausschließen können,
dass hier einmal Wasser geflossen ist.
Aus der Tatsache, dass auf dem Bild nur wenige kleinere Einschlagkrater zu sehen
sind, folgern die Forscher, dass es sich um eine vergleichsweise junge
Oberfläche handelt. In älteren Regionen des Mars finden sich deutlich mehr
Krater. Je älter eine Oberfläche nämlich ist, desto größer ist auch die
Wahrscheinlichkeit, dass sie von einem Asteroiden getroffen wird.
Olympus Mons befindet sich im nordwestlichen Bereich der Tharsis-Vulkanregion
des roten Planeten. Man vermutet, dass die Vulkane hier noch bis vor einigen
zehn Millionen Jahren aktiv waren. Angesichts des Alters des Planeten von 4,6
Milliarden Jahren ist dies geologisch noch nicht lange her.
Die jetzt veröffentlichte Aufnahme wurden mit der High Resolution Stereo
Camera (HRSC) an Bord der europäischen Sonde Mars Express gemacht.
Das Kameraexperiment HRSC wird von Prof. Dr. Gerhard Neukum von der Freien
Universität Berlin geleitet. Dieser hat auch die technische Konzeption der
hochauflösenden Stereokamera entworfen. Insgesamt besteht das Team aus 40
Wissenschaftlern, die aus 33 Instituten aus insgesamt zehn Nationen stammen.
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