Verbliebene Marsatmosphäre noch dynamisch
von Stefan Deiters astronews.com
9. April 2013
Die dem Mars noch verbliebene Atmosphäre ist weiterhin
aktiv. Dies ist das Ergebnis von Messungen des Marsrovers Curiosity im
Gale-Krater des roten Planeten, die jetzt auf einer Tagung in Wien vorgestellt
wurden. Der größte Teil der Marsatmosphäre ging aber offenbar verloren, indem
Gas aus den oberen Schichten ins All entwich.
Neben den
Bohrlöchern befinden sich inzwischen zwei Haufen
aus nicht für die Untersuchung verwendetem
Pulver.
Bild: NASA / JPL-Caltech / MSSS |
Die jüngsten Resultate von Messungen des Marsrovers
Curiosity wurden gestern auf der Generalversammlung der European
Geosciences Union in Wien vorgestellt. Darunter waren auch die Ergebnisse
von Analysen des Instruments Sample Analysis at Mars (SAM), mit dem in
der vergangenen Woche eine detaillierte Untersuchung der Atmosphäre des roten
Planeten durchgeführt wurde.
Die Analyse lieferte die bislang präziseste Messung verschiedener Argon-Isotope
in der Marsatmosphäre. Isotope sind Varianten eines Elements, die alle die
gleiche Anzahl von Protonen, jedoch unterschiedlich viele Neutronen aufweisen.
"Wir haben damit die wohl eindeutigste Signatur des Atmosphärenverlusts des Mars
gemessen", so Sushil Atreya von der University of Michigan, der zum
SAM-Team gehört.
Die SAM-Daten zeigen, dass der Anteil des leichteren, stabilen Argon-Isotops
Argon-36 in der Marsatmosphäre vier Mal über dem des schwereren Isotops Argon-38
liegt. Die Messungen sind deutlich präziser als Werte, die mit den Viking-Sonden
gewonnen wurden oder auf Analysen von Gaseinschlüssen in Marsmeteoriten beruhen.
Die Rate liegt erheblich unter dem ursprünglichen Wert im Sonnensystem, den man
durch Argon-Isotop-Messungen bei der Sonne und bei Jupiter bestimmt hat. Dies
werten die Wissenschaftler als einen Hinweis dafür, dass beim Verlust der
Marsatmosphäre leichtere Isotope einfacher entwichen sind als schwerere, was für
ein Entweichen des Gases aus den oberen Atmosphärenschichten spricht.
Mithilfe der Rover Environmental Monitoring Station (REMS) wurden
von Curiosity in den vergangenen Monaten zudem täglich Wetterdaten
erfasst. Während die Lufttemperaturen beständig angestiegen sind und dieser
Anstieg weitgehend unabhängig vom Standort des Rovers war, stellten die Forscher
deutliche Unterschiede bei der Luftfeuchtigkeit fest.
Zwar haben die Wissenschaftler im Gale-Krater keine Spuren der marstypischen
Staubteufel entdeckt, allerdings registrierten die Sensoren des Rovers Hinweise
auf Wirbelwinde - jedoch nicht so häufig wie bei anderen Missionen. "Ein
Wirbelwind ist ein sehr kurzes Ereignis, das sich durch bestimmte Werte bei
Luftdruck, Temperatur und durch Schwankungen beim Wind verrät und manchmal auch
durch einen Abfall der ultravioletten Strahlung", so Javier Gómez-Elvira vom
Centro de Astrobiología in Madrid, der verantwortliche Wissenschaftler für
REMS.
Auch der Marsstaub wurde inzwischen einer gründlichen Analyse unterzogen: "Wir
wussten, dass der Mars rot ist, weil es im Staub Eisenoxid gibt", erklärt
Sylvestre Maurice vom Institut de Recherche en Astrophysique et Planétologie
im französischen Toulouse vom Team des Instruments Chemistry and Camera
(ChemCam). "ChemCam hat nun gezeigt, dass der Staub eine komplexe
chemische Zusammensetzung hat und auch Wasserstoff enthält, etwa in Form von
Hydroxylgruppen oder als Wassermoleküle." Interessant dürfte daher vor allem die
Untersuchung eines möglichen Austauschs von Wassermolekülen zwischen der
Atmosphäre und dem Marsboden sein.
Bis Ende April wird Curiosity weiterhin Klimadaten erfassen und
Kommandos abarbeiten, die bereits im März zum Rover geschickt worden waren.
Derzeit werden nämlich keine Befehle zum Mars übermittelt, da sich der roten
Planet - von der Erde aus betrachtet - genau hinter der Sonne befindet (die
Astronomen sprechen von einer Konjunktion). Eine sichere, störungsfreie
Kommunikation kann daher gegenwärtig nicht gewährleistet werden.
"Nach der Konjunktion wird Curiosity einen weiteren Stein in dem
Bereich anbohren, in dem sich der Rover gerade befindet", so John Grotzinger vom
California Institute of Technology, der Projektwissenschaftler für das
Mars Science Laboratory. "Das genaue Ziel wurde noch nicht ausgewählt.
Das Team wird das während der Konjunktionsphase diskutieren."
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