Trockeneis-Schnee auf dem Mars
von Stefan Deiters astronews.com
14. September 2012
Untersuchungen mit dem Mars Climate Sounder an Bord
der Sonde Mars Reconnaissance Orbiter haben den bislang eindeutigsten
Hinweis dafür erbracht, dass es auf dem Mars Schneefall aus gefrorenem
Kohlendioxid, also Trockeneis, gibt. Damit wäre der Rote Planet der einzige
bislang bekannte Ort im Sonnensystem, wo sich dieses Wetterphänomen beobachten
lässt.

Karte der
Schneeablagerungen aus Trockeneis im Winter am
Mars-Südpol. Die Farben stehen für
unterschiedliche Größen der Partikel, wobei blau
für große Partikel steht und rötlich-weiß für
kleine.
Bild: NASA/JPL-Caltech [Großansicht] |
Damit Kohlendioxid gefriert und "Trockeneis" entsteht, muss es deutlich kälter
sein als für das Gefrieren von Wasser. Dass es auf dem Mars offenbar Schneefall
aus Trockeneis gibt, macht einmal wieder deutlich wie sehr sich der rote Planet
doch von unserer Erde unterscheidet und was für unwirtliche Bedingungen hier
herrschen.
"Wir haben hier den ersten definitiven Nachweis von Kohlendioxid-Schneewolken",
erläutert Paul Hayne vom Jet Propulsion Laboratory der NASA, der auch
Erstautor einer Fachartikels über die Untersuchungen ist, der in der Zeitschrift
Journal of Geophysical Research erscheint. "Wir konnten sicher
feststellen, dass die Wolken aus Kohlendioxid bestehen und dass sie dick genug
sind, um für Schnellfall zu sorgen, der sich auf der Oberfläche ansammelt."
Zu dieser besonderen Form des Schneefalls kommt es allerdings nur im südlichen
Winter rund um den Südpol des roten Planeten. Dass es in der ständigen und
saisonalen südlichen Polkappe des Mars Kohlendioxideis gibt, war schon länger
bekannt. Der Marslander Phoenix hat zudem im Jahr 2008 auch Schneefall
aus Wassereis in der nördlichen Polarregion des Planeten verfolgen können (astronews.com
berichtete).
Die Forscher um Hayne untersuchten mit Hilfe des Mars Climate Sounder
an Bord der Sonde Mars Reconnaissance Orbiter Wolken in der
Marsatmosphäre. Mit dem Instrument ist es möglich, die Zusammensetzung der
Marsatmosphäre, ihre Temperatur, die Größe von Partikeln und die Konzentration
eines Stoffes zu ermitteln. Die Daten stammten aus dem Marswinter 2006/2007.
Damals befand sich über dem Südpol lange Zeit eine rund 500 Kilometer
durchmessende Kohlendioxidwolke und es gab auch mehrere kurzlebigere und
kleinere Wolken aus Kohlendioxideis in geringerer Höhe rund um den Südpol.
Auf Schneefall konnten die Wissenschaftler zum einen aus der Größe der
Kohlendioxideis-Partikel schließen, sowie aus quasi vertikalen Beobachtungen des
Wolkensystems, bei der sich die Signatur von Kohlendioxideis-Partikeln von der
Wolke bis zum Boden nachweisen ließ.
Die Eiskappe am Südpol des Mars ist der einzige Ort, an dem es das ganze Jahr
über gefrorenes Kohlendioxideis gibt. Die Frage war bislang, wie sich das
Kohlendioxideis hier ablagert: Kommt es zu Schneefall oder setzt es sich als
Frost einfach auf dem Boden ab. Die neuen Daten zeigen nun, dass der
Trockeneis-Schneefall offenbar besonders heftig über der permanenten Polkappe
des Mars auftrifft. Dem Schneefall könnte also eine wichtige Rolle bei ihrer
Erhaltung zukommen.
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