Blick in den Hadley-Krater
von Stefan Deiters astronews.com
11. September 2012
Im letzten Monat hat Mars Express noch die Landung
des NASA-Rovers Curiosity unterstützt, inzwischen setzt die europäische
Raumsonde ihre wissenschaftliche Mission zur Untersuchung des Roten Planeten
fort. Die ESA veröffentlichte jetzt eine Aufnahme des Hadley-Kraters, die im
Frühjahr entstand und einen tiefen Blick in den Untergrund des Mars erlaubt.

Der Blick von
Mars Express in den Hadley-Krater.
Bild: ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum) [Großansicht] |
Während der Landung des Mars Science Laboratory, also des jüngsten
NASA-Marsrovers Curiosity, waren mehrere Marssonden dazu abgestellt,
das riskante Manöver aus dem Orbit zu verfolgen und vom Rover gesendete Daten
aufzuzeichnen und zur Erde zu übermitteln.
Auch die europäische Sonde Mars Express unterstützte so diese
NASA-Mission, hat aber inzwischen ihre eigentliche Aufgabe wieder aufgenommen
und untersucht aus ihrer Umlaufbahn die Geologie und Atmosphäre des Planeten.
Mit der High Resolution Stereo Camera entstehen dabei eindrucksvolle
Ansichten des Mars.
In der vergangenen Woche veröffentlichte die ESA ein Bild des 120 Kilometer
durchmessenden Kraters Hadley, der den Planetenkundlern einen interessanten
Einblick in die Marskruste gewährt. In dem Krater befinden sich mehrere weitere
Einschlagkrater, die an ihrer tiefsten Stelle eine Tiefe von 2.600 Metern in
Bezug auf die umgebende Oberfläche erreichen. Das Bild entstand bereits am 9.
April 2012. Der Hadley-Krater liegt westlich von Al-Qahira Vallis in der
Übergangszone zwischen dem älteren südlichen Hochland und der jüngeren Tiefebene
im Norden des Mars.
Der Hadley-Krater ist nach dem englischen Rechtsanwalt George Hadley benannt,
der sich in seiner Freizeit mit Physik und Meteorologie beschäftigte und
Namensgeber der von ihm entdeckten Hadley-Zelle ist. Dabei handelt es sich um
ein Zirkulationssystem in der Erdatmosphäre, durch das warme feuchte Luft aus
den Tropen in höhere Breitengrade gelangt. Die Hadley-Zelle ist die Ursache der
Passat-Winde.
Wie auf dem jetzt veröffentlichten Bild schön zu erkennen ist, wurde der
Hadley-Krater nach seiner Entstehung wiederholt von anderen größeren Asteroiden
oder Kometenkernen getroffen, hatte sich aber zuvor schon wieder mit Sedimenten
oder Lava teilweise gefüllt. Ein Hinweis dafür, dass es sich um Lava gehandelt
haben könnte, liefern die so genannten Runzelrücken, die längs durch den
nördlichen Teil des Hadley-Kraters verlaufen (Norden ist auf dem Bild rechts).
Runzelrücken, deren Form an miteinander verwundene Seile erinnert, sind
vulkanischen Ursprungs und bilden sich durch das Erstarren einer zunächst
dünnflüssigen Lavadecke, die sich beim Abkühlen staucht. Auf diese Weise
entstehen die typischen Strukturen, die man beispielsweise auch auf dem Mond
beobachten kann.
Besonders interessant für die Forscher ist das Material, das sich rund um die
kleineren Krater befindet und das bei deren Entstehung in die Umgebung
geschleudert wurde - insbesondere bei einem Krater oben im Bild und beim
tiefsten Krater in der Bildmitte. Die Forscher vermuten, dass hier früher
flüchtige Stoffe unter der Oberfläche vorhanden waren, bei denen es sich
eventuell um Wassereis gehandelt haben könnte.
Während des Einschlags hat sich dieses Eis dann mit anderem Material vermischt,
so dass eine Art "Matsch" entstand, der in die Umgebung gespritzt
wurde. Nach der
Analyse der Bilddaten halten es die Forscher für möglich, dass am Ort der beiden
Krater einst Wassereis bis in eine Tiefe von einigen Hundert Metern vorhanden
war - entsprechend der Tiefe der zwei Krater in Bezug auf ihre Umgebung.
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