Krater deuten auf früheres Grundwasser hin
von Stefan Deiters astronews.com
16. Juli 2012
Die Untersuchung von Gesteinsmaterial, das bei Einschlägen
auf der Marsoberfläche in die Umgebung geschleudert wurde, lieferte jetzt
Hinweise dafür, dass es in der Region Tyrrhena Terra im südlichen Hochland des
Roten Planeten früher einmal über eine längere Periode Wasser im Untergrund
gegeben haben muss.
Ein 25 Kilometer
durchmessender Krater (im Vordergrund) in der
Region Tyrrhena Terra in einer perspektivischen
Ansicht.
Bild: Mars Express HRSC, ESA/DLR/FU Berlin
(G. Neukum); NASA/MOLA Science Team; D. Loizeau
et al. [Großansicht] |
Flüssiges Wasser an der Marsoberfläche, da sind sich alle Experten einig, kann
es heute nicht mehr geben. Der geringe atmosphärische Druck auf dem roten
Planeten würde dazu führen, dass jegliches Wasser sofort verdampft. Allerdings
wurden durch verschiedene Missionen aus dem Orbit und auf der Marsoberfläche
immer wieder Hinweise darauf gefunden, dass Wasser in einer frühen Phase der
Marsgeschichte durchaus eine Rolle gespielt haben muss.
Einschlagkrater erlauben den Wissenschaftlern einen Blick in diese Vergangenheit
der Marsoberfläche. Je tiefer die Krater sind, desto weiter in die Vergangenheit
können sie schauen. Außerdem lässt sich dank des Materials, das bei einem
Einschlag in die Umgebung geschleudert wurde, oft auch Gestein untersuchen, das
sonst eigentlich tief im Untergrund des Planeten verborgen ist und ohne den
Einschlag nicht zugänglich gewesen wäre.
Mit Hilfe der europäischen Marssonde Mars Express und der NASA-Sonde
Mars Reconnaissance Orbiter haben Wissenschaftler jetzt Krater in einem
rund 1.000 mal 2.000 Kilometer großen Gebiet in der Region Tyrrhena Terra im
südlichen Hochland des Planeten untersucht, um mehr über die Geschichte des
Wassers in dieser Region zu lernen. Sie konzentrierten sich dazu auf die
chemische Zusammensetzung von Gesteinen in den Kraterwänden, den Rändern, den
Zentralbergen der Krater und von Auswurfmaterial rund um die Krater. An
insgesamt 175 Stellen entdeckten sie dabei Mineralien, die sich nur bei
Vorhandensein von Wasser bilden konnten.
"Die große Bandbreite der Kratergrößen unserer Untersuchung, von einem
Durchmesser von weniger als einem Kilometer bis zu 84 Kilometern, deutet darauf
hin, dass diese hydratisierten Silikate aus Tiefen im Meter- bis in den
Kilometerbereich stammen", so ESA-Research Fellow Damien Loizeau, der
Erstautor der Untersuchung, die in der Fachzeitschrift Icarus
veröffentlicht wurde. "Die Zusammensetzung des Gesteins spricht dafür, dass es
hier über längere Zeit Wasser im Untergrund gegeben haben muss. Nur so konnte
das Gestein auf diese Weise verändert werden."
Während sich in dem Auswurfmaterial deutliche Hinweise auf einen Kontakt mit
Wasser finden lassen, gibt es beim übrigen Gestein, das sich zwischen den
Kratern in Tyrrhena Terra befindet, dafür keine Anzeichen. "Die
Wasserzirkulation muss sich vor etwa 3,7 Milliarden Jahren einige Kilometer tief
in der Kruste abgespielt haben, bevor die meisten Krater dieser Region
entstanden sind", erläutert Coautor Nicolas Mangold vom Laboratoire de
Planétologie et Géodynamique der Université de Nantes in
Frankreich.
"Das Wasser sorgte für ganz unterschiedliche chemische Veränderungen in dem
Gestein, die niedrige Temperaturen in der Nähe der Oberfläche und höhere
Temperaturen in der Tiefe widerspiegeln, allerdings ohne eine direkte Beziehung
zu den Umweltbedingungen an der Oberfläche in jener Zeit," so Mangold weiter. Im
Gegensatz dazu würde man beispielsweise in der Region Mawrth Vallis, in der man
an vielen Stellen Tonminerale nachweisen konnte, eine gleichmäßigere Verteilung
der auf Wasser zurückzuführenden Minerale vorfinden, was auf eine direktere
Verbindung mit Prozessen auf der Oberfläche hindeutet.
"Flüssiges Wasser auf dem Mars spielt eine wichtige Rolle, wenn man sich mit der
Lebensfreundlichkeit des Planeten beschäftigt", unterstreicht Olivier Witasse,
der ESA-Projektwissenschaftler für Mars Express, die Bedeutung der
Untersuchung. "Diese Studie zeigt uns nun eine Region, in der es für eine lange
Zeit Grundwasser gegeben hat."
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